Engelspakt: Thriller (German Edition)
Doch in der Vatikan-Limousine fühlte Catherine sich so sicher wie in Abrahams Schoß. Es machte durchaus einen Unterschied, ob man im hektischen römischen Straßenverkehr mit einem Fiat 500 oder mit einem Mercedes unterwegs war. Dafür fand Catherine mit ihrem Miniwagen jederzeit einen Parkplatz, und wenn es nur eine Lücke zwischen zwei Mülltonnen war.
Das Haus von Lazarus lag oberhalb des westlichen Teils des Forum Romanum. Wie Rinaldo während der restlichen Fahrt von der Klinik berichtet hatte, wussten nur wenige Leute von dem Wohnsitz. Der Kleriker hatte schon immer sehr zurückgezogen gelebt. Vor allem seit der Konfrontation mit Papst Innozenz hatte er das kirchliche Leben mehr und mehr aus der Distanz über wenige Freunde und die Medien verfolgt. Für alle anderen Verbindungen zur Außenwelt war seine Hauswirtschafterin die Mittelsperson. Gleichzeitig schien sie auch die Sekretärin des alten Mannes zu sein.
»Er ist ein ziemlich schräger Vogel«, hatte Tardini sie am Telefon gewarnt. »Wundern Sie sich am besten über gar nichts. Auch nicht über seine resolute Hauswirtschafterin.«
Wer sich den Spitznamen Lazarus verpasste, musste in der Tat ein ziemlich schräger Vogel sein. Viel mehr als das hatte Catherine jedoch erstaunt, dass Tardini mit keiner Silbe Cibans angespanntes Verhältnis zu Lazarus alias Dr. Robert Martini erwähnt hatte. Ob er es nicht für wichtig genug hielt? Rinaldo hingegen hielt es für sehr wichtig. Daher hatte er sie, was Kardinal Ciban betraf, vor allzu viel Offenherzigkeit gewarnt.
Also gut, Catherine würde den Zwischenfall mit Kardinal Ciban zunächst einmal außen vor lassen. Vielleicht brauchten Rinaldo und sie den Anschlag ja auch gar nicht zu erwähnen, um mehr über die Triaden zu erfahren. Womöglich würden sie sogar eine Verbindung zu Zanolla und dem Jungen herstellen können. Sie dachte dabei an Cibans Pinnwand, an der all die verrückten, scheinbar zusammenhanglosen Puzzleteile hingen. Sarah Cibans Grab, das Deckenfresko mit dem Triadensymbol, das Porträt des Jungen, die Fruchtbarkeitsklinik, Zanolla …
Der Junge und der Doktor spukten ihr seit dem Klinikbesuch ohnehin permanent im Hinterkopf herum, ganz zu schweigen von den eindringlichen Impressionen, die der Kontakt mit Cibans Bewusstsein ihr seit zwei Tagen bescherte. Die Eindrücke waren derart massiv, dass sie bisweilen fürchtete, sich nicht mehr auf die Gegenwart konzentrieren zu können.
»Hier ist es«, sagte Rinaldo und holte Catherine aus ihren Gedanken.
Er hielt den Wagen vor einem gepflegten zweistöckigen Herrenhaus an, dessen Grundstein, wie Catherine vermutete, vor gut einhundert Jahren gelegt worden war. Auch die Häuser im unmittelbaren Umfeld machten einen sehr gepflegten Eindruck, wobei die Lage des Anwesens einen beeindruckenden Blick auf das Forum Romanum versprach.
»Er erwartet uns also?«, fragte Catherine ein klein wenig skeptisch. Sie hatten sich so überstürzt bei Lazarus angekündigt, dass es schon an ein Wunder grenzte, wenn er sie tatsächlich empfing, denn diesmal winkten Rinaldo und sie nicht mit Millionen.
»Wenn Seine Exzellenz Bischof Tardini einen Termin für uns ausmacht, dürfen wir davon ausgehen, dass wir nicht versetzt werden.«
»Es wundert mich, dass dieser Lazarus uns trotz der Disharmonie mit Kardinal Ciban sprechen will. Ihm muss doch bewusst sein, dass Bischof Tardini der Erste Sekretär Seiner Eminenz ist.«
»Tardini ist ein alter Fuchs, Schwester. Er hat Doktor Martinis Neugierde geweckt.«
»Ach ja? Und wie?«
»Indem er Ihren Namen fallen ließ.«
Catherine starrte ihn an.
Rinaldo zuckte die Achseln. »Es gibt eine Menge Menschen, die sehr neugierig auf Sie sind. Doktor Martini ist einer von ihnen. Sie sind eine Rebellin. Schon vergessen?«
»Vielleicht erhofft er sich durch mich einfach nur Zugang zu den Archiven.«
»Gut möglich. Dass Sie Pater Darius so gut gekannt haben, dürfte auch nicht ganz unerheblich sein.« Rinaldo machte eine kurze Pause. »Ich muss Ihnen allerdings noch etwas sagen.«
»Ja?«
»Die Einladung gilt nur für Sie.«
»Das soll wohl ein Witz sein?«
»Oh nein, ganz und gar nicht. Natürlich werde ich Sie später wieder abholen.« Rinaldo deutete auf sein Handy. »Geben Sie mir einfach Bescheid. Und jetzt viel Glück!«
Catherine seufzte. »Danke, Pater, es wäre mir jedoch lieber …«
»Es ist, wie es ist, Schwester. Mit Männern wie Doktor Martini diskutiert man über solche Punkte nicht.«
»Also gut.«
Sie
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