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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Randy sagt, du darfst hier bald raus. Sobald deine Eltern ihre Einwilligung gegeben …«
    »Meine Eltern sind hier?«
    »Und voller Sorge um ihre Tochter. Bis in die kaputten Spitzen der dauergewellten Haare deiner Mutter. Sie sitzen draußen im Flur und wühlen sich durch alle möglichen Formulare. Ich hab ihnen gesagt, dass ich ein Auge auf dich haben würde.«
    Luce stöhnte und presste den Kopf tief ins Kissen. Der rasende Kopfschmerz war unerträglich geworden.
    »Wenn du sie nicht sehen willst…«
    Aber das war es nicht. Sie freute sich darauf, ihre Eltern zu sehen. Doch mit einem Mal hatte sie sich an die Bibliothek erinnert, an das Feuer und die neuen, verwandelten Schatten, die sie heimsuchten und bei jeder Begegnung furchteinflößender wurden. Sie waren immer schon finster und widerwärtig gewesen, sie hatten ihr immer schon Angst eingejagt, aber gestern Nacht hatte sie fast den Eindruck gehabt, als wollten sie etwas von ihr. Und dann war da noch diese Kraft gewesen, die sie hochgehoben und ins Freie getragen hatte.
    »Hallo? Was ist denn los?« Gabbe hatte sich über sie gebeugt
und fuhr mit der Hand vor Luces Gesicht hin und her. »Woran hast du gerade gedacht?«
    Luce wusste nicht, was sie mit Gabbes plötzlichem Wandel anfangen sollte. Warum war sie so nett zu ihr? Die Rolle der Krankenschwester passte so gar nicht zu ihr, und es gab hier auch keine Jungs, auf die sie es abgesehen haben könnte. Luce hatte bisher nie den Eindruck gehabt, dass Gabbe sie mochte. Sie wäre nie aus eigenem Antrieb an ihr Krankenbett gekommen, da war Luce sich sicher.
    Aber darüber konnte sie später noch nachdenken. Jetzt beschäftigte sie viel stärker, was letzte Nacht alles passiert war. Das grauenhafte, bedrohliche Spiel der Schatten im Korridor. Das seltsame, unwirkliche Gefühl, durch dieses Schwarz mit einem Mal hindurchgestemmt zu werden. Die Lichterscheinung, die sie danach am Himmel wahrzunehmen glaubte.
    »Wo ist Todd?«, fragte Luce. Sie musste an die Furcht in seinen Augen denken. Er war neben ihr gewesen, sie waren miteinander durch die Finsternis getragen worden, und dann hatte sie seinen Arm losgelassen …
    Der Vorhang wurde zurückgezogen, und da stand plötzlich Arriane im Zimmer, mit Inlineskates und in der rot-weißen Uniform ehrenamtlicher Krankenhausmitarbeiter. Ihre kurzen schwarzen Haare hatte sie am Kopf zu lauter kleinen Knoten gedreht. Sie rollte neben Luces Bett, in der Hand ein Tablett mit drei geköpften Kokosnüssen, in die neonfarbene Partystrohhalme und bunte Sonnenschirmchen gesteckt waren.
    »Nur damit ihr’s wisst«, befahl sie. »Ihr schüttet jetzt den Limettensirup in die Kokosnuss und trinkt das brav aus - wow, was für lange Gesichter. Störe ich gerade?«
    Arriane stoppte am Fußende des Bettes ab und reichte
Luce eine Kokosnuss mit einem leuchtend rosa Sonnenschirmchen.
    Gabbe sprang auf, griff nach der Kokosnuss und schnüffelte daran. »Arriane, sie hat ein Trauma erlitten«, schimpfte sie. »Und nur zu deiner Information, wir haben gerade über Todd gesprochen.«
    Arriane richtete sich kerzengerade auf. »Genau deshalb braucht sie etwas mit Schuss«, sagte sie und hielt das Tablett fest, während Gabbe und sie sich mit aufgerissenen Augen anstarrten.
    »Okay«, sagte Arriane schließlich und sah blinzelnd weg, »ich geb ihr deinen lahmen Drink.« Sie reichte Luce die Kokosnuss mit dem blauen Schirmchen.
    Luce glaubte sich in einem posttraumatischen Wachtraum. Wo hätten sie denn plötzlich dieses ganze Zeug herhaben sollen? Kokosnüsse? Partystrohhalme? Als wäre sie in der Sword & Cross ohnmächtig geworden und in einem Allinclusive-Strandhotel aufgewacht.
    »Wo habt ihr das alles her?«, fragte sie. »Also, ich meine, vielen Dank, aber…«
    »Wir plündern unsere Ressourcen, wenn Not am Mann ist«, sagte Arriane. »Roland hat uns geholfen.«
    Sie schlürften einträchtig ihre eisgekühlten, süßen Drinks. Dann stellte Luce die Frage noch einmal. »Wo ist Todd?«
    »Todd«, sagte Gabbe und zog den Vokal seltsam in die Länge. »Du musst wissen er … er hat viel mehr Rauch eingeatmet als du und…«
    »Hat er nicht«, stieß Arriane hervor. »Er hat sich das Genick gebrochen.«
    Luce verschluckte sich an ihrem Drink und hustete, und Gabbe warf Arriane einen blitzenden Blick zu.
    »Was denn?«, sagte Arriane. »Luce kann die Wahrheit ertragen.
Wenn sie es doch sowieso herausfindet, warum dann nicht gleich ehrlich sein?«
    »Das endgültige Ergebnis der Untersuchung steht

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