Engelspakt: Thriller (German Edition)
gelaufen. Darüber hatte Zanolla die verflixte Ordensfrau erst einmal völlig aus dem Blick verloren.
Ausgerechnet heute hatte sie ihn nun in der Verkleidung einer amerikanischen Millionärserbin mit der Skizze des Jungen konfrontiert. Kaum zwei Tage nach dem Anschlag auf Ciban. Wie es aussah, wusste Catherine Bell mehr über Scrimgeour und die Cibans, als gut für sie war.
Zanolla schloss die unterste Schublade seines Schreibtischs auf und holte ein abhörsicheres Handy heraus.
Er zog eines der besseren Fotos von Schwester Catherine auf das Mobiltelefon und fügte noch schnell ein Foto des Ehepaares Sciutto hinzu. Dann schrieb er eine kurze SMS , wählte eine Nummer und verschickte die Daten.
Nachdem Zanolla die Daten gelöscht und das Telefon wieder im Schreibtisch verwahrt hatte, griff er frohen Mutes zu seinem regulären Telefon.
Es war an der Zeit, einmal wieder mit seinem Freund Dr. Asensi aus der Gemelli-Klinik zu plaudern. Schließlich war Asensi stets am aktuellen Stand von Zanollas gentechnischer Forschungsarbeit interessiert.
65.
Coelho hatte das Vibrieren seines Handys gespürt, doch in der gegenwärtigen Situation hatte er lieber darauf verzichtet, nachzuschauen, wer der Anrufer war. Er musste sich voll und ganz auf sein Gegenüber konzentrieren.
Hier spielte jetzt die Musik.
Inspektor Ganzoli stand ihm an dem Besprechungstisch gegenüber, öffnete einen Umschlag und breitete den Inhalt langsam vor ihm aus. Coelho konzentrierte sich darauf, durch nichts zu verraten, dass ihm das, was er da sah, längst durch seine eigenen Ermittlungen bekannt war.
Während Ganzoli die Unterlagen über den ganzen Tisch verteilte, strahlte er jene Arroganz aus, die Vatikanpolizisten das Gefühl geben sollte, kaum mehr zu sein als die Hilfspolizei. Eigentlich hatte Coelho dem Inspektor dieses Überlegenheitsgefühl schon einige Male ausgetrieben, doch leider kehrte es wie ein lästiges Magengeschwür immer wieder zurück.
Diesmal hatte Ganzoli ausgerechnet auch noch einen Treffer gelandet.
»Es sieht nicht gut aus«, erklärte der Inspektor, nachdem er den Umschlag vollkommen geleert hatte.
Direkt vor Coelho lag eine Kopie der Heiratsurkunde von Sarah Ciban und Alan Scrimgeour. Des Weiteren erblickte er einige Kopien aus dem Fotoalbum der beiden, aus dem ihm auch schon sein eigener Agent reichlich Material geliefert hatte. Außerdem eine Informationsbroschüre der Brenda-Thornton-Klinik. Das Einzige, was diese Sammlung nicht enthielt, war das Porträt von dem Jungen sowie die beiden goldenen Eheringe.
»Würden Sie sich bitte etwas klarer ausdrücken, Inspektor?«
Mit großer Gebärde griff Ganzoli nach der Heiratsurkunde und reichte sie Coelho.
»Meine Leute haben den Beleg für die heimliche Eheschließung zwischen dem Anglikaner Alan Scrimgeour und der Katholikin Sarah Maria Ciban entdeckt. Die Ehe blieb kinderlos, trotz des Besuches einer Londoner Fruchtbarkeitsklinik. Die Ehefrau starb schließlich bei einem Unfall. Etwa ein Jahrzehnt danach wird ihr Ehemann mitten in der Nacht in einer Kirche in Rom ermordet. Zufälligerweise ist der Bruder der Toten zu dieser nächtlichen Stunde die einzige andere Person am Tatort. Wenn da kein Zusammenhang besteht, dann weiß ich es auch nicht.« Ganzoli legte die Heiratsurkunde auf den Tisch, gleich neben das schlichte Hochzeitsbild von Alan und Sarah Scrimgeour. »Und jetzt sagen Sie mir nicht, Sie haben davon nichts gewusst!«
»Ihre vermeintliche Spur ist keinen Pfifferling wert, Inspektor. Es wurden lediglich Schmauchspuren an Kardinal Cibans Kleidung entdeckt, nicht an seinen Händen. Auch gibt es keine Fingerabdrücke von ihm auf der Waffe. Professor Scrimgeour hingegen hat mehrere Schüsse aus der Pistole abgefeuert und Seine Eminenz dabei lebensgefährlich verletzt. Am Ende wurde der Professor schließlich mit seiner eigenen Waffe umgebracht, jedenfalls ist er nicht durch seine eigene Hand gestorben. Hätte Kardinal Ciban Rache für den Mord an seiner Schwester nehmen wollen, dann wäre er Scrimgeour ganz sicher nicht unbewaffnet gegenübergetreten. Was, wenn Scrimgeour den Revolver bei sich getragen hat, um sich und Ciban zu schützen?«
Ganzoli musterte ihn. »Sonst noch eine Theorie?«
Coelho atmete tief ein. »Wir sollten uns in erster Linie folgende Frage stellen: Wer war die dritte Person am Tatort?«
66.
Kaum waren Catherine und Rinaldo von ihrem vatikanischen Treffpunkt aus losgefahren, setzte ein von heftigen Windböen begleiteter Regen ein.
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