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Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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warst gestern Abend echt großartig«, sagte sie leise. »In jeder Beziehung. Ich … ich war total durcheinander.«
    »Kann man so sagen.« Shelby lachte. »Du hast wirklich gewirkt wie so ein, du weißt schon …« Sie machte ein schlotterndes Zombiegesicht.
    »Gib mir ein wenig Zeit. Das war für mich wirklich heftig. Vielleicht meine einzige Chance, etwas über die Vergangenheit herauszufinden, aber dann … ich konnte einfach nicht.«
    »Ihr Südstaatler mit eurem Schuldgefühl.« Shelby schüttelte den Kopf. »Lass mal ein bisschen locker. Ich bin mir sicher, dass es außer den beiden alten Leutchen da noch viel mehr Verwandte gibt, die du ausfragen kannst. Und die vielleicht noch nicht mit dem halben Fuß im Grab stehen.« Bevor Luce völlig schockiert blicken konnte, fügte Shelby hinzu: »Alles, was ich damit sagen will, ist: Falls du jemals vorhaben solltest, dich auf die Suche nach einem anderen Familienmitglied zu machen, gib mir Bescheid. Du wächst mir immer mehr ans Herz, Luce, ich weiß auch nicht, was mit mir los ist.«
    »Rühr dich nicht, Shelby«, presste Luce auf einmal zwischen den Zähnen hervor. Hinter der Terrasse hatte Luce den größten, bedrohlichsten Verkünder entdeckt, den sie jemals gesehen hatte. Er lagerte im langen Schatten eines sehr alten, mächtigen Mammutbaums.
    Shelby folgte unauffällig Luces Blick und spähte auf die Lichtung. Der Verkünder benutzte den Schatten des Mammutbaums als Tarnung für seinen eigenen Schatten. Aber man konnte bemerken, dass dort etwas zuckte.
    »Der wirkt irgendwie übel, findest du nicht?« Shelby runzelte die Stirn. »So komisch nervös. Also ich weiß nicht, irgendwas stimmt da nicht …«
    Luce blickte an Shelby vorbei zu der Wendeltreppe, die von der Terrasse hinunterführte. Sie wusste, dass man dort ohne Weiteres zwischen die Holzträger schlüpfen konnte, die die Terrasse abstützten. Wenn Luce den Schatten erwischte und dorthin zerrte, konnte Shelby wenige Sekunden später nachkommen. Ohne dass die anderen etwas merkten, konnten sie beide dann einen Blick auf die Botschaft des Verkünders werfen und rechtzeitig wieder zurück sein, um weiter am Unterricht teilzunehmen.
    »Du denkst nicht, was ich denke, oder?«, fragte Shelby. »Oder doch?«
    »Bleib hier sitzen«, sagte Luce. »Komm nach, wenn ich dich rufe.«
    Luce ging ein paar Stufen hinunter und hielt kurz inne. Ihr Kopf war jetzt auf Höhe der Terrasse. Die anderen Schüler übten alle eifrig Bewerbungsgespräche. Shelby befand sich mit dem Rücken zu Luce. Sie hätte ihr ein Zeichen gegeben, wenn irgendjemandem aufgefallen wäre, dass Luce nicht mehr neben ihr saß.
    Luce konnte in der Ecke Dawn hören, die mit Roland ihren Hollywoodfantasien nachhing: »Wissen Sie, das war für mich schon eine Überraschung, als ich für den Golden Globe nominiert wurde …«
    Sie drehte den Kopf und blickte erneut auf den finsteren Schatten, der sich übers Gras gelegt hatte. Sie fragte sich, ob die anderen Schüler ihn auch gesehen hatten. Aber es brachte nichts, jetzt über solche Fragen zu grübeln. Reine Zeitverschwendung. Sie stieg die Treppe ganz hinunter.
    Der Verkünder war ungefähr drei Meter entfernt. Wo Luce jetzt stand, war sie vor den Blicken der anderen Schüler geschützt. Aber es wäre sehr auffällig gewesen, wenn sie plötzlich auf ihn zuging. Sie musste den Schatten irgendwie zu sich locken. Wusste aber überhaupt nicht, wie sie das anstellen sollte.
    In diesem Moment bemerkte sie die Gestalt, die auf der anderen Seite am Stamm des Mammutbaums lehnte. Ebenfalls vor den Blicken der Schüler auf der Terrasse geschützt.
    Cam. Er rauchte eine Zigarette und summte vor sich hin, als hätte er auf der Welt keine Sorgen. Nur dass sein ganzer Körper blutverschmiert war. Die Haare klebten ihm an der Stirn, seine Arme waren aufgeschürft und zerkratzt, sein T-Shirt zerfetzt und die Jeans blutgetränkt. Sein Anblick widerte sie an. Er wirkte, als hätte er soeben erst eine grausame Schlacht hinter sich gebracht. Doch ringsum war nichts davon zu sehen – keine Feinde, keine leblosen Körper. Nichts. Nur Cam.
    Er zwinkerte ihr zu.
    »Was machst du hier?«, flüsterte sie. »Und was hast du getan?« Von dem widerlichen Gestank, den er verströmte, wurde ihr schlecht.
    »Ach, nichts weiter. Nur mal wieder dein Leben gerettet. Das wievielte Mal war das jetzt schon?« Er tippte die Asche von seiner Zigarette. »Heute war es zur Abwechslung mal die Truppe von Miss Sophia, und ich kann nicht

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