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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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ganze Freizeit damit verbrachten, etwas über ihn und seine Familie herauszubekommen … dann würde ihn das wahrscheinlich genauso nerven.

    »Du musst nichts erklären«, sagte Daniel, der sie mit einer Handbewegung unterbrach. »Es ist meine Schuld.«
    »Deine Schuld?«
    Daniel war von der Straße abgebogen und hielt mit dem Auto am Ende eines sandigen Wegs an. Er stellte die Scheinwerfer ab und sie schauten beide auf den Ozean hinaus. Der dunkle Abendhimmel leuchtete tiefviolett und die Schaumkronen der Wellen glitzerten beinahe silbern. Das Strandgras wippte im Wind, und ein trostloses, hohes Pfeifen wehte davon zu ihnen herüber. Auf einem rostigen Geländer hockten nebeneinander mehrere zerzauste Möwen und putzten ihre Federn.
    »Haben wir uns verfahren?«, fragte sie.
    Daniel gab keine Antwort. Er stieg aus, knallte die Wagentür zu und ging über den breiten Strand zum Wasser vor. Luce wartete eine lähmende Minute lang und sah ihm nach, wie seine Gestalt in dem violetten Zwielicht kleiner wurde. Dann sprang sie aus dem Auto und folgte ihm.
    Luce fing an zu laufen, sie fühlte sich im weichen Sand schwerer als sonst. Der Wind blies ihr die Haare ins Gesicht, und sie schmeckte das Salz. Die Luft war nahe am Wasser frischer und kühler. Dann wurde der Sand hart, die Wellen schlugen heftig an den Strand, spülten Muscheln und Seetang mit sich.
    »Was ist denn los, Daniel?«, fragte sie, als sie ihn erreicht hatte. »Wo sind wir hier? Und was meinst du damit, es ist deine Schuld?«
    Er drehte sich zu ihr. Er sah niedergeschlagen aus, wie er da am Wasser stand. Sein Soldatenrock wirkte so mitgenommen, als hätte er tatsächlich damals im Bürgerkrieg gekämpft, seine grauen Augen blickten müde. Die heranrollenden Wellen übertönten fast seine Stimme.

    »Ich brauche Zeit, um nachzudenken.«
    Luce spürte, wie ihr die Tränen hochstiegen. Sie wollte nicht schon wieder weinen, aber Daniel machte es ihr so schwer. »Warum bist du dann gekommen? Warum hast du mich da rausgeholt? Hast du das alles gemacht, um mich dann anzubrüllen, mich im Auto sitzen zu lassen und nicht mehr mit mir zu reden?« Sie wischte sich mit einem Zipfel ihres schwarzen T-Shirts über die Augen. »Eigentlich sollte ich daran gewöhnt sein. So behandelst du mich ja die meiste Zeit, aber -«
    Daniel drehte sich zu ihr und schlug sich mit beiden Händen an die Stirn. »Du begreifst nichts, Luce.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist es ja - du begreifst nie.«
    Wie er das sagte, klang es nicht böse oder abschätzig. Im Gegenteil, es klang fast nett. Als wäre sie eben einfach nur zu dumm, um zu begreifen, was los war. Was sie wahnsinnig wütend machte.
    »Ich begreife es nicht?«, fragte sie. »Ich begreife nichts? Lass dir mal was sagen. Du glaubst, dass du superklug bist? Okay. Ich habe drei Jahre an der besten Highschool, die es gibt, verbracht. Mit einem Stipendium. Und als sie mich dann rausgeworfen haben, hatte das jedenfalls nichts mit meinem Notendurchschnitt zu tun, der war nämlich top.«
    Daniel ging wieder zum Auto zurück, aber Luce rannte neben ihm her. Sie ließ sich nicht abschütteln, sie überholte ihn, lief rückwärts vor ihm her und blickte ihm direkt ins Gesicht. Wahrscheinlich machte ihn das endgültig wütend, aber das war ihr egal. Er war ihr jetzt schon so oft ausgewichen.
    »Ich kann Französisch und Latein und habe drei Jahre hintereinander an unserer Schule den Mathe-Wettbewerb gewonnen.«

    Sie blieb vor ihm stehen und musste sich sehr zusammenreißen, dass sie ihm nicht den Zeigefinger in die Brust bohrte. Sie war noch nicht zu Ende. »Ich mache sonntags immer das Kniffel-Kreuzworträtsel, manchmal brauche ich dafür nicht mal eine Stunde. Und ich habe einen unfehlbaren Orientierungssinn … der mich höchstens verlässt, wenn es um Jungs geht.«
    Luce hielt einen Augenblick inne, um Luft zu holen.
    »Und später werde ich einmal Psychoanalytikerin, weil ich nämlich gut zuhören kann, und ich werde den Leuten wirklich helfen. Also! Rede nicht mit mir, als wäre ich ein dummes Huhn, und sag nicht, ich würde nichts begreifen, nur weil ich dein seltsames, launisches, unberechenbares«,sie sah ihn an, holte noch einmal Luft, »und wirklich verletzendes Verhalten nicht verstehe.« Luce wischte sich eine Träne aus den Augen und war wütend auf sich,weil sie sich so aufregte.
    »Hör auf«, sagte Daniel. Aber er sagte es so weich und zärtlich, dass Luce sofort gehorchte, worüber sie beide erstaunt waren.
    »Ich

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