Engelspakt: Thriller (German Edition)
dass Sie beide auf normalem Wege ein gesundes Kind bekommen werden.«
»Aus diesem Grund möchten wir uns über die Chancen einer In-vitro-Fertilisation informieren. Wir haben von Ihrem erweiterten Verfahren zur Spermieninjektion gehört und der damit verbundenen höheren Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Schwangerschaft und Entbindung.«
»Sechsundsechzig Prozent höher gegenüber der Standardmethode«, fügte Rinaldo beeindruckt hinzu.
Zanolla nickte. »Wir haben eine Methode entwickelt, um das Fruchtbarkeitspotenzial einzelner Spermien zu bestimmen. Das macht unsere In-vitro-Methode im Vergleich zu anderen äußerst effektiv.«
Mit einer gewissen Ehrfurcht sagte Catherine: »Wie mein Mann und ich festgestellt haben, arbeiteten Sie früher erfolgreich mit Doktor Eric Scelpa in der Brenda-Thornton-Klinik zusammen. Eine Freundin von mir war damals eine der Patientinnen Ihres Kollegen. Vielleicht erinnern Sie sich ja noch an sie. Ihr Name ist Sarah Scrimgeour.«
Catherine konnte sich nicht sicher sein, unter welchem Namen Sarah sich in der Klinik angemeldet hatte, aber ihr Instinkt sagte ihr, dass es der gemeinsame Ehename gewesen sein musste. Zum einen stand der Name Scrimgeour in der Heiratsurkunde, auch wenn beide offiziell ihre Geburtsnamen beibehalten hatten, zum anderen bezweifelte Catherine, dass Sarah sich trotz des Geheimhaltungskodex der Klinik unter ihrem Geburtsnamen eingetragen hätte. Immerhin sollte alles vor ihrer Familie im Geheimen bleiben.
Zanolla legte die Stirn in Falten und überlegte. »Scrimgeour … Scrimgeour …«
Valentina kam herein, brachte Kaffee und Tee und italienisches Gebäck.
Nachdem sie wieder gegangen war, sagte Zanolla: »Es tut mir leid, aber nach all den Jahren kann ich mich gerade noch halbwegs an meine eigenen Patientinnen erinnern. Doktor Scelpa und ich waren lediglich Fachkollegen und leider …« Er hielt inne und holte tief Luft.
Catherine spürte mit jeder Faser ihres Selbst, dass er log und dass er ihnen gleich ein Märchen auftischen würde, um das Thema Scelpa ein für alle Mal zu beenden.
»Vielleicht haben Sie von dem Klinikbrand bei London gehört? Doktor Scelpa ist dabei ums Leben gekommen. Mit ein Grund, weswegen ich kurz darauf nach Italien zurückgekehrt bin.« Zanolla stieß ein tiefes Seufzen aus, das fast aufrichtig klang. »Ich hoffe, es geht Ihrer Freundin gut, und wir waren damals erfolgreich.«
»Das waren Sie und Ihre Klinik.« Catherine nickte lächelnd. Eine schauspielerische Meisterleistung angesichts der Situation. Sie griff in ihre Handtasche, zog ein Blatt Papier und damit ihr Ass im Ärmel hervor, entfaltete es und reichte es Zanolla. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie Rinaldo den Atem kurz anhielt. »Sarah hat mir sogar ein selbstgezeichnetes Porträt ihres Jungen geschickt.«
Jetzt kam der eigentliche Clou. Womöglich erfuhr Catherine nun, wieso Ciban das Porträt an der Pinnwand direkt hinter Zanollas Foto platziert hatte.
Dem Doktor, der eben noch so freundlich und lebendig gewirkt hatte, stockte der Atem. Wie versteinert starrte er auf die Skizze, ohne das Blatt umzudrehen. Seine Augen klebten förmlich an dem Porträt. Auch wenn er sich ansonsten im Griff hatte und seine Fassung rasch wiedererlangte, war diese Reaktion für Catherine und Rinaldo eindeutig genug. Es gab definitiv eine Verbindung zwischen ihm und dem Kind!
Dann geschah etwas völlig Unerwartetes. In Catherines Bewusstsein blitzte die Momentaufnahme eines halbdunklen Raumes auf. Darin saß der Junge aus der Skizze, drei Fotos vor ihm auf einem Tisch. Eine der Aufnahmen konnte Catherine sogar erkennen. Sie zeigte Marc Ciban!
Zanollas Reaktion war heftiger, als Catherine erwartet hatte. Sie spürte regelrecht den emotionalen Ausschlag in seinem Inneren, der die Bilder hervorgespült hatte, trotzdem ließ sie sich nicht anmerken, dass seine Reaktion überhaupt für sie von Bedeutung war.
Möglichst beiläufig fügte sie daher hinzu: »Leider haben Sarah und ich uns vor Jahren aus den Augen verloren. Aber so ist das nun mal im Leben. Heute hoffen mein Mann und ich, dass Sie uns weiterhelfen können.«
Zanolla löste seinen Blick von der Skizze und reichte sie Catherine mit einem höflichen Lächeln zurück. »Eine wahre Künstlerin, Ihre Freundin. Was Ihren Kinderwunsch angeht, bin ich übrigens äußerst zuversichtlich, Signora Sciutto. Und Sie beide sollten es auch sein. Kommen Sie, ich zeige Ihnen unsere Klinik und erkläre Ihnen dabei alles
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