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Engelslust

Engelslust

Titel: Engelslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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ich sie quasi rausschälen.«
    Crispins Augen wurden groß. »Sie ist also … nackt?«
    »So ziemlich.«
    »Wow, Alter, du hast aber auch ein Glück. Weißt du eigentlich, wie ätzend das ist, schon so lange in einem menschlichen Körper zu stecken und nichts damit anfangen zu können?« Da war er wieder, der typische Crispin-Witz, mit dem er seine eigene Unsicherheit gegenüber dem weiblichen Geschlecht überspielte, aber Cain war jetzt nicht nach Scherzen zumute. »Mensch, Cris, nerv mich nicht, ich muss gleich wieder los!«
    »Du hast es ja eilig, zu deiner Dämonin zu kommen.«
    Als Cain daraufhin nichts erwiderte, sondern davonstürmte, rief Cris ihm nach: »Verfluchte Scheiße!«
    Gerade hatte Cain sich auflösen wollen, als er abrupt stehen blieb und Crispin über den Gang anstarrte. Solche Ausdrücke kannte er von seinem Kollegen nicht.
    Cris schüttelte den Kopf. »Du hast dich doch nicht …«
    Hastig senkte Cain den Blick und Crispins Mund klappte auf. »Cain, weißt du, was das bedeutet?«
    Cain atmete tief durch. Er hatte nicht gewollt, dass es jetzt schon jemand erfuhr. »Behalte es bitte noch für dich, bis die Mission zu Ende ist. Ich werde das wieder geradebiegen. Versprochen.«
    »Ich bin verpflichtet, das zu melden!«, rief sein Kollege ihm hinterher, doch Cain hatte sich schon aufgelöst und schoss in den Himmel.

Als Cain mit dem festen Willen auf die Insel zurückkehrte, Raja endlich auf die Seite zu schaffen, stutzte er, weil sie verschwunden war. Allein die Fetzen ihrer Kleidung verrieten ihm, dass er sich am richtigen Ort befand. Er drehte sich im Kreis … und sein Atem stockte. Raja kam über das Gras auf ihn zugelaufen, in je einer Hand eine orange Kugel, und lächelte. Ihr blondes Haar war bei dem milden Klima schon beinahe wieder trocken und wehte um ihr herzförmiges Gesicht. Ihre kleinen Brüste wippten leicht bei jedem Schritt und in ihrer schwarzen Spitzenunterwäsche sah sie einfach umwerfend aus. Ihr Tattoo an den Lenden lenkte Cains Blick tiefer. Er schluckte schwer. Dieses höllisch attraktive Teufelsweib machte es ihm verdammt, verdammt, verdammt schwer …
    »Sieh nur, was ich gefunden habe! Wilde Orangen, die schmecken köstlich!« Als Raja ihn erreicht hatte, hielt sie ihm eine geschälte Frucht unter die Nase.
    »Du musst essen?«, fragte er heiser. Am liebsten hätte er sie jetzt an ihrer schmalen Taille an sich gezogen, aber zum Glück hielt er ihre Kleidung in der Hand; da kam er nicht in Versuchung.
    »Ja, ab und zu. Ich bin eine Halb dämonin, schon vergessen? Da ich es einfach nicht fertigbringe, mich von Seelen zu ernähren, bevorzuge ich konventionelle Nahrung.« Ohne ihn zu fragen, schob sie ihm ein Stück in den Mund. »Hier, oder du verpasst was.«
    Ein süß-saueres Aroma explodierte auf seiner Zunge und überflutete seine Geschmacksknospen. Es war lange her, dass er etwas gegessen hatte, und Raja hatte recht: Die Orange schmeckte köstlich! Sie war saftig und reif. Genüsslich schloss er die Augen und stöhnte leise, während er kaute. »Was meinst du damit, dass du es nicht fertigbringst, dich von Seelen zu ernähren?«, fragte Cain.
    »Zu blond dazu!« Lachend schob ihm Raja ein zweites Stück zwischen die Lippen, aber diesmal entzog sie Cain ihren Finger nicht sofort, sondern strich ihm kurz über die Lippen. Eine kleine Geste, die bei Cain bewirkte, dass er hart wurde.
    »Du bist eben eine richtige Elfe«, erwiderte er und fügte gedanklich hinzu: Und du hast mich verzaubert.
    Raja zuckte mit den Schultern, ohne auf seine Bemerkung einzugehen. »Da hinten gibt es noch mehr. Komm mit!« Am Arm zog sie ihn ein Stück den Hügel hinauf, wo hinter mächtigen Büschen drei Orangenbäume standen. Sie sahen schon sehr alt und verwildert aus. Womöglich stammten sie noch aus einer Zeit, als Piraten auf Corvo gelebt hatten.
    Cain legte das Kleiderbündel auf die Wiese, um seinerseits eine Orange zu pflücken. Die dicke Schale ließ sich leicht entfernen; der Duft war süß und aromatisch. Raja stand dicht neben ihm und lächelte scheu. »Danke, dass du zurückgekommen bist.«
    Cain wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Ob sie erriet, was ihm durch den Kopf ging? Am einfachsten wäre es, Raja auf der Insel zurückzulassen. Da sie kein Portal öffnen konnte, würde sie ihm nicht mehr im Weg stehen. Aber er sah, wie nervös sie das viele Wasser – das Meer um die kleine Insel herum und die zahlreichen Seen im Inneren – machte. Immerhin wäre sie beinahe

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