Engelslust
angekommen war und Taurill ihn bemerkte, schickte der Stierdämon einen nackten Diener zu ihm. Dieser war am ganzen Körper rasiert und trug einen Ledergurt um den Penis, der eine Dauererektion hervorrief, was bestimmt unangenehm war. Magnus versuchte nicht auf den verschnürten Schwanz zu schauen, stattdessen brachte er sein Anliegen vor, wobei er sich als Feuerdämon mit Namen Berbero ausgab. Anschließend rannte der Sklave zu Taurill, um ihm flüsternd die Nachricht zu überbringen.
Interessiert sah Taurill zu ihnen herüber; seine tief in den Höhlen liegenden Augen leuchteten rot auf, als er auf Amabila schaute. Dann erhob er sich und ging zu ihnen. Magnus schluckte, denn der Stierdämon war zwei Köpfe größer als er. Magnus zog sich die Kapuze vom Kopf, um sich zu erkennen zu geben. Sein rotes Haar leuchtete im schummrigen Licht der Katakomben. Amabila hatte ihm zu der Farbe geraten, weil sie meinte, sie passe gut zu einem Feuerdämon. Nur die extrem lange Hakennase störte sein Blickfeld. Zum Glück war sie nur eine Illusion, sonst hätte er sich längst eine andere gezaubert.
Magnus verbeugte sich vor dem Hünen, wobei er mit der Hand eine schwungvolle Bewegung machte wie ein Höfling und einen Feuerschweif hinter sich herzog. Magnus beherrschte es, die meisten Zauber auszuführen, ohne dabei zu reden, es reichte, wenn er sich den Spruch dachte. So würde dem Dämon der Schwindel nicht auffallen.
»Du bietest mir also Drachenblut an, Berbero?«, sagte Taurill mit einem seltsamen Akzent – womöglich keltisch – und so leise, dass es von den Umstehenden niemand mitbekam. Die laute Musik übertönte zwar alles, aber Dämonen besaßen verdammt gute Ohren.
»Eine halbe Phiole«, flüsterte Magnus. Für den Kelch hatte er nicht alles gebraucht und es schien das beste Mittel zu sein, um an Phönixtränen zu kommen. Taurill war dafür bekannt, außergewöhnliche Zutaten zu sammeln.
Interessiert glitt Taurills Blick über Amabilas nackte Gestalt; es war offensichtlich, dass er sie als eine von ihrer Art erkannt hatte. »Ist das wirklich ein Engel?«
Magnus nickte zögerlich und zog Amabila an der Leine näher zu sich. Sie zitterte leicht und hatte die Arme um ihre Brüste geschlungen. Schämte sie sich etwa wegen ihrer Nacktheit? Magnus horchte auf. Da stimmte doch etwas nicht; als Engel empfand sie keine Scham! Sie veränderte sich tatsächlich und er war schuld daran …
»Nun gut«, knurrte der Stier. »Der Tausch gilt.«
Erleichtert atmete Magnus auf, aber der Dämon hatte noch nicht zu Ende gesprochen. »Ich will deinen Engel.«
Sofort starrte ihn Amabila mit aufgerissenen Augen an.
»Unmöglich«, erwiderte Magnus mit fester Stimme und stellte sich vor sie. »Ich leihe sie nicht aus.«
»Habe ich etwas von Ausleihen gesagt?« Amüsiert hob der Dämon eine pechschwarze Braue. »Ich möchte sie als zusätzliches Geschenk.«
Verdammt, damit hatte Magnus nicht gerechnet. Amabila sollte lediglich seine Tarnung unterstreichen. Ohne zu zögern, griff er in seine Manteltasche, um das Drachenblut herauszuholen, aber Taurill hielt seinen Arm fest, so fest, dass Magnus glaubte, seine Knochen würden zersplittern.
»Nicht hier, du Idiot«, zischte der Dämon, wobei seine Iriden aufglühten. »Komm mit!«
Magnus folgte dem Hünen in einen separaten Raum, in den nur gedämpft die Musik des Clubs drang. Offensichtlich befanden sie sich nun in den privaten Gemächern des Dämons, denn mitten im Gewölbe stand ein gewaltiges Polsterbett mit Pfosten, das mit giftgrünen Laken bezogen war. An den Säulen hingen Ketten mit schweren Eisengliedern. Es war unverkennbar, dass Taurill hier seiner Lust frönte.
Magnus ’ Knie zitterten, sein Unterarm schmerzte und er hatte Mühe, den Verschleierungszauber aufrechtzuerhalten, deshalb setzte er lieber seine Kapuze wieder auf. Würde sich Taurill am Ende doch mit der Phiole zufriedengeben? Immerhin galt Drachenblut als eine der mächtigsten Zutaten, um Schwarze Magie zu wirken, und war wirklich schwer zu bekommen. Taurill musste sich die Finger danach lecken, aber Magnus hatte ein ganz ungutes Gefühl.
Außer ihnen beiden und Amabila waren ihnen nur die zwei männlichen Diener gefolgt, die wohl zu Taurills treuesten Anhängern zählten. Einer von ihnen nahm auf ein Kopfnicken des Dämons hin die Phiole an sich, der andere Sklave schritt auf Amabila zu.
»Was wird das?«, fragte Magnus scharf, als der Sklave Amabila von ihm wegriss.
»Wir hatten einen Deal, Berbero,
Weitere Kostenlose Bücher