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Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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hinter sich zugemacht, da klopfte es. Sie steckte ihren Kopf hinaus.
    Miles.
    Ihre Handflächen wurden feucht, und sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Sofort fragte sie sich, wie ihre Haare wohl gerade aussahen, ob sie ihr Bett auch ordentlich gemacht hatte und wie lang er wohl schon hinter ihr hergegangen war. Ob er vielleicht beobachtet hatte, dass sie vor der Schlange der Thanksgiving-Abschiede die Flucht ergriffen hatte, oder ob ihm der gequälte Ausdruck in ihrem Gesicht aufgefallen war, als sie die SMS gelesen hatte.
    »Hallo«, sagte er leise.
    »Hallo.«
    Miles hatte ein weißes Hemd und darüber einen dicken braunen Wollpullover an. Außerdem die Jeans mit dem Loch im Knie, die Dawn so scharf fand.
    Miles’ Mund verzog sich zu einem nervösen, kleinen Lächeln.
    »Willst du vielleicht mit mir was unternehmen?«
    Er hatte seine Daumen unter die Schulterriemen seines marineblauen Rucksacks gesteckt. Seine Stimme hallte durch den Korridor. In Luce blitzte der Gedanke auf, dass sie vielleicht die Einzigen waren, die sich noch im Wohnheim befanden. Wie aufregend, aber es machte sie auch unruhig.
    »Ich hab hier für alle Ewigkeit Hausarrest, schon vergessen?«
    »Deshalb hab ich ja auch etwas Spaß mitgebracht.«
    Zuerst dachte Luce, dass Miles damit sich selber meinte, aber dann ließ er den Rucksack von der Schulter gleiten und zog ihn auf. Er stellte sich als wahre Schatzkiste heraus. Eine Schatzkiste, die lauter Spiele enthielt: Boggle, Vier gewinnt, Parcheesi, sogar ein Reisescrabble. Es war so nett und irgendwie auch rührend, dass Luce fast die Tränen kamen.
    »Ich hab gedacht, du fährst heute nach Hause«, sagte sie. »Alle anderen brechen gerade auf.«
    »Meine Eltern waren sofort damit einverstanden, als ich gesagt habe, ich würde lieber hierbleiben wollen«, meinte er achselzuckend. »In ein paar Wochen bin ich sowieso wieder zu Hause und außerdem haben wir ziemlich unterschiedliche Vorstellungen von einem perfekten Thanksgiving. Bei ihnen muss alles so sein, dass die Fotos an die Lifestyle-Beilage der New York Times geschickt werden könnten.«
    Luce lachte. »Und du?«
    Miles wühlte noch etwas tiefer in seinem Rucksack und zog dann zwei Packungen Apple Cider hervor, Popcorn für die Mikrowelle und eine DVD von Woody Allens Hannah und ihre Schwestern. »Viel bescheidener.« Er lächelte. »Ich hab dich doch gefragt, ob du nicht Thanksgiving mit mir verbringen willst, Luce. Nur weil der Veranstaltungsort sich geändert hat, heißt das doch noch lange nicht, dass wir unsere Pläne ändern müssen.«
    Da merkte Luce, wie sich über ihr ganzes Gesicht ein Lächeln ausbreitete, und sie hielt die Tür weit auf, damit Miles hereinkommen konnte. Seine Schulter streifte ihre, als er an ihr vorbeiging, und ihre Augen trafen sich einen Moment. Sie spürte, wie Miles zögerte, fast als wollte er sich zu ihr drehen und sie auf der Stelle küssen. Angespannt wartete sie.
    Aber dann lächelte er nur, ließ den Rucksack auf den Boden fallen und fing an, alle Zutaten für ihr Thanksgiving zu zweit auszupacken.
    »Lust darauf?«, fragte er und schwenkte die Packung Popcorn.
    Luce seufzte. »Ehrlich gesagt, Popcorn machen ist nicht so meine Stärke.«
    Sie musste daran denken, wie Callie und sie in Dover beinahe das Wohnheim angezündet hätten. Callie. Wie sie ihre beste Freundin vermisste.
    Miles ließ die Tür der Mikrowelle aufschnappen. Er hielt seinen Zeigefinger hoch. »Mit diesem Finger kann ich auf jeden Knopf drücken und so gut wie alles in der Mikrowelle warm machen. Du hast echt Glück, dass das meine Spezialität ist.«
    Luce verstand selbst nicht mehr, warum sie sich wegen des Kusses von Miles so gequält hatte. Sie spürte jetzt, dass seine Gegenwart das Einzige war, was ihr aus ihrer trüben Stimmung half. Wenn Miles nicht gekommen wäre, hätte sie sich immer mehr in ihren dunklen Gedanken verloren. Obwohl sie sich nicht vorstellen konnte, ihn noch einmal zu küssen – nicht weil sie es nicht gewollt hätte, sondern weil sie wusste, dass es nicht richtig war, dass sie das Daniel nicht antun konnte … dass sie das Daniel nicht antun wollte –, war es unglaublich tröstlich, dass Miles jetzt da war.
    Sie spielten Boggle, bis Luce endlich die Regeln verstanden hatte, dann Scrabble, bis sie merkten, dass die Hälfte der Buchstaben fehlte, und danach Parcheesi, bis es dunkel wurde und man das Brett nicht mehr sehen konnte. Da stand Miles auf und machte im Kamin Feuer und schob Hannah und

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