Engelslust
Chance auf die Phönixtränen hatte … »Sprich, aber mach schnell!«
»Ich habe vorhin euer Gespräch belauscht«, sagte sie, wobei sie spitze Zähne entblößte. »Du gibst mir, was ich will, und ich zeige dir, wo mein Meister seine Zauberutensilien versteckt.«
Magnus nickte. »Und was willst du?«
Ihre schlangenähnlichen Augen huschten in ihren Höhlen hin und her, sie schien nervös zu sein. »Taurill. Ich brauche seinen Samen.«
Magnus fragte nicht weiter nach, warum ihr das so wichtig war. Wahrscheinlich wollte sie ihr persönliches mächtiges Dämonenbaby züchten oder was auch immer, Magnus war es im Moment absolut egal.
»Leg dich unter ihn!«, befahl er der Dämonin und lief mit Amabila in seinen Armen zum Bett, um die Ketten wieder zu fixieren. Amabila war so leicht, er bemerkte sie kaum, aber er spürte, dass sich Taurills Erstarrung und die der Sklaven langsam lösten. Ihre Lider zuckten.
Dann legte er einen Verschleierungszauber über die Dämonin. Im nächsten Augenblick sah sie wie Amabila aus. »Der Zauber hält höchstens eine halbe Stunde!«, warnte Magnus sie.
Die Dämonin lächelte. »Oh, bis dahin werde ich ihn so weit haben.« Zwischen ihren Schenkeln tropfte es. Sie musste unsagbar scharf auf diesen mächtigen Schwanz sein. »Hinter dem Wandteppich ist seine Vorratskammer, aber ich weiß nicht, wie du sie öffnen kannst.«
Nachdem sich Magnus hastig umgesehen und den Wandteppich erblickt hatte, auf dem der Eiffelturm abgebildet war, rannte er hin und schob ihn auf die Seite. Nichts als die blanke Felswand war zu erkennen, außer … Ein winziges Symbol war in den Fels geritzt worden, das mit Sicherheit niemandem auffiel, der nicht danach suchte. Es zeigte eine Schlange, die sich selbst in den Schwanz biss und somit einen Ring bildete. Es war ein Uroboros, ein bedeutendes Symbol der Alchemie, das für »Verborgene Macht« stand.
»Mein Ende ist mein Anfang«, murmelte Magnus auf Latein, wobei er mit dem Zeigefinger den Kreis der Schlange nachfuhr. Der Felsen schien sich daraufhin zu verflüssigen und gab eine große Regalwand frei. Magnus griff, ohne zu zögern, durch die wabernde Substanz und holte die einzige Phiole hervor, die seiner Meinung nach Phönixtränen enthielt, denn sie war nicht größer als sein Daumen. In das Glas war ein winziger Vogel geritzt, der aus Flammen emporstieg. Als Magnus die Phiole in seine Hosentasche gesteckt hatte, verfestigte sich der Fels wieder.
»Magnus«, sagte Amabila leise und er blickte sie an. Ihre Tränen waren versiegt, doch ihre Lider geschwollen. »Das Drachenblut!«
Nickend lief er mit ihr auf den Armen zu dem Diener, der die Phiole immer noch in den erstarrten Fingern hielt. Es war gefährlich, es bei Taurill zu lassen.
Der Dämon würde ausflippen, wenn er die fehlenden Fläschchen bemerkte oder dass er keinen Engel unter sich liegen hatte, aber da würde Magnus längst über alle Berge sein, hoffte er, und Taurill ihn niemals finden. Er drückte Amabilas leichte Gestalt fest gegen seine Brust, um mit ihr aus dem Club zu fliehen. Dabei streichelte er ihr über den Rücken und küsste ihr Haar. »Lass uns hier verschwinden«, flüsterte er in ihr Ohr, als sie auf der Straße angekommen waren. Schon löste sich die Welt vor seinen Augen in Rauch auf.
Als er wieder zu sich kam, standen sie in ihrem Bungalow auf Ko Samui. Amabila zitterte immer noch. Ohne darüber nachzudenken, trug er sie in die Duschkabine, wo er warmes Wasser über ihren Körper laufen ließ und sie mit viel Duschgel einseifte. Er wollte sämtliche Berührungen des Stierdämons von ihr abwaschen, wobei es ihm egal war, dass sein Cape und sein Hemd ganz nass wurden. Anschließend hüllte er sie in einen seidenen Bademantel, legte sie aufs Bett und deckte sie zu, obwohl er wusste, dass sie nicht frieren konnte. Doch … auf ihrem Körper hatte sich eine Gänsehaut ausgebreitet; er fühlte sich kühl an.
Nachdem Magnus sich die Schuhe von den Füßen gekickt und die nasse Kleidung abgestreift hatte – nicht ohne vorher die Phiolen herauszuholen –, kroch er nur in Shorts zu ihr unter die Decke. Dann zog er Amabila in seine Arme, um sie zu wärmen. Leise seufzend kuschelte sie sich an seine Brust; er fühlte ihre kalte Nasenspitze an seiner Haut. »Ich danke dir«, flüsterte sie, ihre Augen schließend, als wäre sie ebenso müde wie er.
Sanft küsste er sie auf die Stirn, bevor er sich zum Nachttisch umdrehte und die Schublade aufzog, denn er hatte noch etwas
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