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Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Shelby achselzuckend. »Hauptsache, es geht schnell. Ich hab nämlich Hunger.«
    Luce schlüpfte hastig in enge Jeans und einen schwarzen Wickelpulli. Sie hätte am ersten Tag in ihrer neuen Schule gern mehr Zeit für einen passenden Look gehabt. Jetzt griff sie nur schnell nach ihrem Rucksack und eilte Shelby hinterher.
    Der Korridor des Wohnheims wirkte bei Tageslicht ganz anders als bei Nacht. Überall gab es große Fenster mit Blick auf den Ozean, durch die jetzt helles Tageslicht hereinfiel, und dazwischen befanden sich in die Wände eingebaute kunterbunte Regale voller dicker Bücher. Boden, Wände, die niedrigen Decken, die steilen, geschwungenen Treppen, alles war aus demselben Ahornholz, aus dem auch die Möbel in Luces Zimmer gefertigt waren. Der ganze Ort strahlte dadurch etwas von der Wärme und Gemütlichkeit einer Blockhütte aus. Nur dass die Anlage des Gebäudes so verwirrend und bizarr war, wie das Wohnheim in Sword & Cross todlangweilig und übersichtlich. Alle paar Schritte schien sich der Korridor rechts und links in kleinere Flure zu verzweigen, schmale Wendeltreppen waren erkennbar, alles schien ein großes Labyrinth zu sein.
    Nach zwei weiteren Treppen und einer Art Geheimtür traten Luce und Shelby ins Freie hinaus. Das Sonnenlicht war unglaublich hell, fast weiß, aber die Luft war frisch und kühl. Luce war froh, dass sie einen Pulli angezogen hatte. Es roch nach Meer, aber trotzdem nicht wie bei ihr zu Hause. Weniger salzig als an der Ostküste.
    »Das Frühstück wird im Garten serviert.« Shelby zeigte auf eine weite grüne Rasenfläche, die auf drei Seiten von dichten blauen Hortensienbüschen umsäumt war. Die vierte Seite fiel steil zum Ozean ab. Luce glaubte, ihren Augen kaum zu trauen, so schön war es überall auf dem Schulgelände. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie man es an einem solchen Ort überhaupt in einem Klassenzimmer aushielt. Wahrscheinlich würde sie immer nur zum Fenster hinausschauen und dem Unterricht überhaupt nicht folgen.
    Als sie sich der Terrasse näherten, bemerkte Luce ein weiteres niedriges lang gestrecktes Gebäude, mit Holzschindeln gedeckt und gelb angestrichenen Fensterläden. Über dem Eingang hing ein Holzschild, auf dem »Speisesaal« stand. Wie hübsch altmodisch, dachte Luce.
    Die Terrasse war mit schmiedeeisernen weißen Gartenmöbeln bestückt. Die rund hundert Schüler, die dort beim Frühstück saßen, wirkten total relaxt. Ein so üppiges Frühstück hatte Luce bisher noch in keiner Schule gesehen: pochierte Eier auf Toast, frische Waffeln mit Obst und Schlagsahne, Quiches mit Käse und Spinat. Die Jugendlichen lasen Zeitung, quasselten in ihre Handys, spielten auf dem Rasen Krocket. Luce hatte schon in Dover Schüler aus reichen Familien gekannt, aber die an der Ostküste waren hochnäsig und abweisend gewesen, hier dagegen wirkten alle entspannt und vollkommen sorglos. Alles erinnerte viel stärker an einen Sommermorgen und Ferientag als an einen normalen Schultag im November. Die Stimmung hätte kaum friedlicher und freundlicher sein können. Luce verspürte fast keinen Neid auf all diese Jugendlichen mit ihren selbstzufriedenen Gesichtern. Fast nicht.
    Sie versuchte, sich Arriane hier vorzustellen; was sie wohl von Shelby oder dieser Frühstücksterrasse mit Blick auf den Ozean halten würde; wie sie wahrscheinlich gar nicht wissen würde, worüber sie sich zuerst lustig machen sollte. Luce hätte jetzt so gern Arriane neben sich gehabt. Ein befreiendes Lachen hätte ihr gutgetan.
    Während sie sich umblickte, wurden auch zwei Jugendliche auf sie aufmerksam. Ein hübsches Mädchen mit olivbrauner Haut, einem gepunkteten Kleid und langen, glänzenden schwarzen Haaren, die sie mit einem grünen Seidenschal zurückgebunden hatte. Ein Junge mit dunkelblonden Haaren und breiten Schultern, vor sich auf dem Teller einen großen Stapel mit Pfannkuchen.
    Als ihre Blicke sich kreuzten, wollte Luce reflexartig den Kopf wegdrehen – in Sword & Cross war das immer die beste Strategie gewesen. Doch weder der Junge noch das Mädchen starrten sie bösartig an. Die größte Überraschung in Shoreline war nicht das klare Sonnenlicht oder die Frühstücksterrasse oder die Aura von Luxus und Reichtum, die alles und alle umgab. Die größte Überraschung war, dass die Jugendlichen hier sie anlächelten.
    Zumindest die meisten von ihnen lächelten sie an. Als Shelby und Luce sich an einen freien Tisch setzten, nahm Shelby ein kleines Schildchen und warf es

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