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Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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oder ob Engelsstaub einfach mit der Zeit von selbst verschwand, jedenfalls sah der Friedhof wieder so verwunschen aus wie immer. Verfallen und vernachlässigt. Umringt von alten Eichen, die immer mehr von Kudzuranken überwuchert wurden. Öde und trist, unter einem farblosen Himmel. Doch irgendetwas war anders, irgendetwas fehlte, etwas Entscheidendes, ohne dass Luce wusste, was. Aber es verstärkte noch ihr Gefühl von Einsamkeit.
    Rings um Pennys Grab war trotz der Jahreszeit Gras gewachsen, sodass es sich von den jahrhundertealten Gräbern ringsum weniger stark abhob, als sie erwartet hatte. Ein Strauß frischer Lilien lag vor dem einfachen grauen Grabstein, vor dem Luce nun stand. Darauf war zu lesen:
    PENNYWEATHER VAN SYCKLE-LOCKWOOD
    GELIEBTE FREUNDIN
    1991 – 2009
    Luce atmete hastig ein und Tränen schossen ihr in die Augen. Man hatte sie aus Sword & Cross weggebracht, bevor sie Penny ein würdiges Begräbnis hatte geben können, aber Daniel hatte sich wie versprochen um alles gekümmert. Das erste Mal seit Tagen sehnte sie sich mit allen Fasern ihres Herzens nach ihm. Besser als sie selbst hatte er gewusst, was die richtige Inschrift für Pennys Grabstein war. Luce sank ins Gras, die Tränen strömten ihr übers ganze Gesicht, sie strich mit den Fingern übers Gras, fuhr damit durch die Erde.
    »Ich bin hier, Penn«, flüsterte sie. »Es tut mir so leid, dass ich dich verlassen musste. Es tut mir so leid, was passiert ist. Dass ich dich in das alles hineingezogen habe. Dass du kein langes, glückliches Leben gehabt hast. Ich war eine schlechte Freundin.«
    Luce wünschte sich, ihre Freundin wäre hier. Sie wünschte sich, sie könnte mit ihr reden. Sie wusste, dass sie an Penns Tod schuld war, und das brach ihr das Herz.
    »Ich weiß nicht mehr, warum ich lebe. Was ich tun soll. Ich habe solche Angst.«
    Stimmte es denn, dass sie Penn wirklich die ganze Zeit vermisste, wie es ihr auf der Zunge lag? Oder vermisste sie nicht eher eine Freundin, die ihre beste Freundin hätte sein können, wenn sie nur nicht so früh gewaltsam hätte sterben müssen? Sie kannte sich nicht mehr aus.
    »Hallo, Luce.«
    Sie musste sich die Tränen aus den Augen wischen, bevor sie erkennen konnte, wer da auf der anderen Seite von Penns Grab stand. Es war Mr Cole. Luce war inzwischen so an die elegant gekleideten Lehrer in Shoreline gewöhnt, dass sie bei Mr Cole in seinem ausgebeulten schmutzig braunen Anzug, mit seinem Schnurrbart und dem wie mit einem Lineal gezogenen Scheitel an der linken Seite fast an eine Vogelscheuche denken musste.
    Luce schluchzte noch einmal auf und rappelte sich dann hoch. »Hallo, Mr Cole.«
    Er lächelte freundlich. »Wie ich höre, machst du deine Sache gut. Alle haben mir das gesagt.«
    »Oh … n-nein …«, stammelte sie. »Das … das finde ich nicht.«
    »Na, aber ich finde das. Und ich weiß außerdem, dass deine Eltern sich sehr freuen, dich zu sehen. Es ist doch immer schön, wenn alles sich so fügt.«
    »Danke«, sagte sie und hoffte, dass er verstand, wie dankbar sie ihm wirklich war.
    »Ich will dich jetzt nicht länger aufhalten, Luce«, sagte Mr Cole. »Erlaube mir nur eine Frage …«
    Luce erwartete, dass er nun etwas Tiefgründiges fragen würde, über Gut und Böse, richtig und falsch, Vertrauen und Missbrauch, irgendetwas Philosophisches, das ihr Begriffsvermögen überstieg …
    Stattdessen meinte er nur: »Was hast du mit deinen Haaren angestellt?«

    Luce hielt den Kopf über das Waschbecken in der Toilette hinter der Cafeteria von Sword & Cross gebeugt. Shelby brachte auf einem Pappteller gerade die letzten beiden Pizzastücke herein. Arriane hielt eine Flasche mit billigem Haarfärbemittel in der Hand. Schwarz. Roland hatte in der kurzen Zeit getan, was er konnte. Es würde schon klappen, damit Luces natürliche Haarfarbe halbwegs wieder hinzukriegen.
    Weder Arriane noch Shelby hatten Luce groß Fragen gestellt, warum sie auf einmal unbedingt wieder eine andere Haarfarbe haben wollte, und sie war ihnen dankbar dafür gewesen. Jetzt aber merkte sie, dass sie nur darauf gewartet hatten, bis sie mit dem Kopf voller Färbemittel in einer besonders unbequemen Position war, um mit ihrem Verhör anfangen zu können.
    »Daniel wird wahrscheinlich begeistert sein«, sagte Arriane in gespielt unschuldigem Tonfall. »Aber du tust das nicht für ihn, Luce? Oder doch?«
    »Arriane«, sagte Luce drohend. Darauf hatte sie keine Lust. Nicht heute.
    Aber Shelby stieß ins selbe Horn. »Weißt

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