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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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lächelte sie an, schloss die Augen und breitete die Arme weit aus. Dann atmete er tief durch, und langsam und vorsichtig, wie um sie nicht zu sehr zu erschrecken, entfaltete er seine Flügel.
    Sie kamen allmählich zum Vorschein, wuchsen wie zwei weiße Schösslinge aus den Schulterblättern heraus und wurden dann immer größer, breiter und dicker, nach oben, nach unten, nach beiden Seiten hin. Luce bestaunte ihre hohen Bögen, wäre am liebsten mit ihren Händen an den Flügeln entlanggefahren, mit ihren Wangen, ihren Lippen. Die Flügel begannen, in allen Farben zu leuchten, samtig schimmernd. Wie in ihrem Traum. Nur dass sie jetzt, als er wahr wurde, die Flügel das erste Mal anschauen konnte, ohne sich benommen zu fühlen und ohne dass ihr die Augen tränten. Sie konnte Daniels Pracht und Herrlichkeit ganz in sich aufnehmen.
    Er leuchtete immer noch, als würde er von einer inneren
Flamme erhellt. Sie sah seine violett-grauen Augen und seinen vollen Mund. Seine starken Hände und breiten Schultern. Sie streckte die Hand aus, um ihn zu berühren. Um mit dem strahlenden Licht ihres Geliebten zu verschmelzen.
    Da zog er sie an sich. Luce schloss die Augen, als er sie in seine Arme nahm. Sie erwartete etwas Fremdes, Überirdisches, dem ihr menschlicher Körper nicht würde widerstehen können. Aber nein. Es war einfach nur Daniel, wie sie ihn kannte. Luce fühlte sich sofort ruhiger werden.
    Sie langte auf seinem Rücken nach den Flügeln. Nervös, als könnte sie sich daran die Finger verbrennen. Aber sie waren weicher als der weichste Samt, als der seidigste Teppich. Hätte sie eine flaumige, sonnengeküsste Wolke in den Händen halten können, hätte es sich wohl auch so angefühlt.
    »Du … du bist so wunderschön«, flüsterte sie, das Gesicht an seine Brust geschmiegt. »Also, ich … du warst immer schon schön, aber jetzt …«
    »Schüchtert es dich ein?«, fragte er leise. »Tut es dir in den Augen weh, sie anzuschauen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich dachte, das würde es vielleicht«, sagte sie, sich an ihre Träume erinnernd. »Nein, es würde mich schmerzen, sie nicht anzuschauen.«
    Er seufzte erleichtert auf. »Ich möchte, dass du dich bei mir sicher fühlst.« Das Licht fiel wie glitzerndes Konfetti von ihm ab und er drückte sie fest an sich. »So vieles stürmt jetzt auf dich ein.«
    Sie beugte den Kopf zurück und öffnete die Lippen. In ihrem Traum hatte er sie geküsst.
    Ein lautes Türenschlagen ließ sie aufschrecken. Miss Sophia stürmte die Treppe hinunter. Daniel nickte mit dem Kinn in ihre Richtung, und eine flammende Lichtgestalt eilte der fliehenden Lehrerin durch die Geheimtür hinterher.

    »Was war das denn?«, fragte Luce staunend und blickte dem Lichtwesen nach.
    »Das? Ein Hilfsgeist.« Daniel drehte ihr Gesicht wieder zu sich.
    Obwohl Daniel bei ihr war und Luce sich sicher und geborgen, behütet und geliebt fühlte, war in ihr dennoch ein Stachel stecken geblieben, eine tiefe Verunsicherung. Sie musste an all die dunklen Dinge denken, die gerade geschehen waren, an Cam und seine donnernden finsteren Heerscharen. So viele unbeantwortete Fragen sausten Luce gleichzeitig durch den Kopf, so viel Schreckliches war passiert, das sie wahrscheinlich nie alles begreifen würde. Wie Penns Tod. Die arme, nette, unschuldige Penn, und dann musste sie plötzlich einen solchen Tod sterben. Luce wurde von Trauer überwältigt und ihre Unterlippe begann zu zittern.
    »Penn ist tot, Daniel«, sagte sie. »Miss Sophia hat sie getötet. Und einen Augenblick dachte ich, mich tötet sie auch.«
    »Das hätte ich nie zugelassen.«
    »Wie hast du mich gefunden? Woher hast du gewusst, dass ich hier bin? Wirst du mich wirklich immer retten?« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Ohmeingott«, wisperte sie, »du bist mein Schutzengel.«
    Daniel lachte leise. »Nicht ganz. Obwohl du das sicher als Kompliment gemeint hast.«
    Luce wurde rot. »Welche Sorte von Engel bist du dann?«
    »Ach, irgendwie zwischen alle Stühle gerutscht«, antwortete Daniel.
    Hinter ihm bündelte sich das restliche Silberlicht im Raum und teilte sich dann in zwei Hälften. Luce drehte den Kopf etwas, um besser sehen zu können. Ihr Herz klopfte, als aus dem Leuchten ähnlich wie bei Daniel zwei klar erkennbare und wohlvertraute Gestalten heraustraten:

    Arriane und Gabbe.
    Gabbes Flügel waren bereits entfaltet. Sie waren breit und plüschig und drei Mal so groß wie ihr Körper. Mit vielen zarten Flaumfedern, sanft

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