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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Gedanken woanders. Sie
schien ganz damit beschäftigt, das Gebäude nach außen abzuschotten, als wären die Schatten vom Friedhof bereits auf dem Weg zu ihnen.
    »Luce?«, flüsterte Penn. »Ich habe Angst.«
    »Nicht doch.« Luce drückte ihr die Hand. »Du bist so tapfer. Die ganze Zeit warst du für mich eine Säule der Stärke.«
    »Jetzt reicht’s«, verkündete Miss Sophia hinter Luce. »Sie ist eine Salzsäule.« Ihre Stimme hatte einen barschen Unterton, den Luce noch nie bei ihr gehört hatte.
    »Was?«, fragte Luce verwirrt. »Was soll sie sein?«
    Miss Sophias glänzende schwarze Augen verengten sich zu zwei schmalen Schlitzen. Ihr Gesicht wirkte plötzlich uralt und runzlig. Sie schüttelte mit bitterer Miene den Kopf. Dann zog sie langsam, ganz langsam einen langen silbernen Dolch aus dem Ärmel ihrer roten Strickjacke. »Das Mädchen hält uns nur auf.«
    Luces Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sie zusah, wie Miss Sophia den Dolch hob. Penn in ihrem halb bewusstlosen Zustand begriff nicht, was gleich geschehen würde, aber Luce sehr wohl.
    »Nein!«, schrie sie und machte einen Satz, um Miss Sophias Arm im letzten Augenblick wegzustoßen. Aber Miss Sophia hatte das vorhergesehen, sie blockte Luce ab und schob sie mit der linken Hand fort, während sie Penn mit der rechten die Kehle durchschnitt.
    Penn hustete und röchelte, ihr Atem ging stoßweise. Sie verdrehte die Augen, wie sie es immer gemacht hatte, wenn sie einen ihrer genervten Kommentare abgab. Doch diesmal war es anders. Sie starb. Dann richtete sich ihr Blick ein letztes Mal auf Luce. Ihre Augen verloschen und ihr Atem setzte aus.

    »Unappetitlich, aber notwendig«, sagte Miss Sophia und wischte den blutigen Dolch an Penns schwarzer Windjacke sauber.
    Luce taumelte zurück und presste die Hand auf den Mund. Sie brachte keinen Schrei heraus, sie konnte die Augen nicht von ihrer toten Freundin wenden. Und sie hatte geglaubt, Miss Sophia sei auf ihrer Seite. Plötzlich begriff sie, warum die Lehrerin alle Türen und Fenster im Vorraum der ehemaligen Kirche verrammelt hatte. Nicht um Luce vor irgendjemand oder irgendetwas da draußen zu beschützen, sondern um sie drinnen festzuhalten.

Neunzehn
    Im Verborgenen

    Am Ende der Treppe befand sich eine Backsteinmauer. Ausweglose Situationen aller Art und Räume ohne Notausgang hatten bei Luce schon immer ein Gefühl von Klaustrophobie hervorgerufen, und der Dolch an ihrer Kehle machte es nicht gerade besser. Sie wagte es, einen kurzen Blick zurückzuwerfen. So viele Stufen waren sie schon hochgestiegen. Einen Sturz die steile Treppe hinunter würde sie nicht riskieren wollen, der Fall würde lang und schmerzhaft sein.
    Miss Sophia war wieder ins Zungenreden verfallen und murmelte ununterbrochen leise vor sich hin, während sie geschickt eine weitere verborgene Tür öffnete. Sie stieß Luce in eine winzige Kapelle und sperrte hinter ihnen wieder zu. Drinnen war es eiskalt und ein starker Geruch nach Kalkstaub hing in der Luft. Luce hatte Mühe zu atmen. Sie schluckte mehrmals, dennoch blieb der widerliche Geschmack in ihrem Mund.
    Penn konnte doch nicht wirklich tot sein. Das alles konnte nicht wahr sein. Miss Sophia konnte nicht so böse sein.
    Daniel hatte zu ihr gesagt, sie solle Miss Sophia vertrauen. Er hatte ihr gesagt, dass sie mit ihr gehen und bei ihr bleiben solle, bis er käme, um Luce zu holen …
    Miss Sophia beachtete Luce nicht, sie ging im Raum umher und zündete eine Kerze nach der anderen an, machte
jedes Mal eine Kniebeuge und sang dazu in einer Sprache, die Luce nicht kannte. Im flackernden Kerzenschein wurde sichtbar, dass die Kapelle sauber und in gutem Zustand war. Was nichts anderes hieß, als dass es nicht lange her sein konnte, seit jemand das letzte Mal hier gewesen war. Aber bestimmt war Miss Sophia die Einzige an der ganzen Schule, die einen Schlüssel zu der Geheimtür hatte. Wer sonst hätte wissen können, dass es diesen Ort gab?
    Die rote Kassettendecke hing leicht schräg. Breite, verschlissene Tapisserien bedeckten die Wände, Bilder von unheimlichen Kreaturen, halb Mensch, halb Fisch, inmitten einer wogenden, tosenden See waren darauf zu erkennen. Ein kleiner weißer Altar stand an der Stirnseite, davor ein paar Reihen schlichter Kirchenbänke auf einem Boden aus grauen Steinfliesen. Luce suchte verzweifelt nach einem Ausweg, aber da waren keine weiteren Türen oder Fenster.
    Ihre Beine und ihr ganzer Körper schlotterten vor Furcht und Zorn. Penn lag dort

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