Engelspakt: Thriller (German Edition)
einen neugierigen Blick zu.
Schließlich sagte sie: »Jetzt, da wir den Namen und die Adresse haben, werden wir hoffentlich mehr über Ihren alten Triadenorden und das Deckenfresko erfahren. Aber zuvor schlüpfen wir wieder in unsere normale Arbeitskleidung, denn in diesem amerikanisch-italienischen Millionärs-Ehepaar-Aufzug würde Doktor Martini uns vermutlich nicht sehr ernst nehmen.«
»Doktor Robert Martini?«
»Sie kennen ihn?«
»Nicht persönlich. Allerdings sollten wir vorsichtig sein. Er ist auf die Glaubenskongregation, genauer auf Kardinal Ciban, nicht gut zu sprechen.«
Catherine seufzte. »Die Reihe seiner Feinde würde den Autobahnring um Rom vermutlich komplett ausfüllen.«
»Das mag sein, aber ich schätze, Martini hat allen Grund, sauer zu sein. Seit Jahren verweigert man ihm den Zugang zu den Archiven.«
»Ist seine Arbeit denn so … bedrohlich?«
Rinaldo zuckte mit den Achseln. »Einzig der Wechsel an der Führungsspitze unserer Kirche seit dem letzten Konklave hat ihn vor der Exkommunikation bewahrt. Angeblich fand ein sehr hitziges Vieraugengespräch zwischen Martini und Seiner Heiligkeit Papst Innozenz statt. Zu jener Zeit habe ich allerdings noch nicht für die Glaubenskongregation gearbeitet.«
Innozenz! Catherine atmete tief durch. Das verstorbene Kirchenoberhaupt, Papst Leos unmittelbarer Vorgänger, hatte fast ein Vierteljahrhundert lang wie ein absolutistischer Monarch über die Kirche geherrscht, unterstützt von seinem damaligen Großinquisitor Sergio Monti. Unter Innozenz und Monti war auch das Verfahren gegen Catherine eingeleitet worden. Vor einem Jahr war sie drauf und dran gewesen, die Kirche als Ordensfrau zu verlassen.
»Was schlagen Sie vor?«, fragte sie Rinaldo, da er Dr. Martini sicher besser einschätzen konnte als sie.
»Wie Sie schon sagten, erst einmal müssen wir uns dieser Verkleidung hier entledigen.«
»Und dann?«
»Dann werden wir Bischof Tardini einen Besuch abstatten. Seine Exzellenz kennt Doktor Martini noch von früher.«
64.
»Signora Rotolo, bitte sorgen Sie dafür, dass ich in den nächsten fünfzehn Minuten nicht gestört werde.«
»Wie Sie wünschen, Herr Doktor«, kam die routinierte Antwort der Sekretärin über die Freisprechanlage.
Zanolla nippte an seinem Kaffee und legte die DVD , die die Sicherheitsabteilung für ihn mit Ausschnitten von der Videoüberwachung zusammengestellt hatte, in das Laufwerk seines Computers ein.
Die darauf gespeicherten Bilder zeigten ausnahmslos das seltsame amerikanisch-italienische Ehepaar. Die Sciuttos auf dem Parkplatz, wie sie aus der Limousine stiegen und auf den Eingangsbereich zugingen, dann in der Vorhalle an der Rezeption, im Wartebereich, im Aufzug, im Foyer und schließlich auf dem Rundgang durch die relevanten Areale der Klinik.
Vor allem an Signora Sciutto war Zanolla interessiert.
Er war sich sicher, das Gesicht dieser Frau irgendwo schon einmal gesehen zu haben. In anderer Kleidung, in einer anderen Umgebung, in einem völlig anderen Kontext. Es ärgerte ihn, dass er zwar über ein hervorragendes Gedächtnis für wissenschaftliche Fakten verfügte, sich Gesichter und Namen jedoch nur schwer merken konnte.
Wie war diese Frau bloß an das gezeichnete Porträt mit dem Jungen gekommen? Und warum hatte sie es ihm gezeigt?
Zanolla glich die Fotos aus dem Sicherheitsvideo mit Hilfe des Gesichtsererkennungsprogramms mit der Personendatenbank ab, über die der geheime Bereich seines Instituts verfügte. Darunter waren auch jene Fotos, die für die Sondierung durch David vorgesehen waren.
Keine neunzig Sekunden vergingen, und das Programm landete einen Treffer.
Zanolla beugte sich vor und hätte dabei fast seinen Kaffee verschüttet. Allerdings nicht aus Angst oder Sorge, sondern vielmehr aus Überraschung.
Schwester Catherine Bell!
Zanolla hatte die Fotos für die Sondierungsdatenbank vor Monaten persönlich ausgewählt, um sie durch David ausspionieren zu lassen. Unter dieser Maskerade hatte er die rebellische Nonne, deren Bücher regelmäßig in der katholischen Welt für Aufsehen sorgten, jedoch nicht wiedererkannt.
Erst vor kurzem hatte der Junge ein Foto der Ordensfrau für Zanolla sondieren sollen. Im Grunde war es dabei in erster Linie darum gegangen, Cibans Umfeld und bei der Gelegenheit auch gleich den Papst zu erkunden. Aber dann hatte sich die Sondierung von Papst Leo als weit schwieriger herausgestellt als gedacht, und die Sondierung von Ciban war am Ende völlig aus dem Ruder
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