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Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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und rasch wie Eiskunstläufer über das Eis. Daniel hielt sie weiter fest in seinen Armen und begab sich jetzt aufs Wasser hinaus. Luce entfuhr ein leiser Aufschrei, als die erste frostige Welle ihre Zehen berührte. Daniel lachte und stieg ein wenig höher in den Himmel. Er wirbelte sie beide herum. Sie tanzten. Sie tanzten auf dem Meer.
    Der Mond kam Luce wie ein Scheinwerfer vor, der seinen Lichtkegel nur auf sie beide richtete. Luce lachte und lachte, ein Lachen reinster Lebensfreude, mit dem sie Daniel schließlich ansteckte, sodass er mitlachte. Nie hatte sie sich leichter und beschwingter gefühlt.
    »Danke«, flüsterte sie.
    Seine Antwort war ein Kuss. Er küsste sie zuerst zart und sanft. Auf die Stirn, auf die Nase. Fand schließlich den Weg zu ihren Lippen.
    Sie küsste ihn gierig und leidenschaftlich zurück. Und auch ein wenig verzweifelt. Ihr ganzer Körper drängte mit diesem einen Kuss zu ihm. Sie kam endlich nach Hause, nach Hause zu Daniel. Wie federleicht sich das anfühlte, ihre Liebe zueinander, die sie schon Ewigkeiten teilten. Einen langen Moment stand die Welt still. Dann tauchte Luce wieder in die Wirklichkeit ein. Sie holte tief Luft. Und erst da bemerkte sie, dass sie bereits an den Strand zurückgekehrt waren.
    Seine Finger strichen über die warme schwarze Wollmütze, die Luce für die Strandparty aufgesetzt hatte. Sie reichte ihr bis über die Ohren. Darunter waren ihre weißblond gefärbten Haare versteckt. Daniel zog ihr die Mütze vom Kopf und eine kalte Brise vom Meer traf sie. »Was hast du mit deinen Haaren gemacht?«
    Seine Stimme war weich, aber sie klang trotzdem irgendwie vorwurfsvoll. Vielleicht war es auch, weil das Lied zu Ende war, und der Tanz und der Kuss. Sie standen jetzt einfach nur nebeneinander am Strand, wie ganz normale Leute. Daniels Flügel waren hinter seinen Rücken zusammengeklappt, nicht mehr weit ausgebreitet. Immer noch sichtbar, doch für Luce unerreichbar.
    »Ist doch egal, was mit meinen Haaren ist, oder?« Ihr war es jedenfalls egal. Wichtig war nur, dass sie ihn umarmen konnte. Dass er sie in seinen Armen halten konnte. Ging es ihm denn nicht genauso?
    Luce streckte die Hand aus, weil sie die Mütze wiederhaben wollte. Ohne sie fühlte sie sich mit ihren blonden Haaren irgendwie ungeschützt und nackt. Oder als hätte sie als Warnsignal eine rote Flagge gehisst. Achtung, Daniel, ich könnte dir entgleiten! Er schlang wieder seine Arme um sie und drückte sie fest an sich.
    »Hey, du«, sagte er. »Tut mir leid.«
    Sie atmete tief aus und schmiegte sich an ihn. Wie gut es tat, ihn zu spüren. Dann hob sie den Kopf und schaute ihm in die Augen.
    »Ist die Gefahr jetzt vorbei?«, fragte sie, weil sie wollte, dass Daniel ihr mehr über den Waffenstillstand erzählte. Konnten sie jetzt endlich zusammen sein? Aber als sie den müden Ausdruck in seinen Augen bemerkte, wusste sie die Antwort, noch bevor er zu sprechen anfing.
    »Ich dürfte eigentlich nicht hier sein«, sagte er, »aber ich mache mir Sorgen um dich.« Er hielt sie etwas von sich, um sie besser anschauen zu können. »Und so wie es aussieht, habe ich auch allen Grund dazu.« Dann strich er ihr über die blonden Haare. »Ich verstehe nicht, warum du das getan hast, Luce. Das bist du nicht.«
    Sie stieß ihn fort. Immer schon hatte sie es gestört, wenn Leute so etwas zu ihr gesagt hatten. »Ich habe sie mir gefärbt, Daniel. Es war allein meine Entscheidung. Vielleicht bin ich aber nicht mehr die, die du gern hättest …«
    »Sag das nicht, Luce. Ich will keine andere als meine Luce, so wie sie wirklich ist.«
    »Und wer ist diese Luce? Wenn du darauf so genau die Antwort weißt, dann teil es mir bitte mit.« Luces Stimme wurde laut. Nur noch Frustration sprach aus ihr, nicht mehr ihre Liebe zu Daniel. »Ich fühl mich hier ziemlich allein und habe viel Zeit, um über mich nachzudenken. Warum bin ich überhaupt hier? Bei all diesen Neph… wo ich doch noch nicht einmal …«
    »Noch nicht einmal was?«
    Wie waren sie bloß von ihrem Tanz über den Wellen in eine solche Szene hineingeraten?
    »Ach, ich weiß nicht. Ich versuche einfach, jeden Tag so zu nehmen, wie er kommt. Neue Freundschaften zu schließen und dergleichen. Gestern bin ich hier in einen Club eingetreten, und wir planen einen gemeinsam Jachtausflug, irgendwohin an der Küste. Solche Sachen eben.« Wovon sie ihm eigentlich hatte erzählen wollen, waren die Schatten gewesen. Und vor allem, wonach sie im Wald gesucht hatte. Aber

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