Engelspakt: Thriller (German Edition)
Metallgriff des Messers. Doch die Pistole behielt er nach wie vor in der Hand.
Ein Schuss löste sich, und eine Kugel pfiff ganz dicht an Catherine vorbei in Richtung Kühlschrank. Lazarus packte den Brief und warf ihn ihr zu, während er gleichzeitig nach der Pistole trat, diese aber verfehlte.
»Verschwinden Sie!«, rief der alte Gelehrte Catherine zu.
Ein zweiter Schuss löste sich, traf den alten Mann in die Brust und fegte ihn zu Boden.
Catherine packte den massiven Messerblock und schleuderte ihn dem Angreifer mit so viel Energie und Wut an den Kopf, dass er den Mann wie ein Fausthieb traf. Wie nach einem K. o. im Boxring blieb der Mann mit dem Messer in der Brust und einer Platzwunde an der Schläfe auf dem Laminat liegen.
»Lazarus!«
Sie kniete sich neben den alten Mann und hob seinen Kopf an, damit er leichter atmen konnte. Lazarus packte sie so fest am Arm, dass sie sicherlich blaue Flecken davontragen würde. »Haben … Sie … den Brief?«
Catherine schüttelte den Kopf. Den Brief? Himmel, dieser Wisch war ihr doch jetzt völlig egal. Lazarus war schwer verletzt. Alles war voller Blut! Der Mann konnte jede Minute sterben! Sie berührte seine Stirn, um ihre Energie fließen zu lassen, aber er wehrte sie mit letzter Kraft ab. »Sinnlos. Zu spät. Außerdem werden Sie Ihre Energie noch brauchen. Stecken Sie … den … Umschlag ein.«
Sie dachte nicht daran. Vielmehr konzentrierte sie sich, um in den tranceartigen Zustand zu gelangen, der den Transfer einleiten würde. Sie musste es zumindest versuchen. Doch der Kleriker gab nicht nach.
»Holen Sie den … Brief … Catherine … jetzt … SOFORT !«
Seine Stimme, seine Bitte waren so eindringlich, dass Catherine schließlich gehorchte. Dieses bescheuerte Stück Papier!
Rasch rutschte sie auf den Knien zu dem Umschlag hin, steckte ihn unter ihre Jacke und wollte gerade zu dem Verletzten zurückkehren, als eine Detonation unter ihr durch das Haus dröhnte. Rauch waberte in Bodenhöhe vom Eingang herein und fing an, den bewusstlosen Fremden und Lazarus einzuhüllen. Der Qualmgeruch vermischte sich mit dem Geruch von Blut. Catherine hätte sich fast übergeben.
Sie versuchte dem Gelehrten aufzuhelfen. »Kommen Sie!« Aber der alte Mann reagierte nicht, hing da wie ein lebloser Kleidersack.
»Lazarus!«
Sie richtete ihn auf, drehte ihn etwas zu sich – und bemerkte durch den Rauch den leeren Blick in seinen Augen. Da war nichts mehr. Kein Funke von Leben, keine Seele mehr. Eben hatte sie noch mit ihm gesprochen, protestierend seinen Befehl ausgeführt, und nun war er tot.
Catherine saß da wie betäubt und starrte den Toten an, während um sie herum das totale Chaos auszubrechen schien. Der Rauch nahm zu, stieg höher, doch sie ignorierte das beginnende Brennen in ihren Lungen, als sie plötzlich Wasser fließen hörte und ihr jemand ein klatschnasses Handtuch vor Mund und Nase hielt. Sie wollte schon nach dem Unbekannten treten, als dieser rief: »Kommen Sie, Schwester. Wir müssen hier raus. Der ganze Keller brennt.«
Es war Viktor! Er packte sie, zog sie auf die Beine und schob sie Richtung Ausgang. Die Rauchschwaden waberten durch den Flur und erschwerten die Sicht. Dann sah sie es. Der Qualm kam tatsächlich aus dem Keller!
Der Vatikanpolizist ließ sie erst außerhalb des Hauses auf der anderen Straßenseite wieder los und dirigierte sie in ein Auto mit einem Fahrer. »Immer mit der Ruhe, Schwester. Die Feuerwehr ist alarmiert, Hilfe unterwegs. Gott sei Dank waren Sie nicht länger da drin, sonst hätten Sie eine Rauchvergiftung erlitten. Ich kümmere mich um die beiden anderen. Bariello fährt Sie zur Sicherheit ins nächste Krankenhaus …«
»Warten Sie!« Catherine hätte fast geschrien. »Der Mann in der Küche hat eine Pistole! Er wollte uns töten!«
Viktor nickte dankend für die Information, zog die Atemmaske vors Gesicht, die sein Kollege ihm reichte, drehte sich um und war auch schon wieder im qualmenden Eingangsbereich verschwunden.
74.
Bariello fuhr augenblicklich los. Immerhin konnte Catherine ihn davon überzeugen, sie nicht ins Krankenhaus zu fahren, sondern nach Hause in ihr Appartement. Ein Krankenhausaufenthalt hätte ihr gerade noch gefehlt. Womöglich mit einer Zwangsjacke ans Bett gefesselt, weil sie es dort garantiert keine Sekunde ausgehalten hätte.
Dann stellte sie sich trotz des Schocks die Frage aller Fragen: Was hatte Viktor in Dr. Robert Martinis Haus gemacht? Spionierte Coelho ihr etwa nach? Traute er
Weitere Kostenlose Bücher