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Engelslust

Engelslust

Titel: Engelslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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Augen kaum noch etwas. Daher ließ sie eine knisternde Energiekugel auf ihrer Handfläche erscheinen, während sie die Stufen hinabstieg, immer tiefer, bis sie vor einer einzigen schmiedeeisernen Tür angekommen war. Was würde sie dahinter erwarten? Noch ein Wächter?
    Nacheinander probierte sie alle Schlüssel, bis sie endlich den fand, der passte. Quietschend bewegte sich der Mechanismus im Inneren des Schlosses, bis es klickte und die Tür ein Stück aufschwang.
    Lerajas Herz klopfte heftig. Absolute Schwärze breitete sich vor ihr aus, doch sie hörte ein leises Röcheln.
    Sie erschauderte. Ein weiterer elbischer Spruch schickte ihre Energiekugel in den Kerker. Langsam schwebte das Licht an der niedrigen Decke entlang und Leraja konnte eine winzige Zelle erkennen, die in den rohen Fels gehauen worden war, kaum größer als das Badezimmer in Thornes Jagdhütte.
    Es gab nichts, aber auch rein gar nichts in dieser Höhle. Nur auf dem blanken Boden, da lag eine Gestalt auf dem Rücken, die bestimmt noch einen Kopf kleiner als Leraja selbst war. Ihr stockte der Atem. Auch wenn das einst weiße Gewand nun verdreckt und löchrig war und die silbernen Haare grau und stumpf, spürte Leraja, wen sie vor sich hatte, und wisperte: »Fermion.«
    Ein Zucken ging über das zarte Gesicht, das von vielen Falten durchzogen war. Der kleine Mann wirkte androgyn und schien halb tot zu sein, dennoch fühlte Leraja seine Macht. Ganz schwach.
    Leraja duckte sich in den Kerker und kniete sich neben den Elf. Sanft berührte sie die knochige Schulter durch das zerschlissene Gewand, wobei sie eine aufkommende Übelkeit unterdrücken musste. Fermion stank furchtbar!
    Seine Lider flatterten. »Xira?«, krächzte er.
    »Nein«, flüsterte Leraja, weil sie einen Kloß im Hals hatte. »Leraja.«
    Ohne die Augen zu öffnen, drehte er ihr den Kopf zu. »Tochter?«
    »Ja.«
    Er streckte seine knochige Hand nach ihr aus und sie ließ es zu, dass er ihr Gesicht befühlte und ihre spitzen Ohren. »Ja, du bist es«, wisperte er, wobei seine Hand zurücksackte. Dann lag er wieder wie tot vor ihr.
    »Vater?« Sanft fasste sie seinen Arm, der dürr und zerbrechlich wirkte.
    »Dein Licht blendet mich«, erwiderte er leise, seine Stimme kaum mehr als ein Hauch.
    »Oh!« Leraja schickte ihren Energieball vor die Tür. Wie lange lebte Fermion schon hier unten, in ewiger Dunkelheit? Er war sehr geschwächt. Wenn sich Elfen ihre Energie aus der Natur holten, wie konnte er also all die Jahre dieses Martyrium überleben? Hier in seinem Gefängnis gab es nichts als kalten Stein, kein Pflänzchen, kein Getier. Nicht einmal die Ratten verirrten sich in diese Tiefen.
    »Ich bin gekommen, um dich hier herauszuholen.«
    Flatternd hoben sich seine Lider. Zum ersten Mal erblickte Leraja seine wunderschönen eisblauen Iriden. Fermion lächelte. Tränen schimmerten in seinen blinden Augen, denn er schien Leraja nicht zu sehen. »Weiß deine Mutter das?«
    »Natürlich nicht; deshalb müssen wir uns beeilen!«
    »Ich fürchte, ich kann nicht aufstehen«, flüsterte er.
    »Kein Problem, ich werde dich tragen.« Vorsichtig schob Leraja ihre Arme unter seinen dünnen Körper und spürte die spitzen Knochen. Obwohl sie stark genug war, mehr als einen erwachsenen Mann zu tragen, versagten ihr kurz die Kräfte vor Aufregung. Fermion war tatsächlich ihr Vater und sie hatte ihn gefunden. Endlich würde sie Antworten auf all ihre Fragen bekommen, die Xira ihr nie geben wollte. Doch dazu mussten sie erst hier heraus.
    »Xira?«, fragte er plötzlich und zitterte, als sie mit ihm aus dem Verlies schritt. Der Energieball folgte ihnen in einigem Abstand, ein kaltes Licht verbreitend.
    »Nein Vater, ich bin es, Leraja.«
    »Leraja?«
    »Deine Tochter.«
    Sein Körper, der kaum mehr als der eines Kind wog, entspannte sich wieder. »Leraja … Tochter …«, murmelte er verwirrt und schloss die Augen. Doch sofort riss er sie weit auf und rief: »Wir müssen fliehen, bring mich nach Gwandoria!!!«
    Gwandoria … ins Elfenreich? »Aber … das kann ich nicht. Ich weiß nicht, wo es liegt und ob ich es überhaupt betreten kann. Ich werde dich jedoch zu einem Engel bringen. Der wird dir helfen.«
    Leraja hatte von Gwandoria gelesen. Es war ein wunderschönes Land, in dem ewiger Frühling herrschte. Es existierte in einer parallelen Dimension.
    »Engel? Auch gut«, wisperte er, aber plötzlich sagte er: »Warte.« Fermion atmete schwer. »Ich weiß nicht, ob ich noch so lange durchhalte. Ich

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