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Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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hatte klipp und klar deutlich gemacht, dass das Thema zwischen ihnen tabu war.
    »Wirst du dir jetzt auch die Haare färben?«, fragte sie schließlich. Das hatte Shelby ja selbst als Bewältigungsstrategie für alle möglichen Problemlagen vorgeschlagen. »Ich könnte dir dabei helfen, wenn du magst.«
    Shelby verzog das Gesicht. »Nicht mal das ist der Kerl wert.« Nach einer langen Pause fügte sie hinzu. »Aber danke.«
    Den Rest des Nachmittags verbrachten sie im Auto. Shelby unternahm dabei alles Mögliche, um sich aufzuheitern, drehte am Radio herum, suchte nach den verrücktesten Sendern, die sie finden konnte. Die Luft wurde kälter, die Bäume weniger, sie kamen immer höher und höher. Luce versuchte, so ruhig wie möglich zu bleiben. Sie malte sich ununterbrochen Szenen aus, wie es wohl sein würde, ihre früheren Eltern zu treffen. Was Daniel wohl dazu sagen würde, wenn er von ihrer Unternehmung wüsste, versuchte sie auszublenden.
    »Da ist es.« Shelby deutete auf einen mächtigen, schneebedeckten Berg direkt vor ihnen. »Die Stadt befindet sich direkt am Fuß von Mount Shasta. Kurz nach Sonnenuntergang müssten wir dort sein.«
    Luce wusste gar nicht, wie sie sich bei Shelby dafür bedanken sollte, dass sie, einem plötzlichen Einfall folgend, mit ihr die lange Strecke bis hierher gefahren war. Was auch immer hinter Shelbys plötzlichem Wandel in ihrem Verhalten steckte, Luce hätte das ohne sie nie geschafft.
    Shasta war eine skurrile, malerische kleine Stadt, auf deren Straßen viele ältere Menschen unterwegs waren. Shelby ließ das Fenster herunter und atmete die frische Abendluft ein. Das half auch Luce etwas, die ganz nervös war, weil sie nun bald mit der alten Frau und dem alten Mann reden würde, die sie im Schattenschirm des Verkünders gesehen hatte.
    »Was soll ich ihnen denn sagen? Hallooo, Überraschung, eure Tochter ist von den Toten auferstanden?«, dachte Luce laut nach, während sie an einer Ampel warteten.
    »Wenn du dieses nette alte Ehepaar nicht völlig durcheinanderbringen willst«, sagte Shelby, »dann solltest du das vielleicht lieber lassen. Wie wär’s damit, dass du ihnen irgendwas verkaufen willst? Um in die Wohnung zu kommen und dann mit ihnen ein kleines Gespräch anfangen zu können.«
    Luce blickte an sich herunter, auf ihre Jeans, die ausgelatschten Turnschuhe und den lila Rucksack. Sah nicht nach einem besonders beeindruckenden Handelsvertreter aus. »Was soll ich ihnen denn verkaufen wollen?«
    Shelby fuhr wieder los. »Weiß nicht, Autowaschshampoo oder irgend so was Bescheuertes. Du kannst ja sagen, dass du in deinem Rucksack Gutscheine dafür hast. Ich hab das mal einen Sommer lang gemacht. Klinken putzen. Ein Kunde hätte mich fast erschossen.« Sie schauderte, blickte dann in Luces blasses Gesicht. »Hey, komm schon, deine eigene Mom und dein Dad werden dich schon nicht erschießen. Da sind wir ja!«
    »Shelby, können wir nicht noch einen Augenblick hier warten? Ich muss erst ein paar Mal tief durchatmen.«
    »Na klar.« Shelby bog in einen großen Parkplatz ein. Vor ihnen erstreckte sich eine Ansammlung kleiner, einstöckiger Bungalows, alle miteinander verbunden. »Etwas frische Luft kann nie schaden.«
    Trotz aller Nervosität musste Luce zugeben, dass es ein recht hübscher Platz war. Eine Reihe von Bungalows stand im Halbkreis um einen Teich. Vor einem größeren Gebäude waren mehrere Rollstühle aufgestellt. Auf einem großen Schild war zu lesen: »Herzlich willkommen im Shasta-Seniorenpark!«
    Ihre Kehle war so trocken, dass sie nur mit Mühe schlucken konnte. Sie hatte keine Ahnung, ob sie es fertigbringen würde, auch nur ein Wort mit diesen alten Leuten zu wechseln. Vielleicht sollte man in solchen Situationen auch nicht zu viel nachdenken. Vielleicht sollte sie einfach nur aussteigen, klingeln und warten, was dann geschah.
    »Apartment 34.« Shelby musterte einen stuckverzierten Bungalow mit rotem Ziegeldach. »Da drüben muss es sein. Wenn du möchtest, dass ich …«
    »Würdest du hier im Auto auf mich warten, bis ich zurück bin? Das wäre super! Vielen Dank! Wird nicht lange dauern.«
    Bevor Luce noch nervöser wurde, war sie bereits ausgestiegen. Ein gewundener Weg führte auf den Bungalow zu. Zwischen den Häusern war die Luft wärmer. Es duftete nach Rosen. Überall hielten sich freundliche ältere Menschen auf. Auf dem Platz vor dem Eingang des größeren Gebäudes hatten sich zwei Teams um das Shuffleboard-Feld versammelt. Andere

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