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Engelspakt: Thriller (German Edition)

Engelspakt: Thriller (German Edition)

Titel: Engelspakt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
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Ciban und die Glaubenskongregation. Dennoch hatte der Kardinal ihn vor drei Jahren überraschend zum Untersekretär befördert. Dabei hatte ausgerechnet Rinaldos Schwäche für Klatsch und Tratsch dafür gesorgt, dass er in den Fokus Cibans geraten war. Vor allem hatte ihn jenes Gerücht interessiert, nach dem der Kardinal nach dem Tod von Papst Innozenz als einer der vier Spitzenkandidaten für die Papstwahl gegolten hatte. Wie man munkelte, hatte Ciban seine Kandidatur jedoch zurückgezogen und unauffällig Eugenio Torre unterstützt, den derzeitigen Papst Leo, dabei war dieser ein Modernist.
    Beweise gab es dafür natürlich keine. Nichts von dem, was im Inneren der Sixtinischen Kapelle während einer Papstwahl geschah, gelangte an die Öffentlichkeit, nicht einmal an die vatikanische. Dennoch lag dieses Gerücht stetig in der Luft, atmeten die Menschen es ein, als flüsterte es ihnen ein Engel zu – oder der Teufel.
    Eines Tages hatte Bischof Tardini Rinaldo beiseitegenommen und im Vertrauen zu ihm gesagt: »Sie fischen in tiefen und trüben Gewässern, mein junger Freund. Ich gebe Ihnen den guten Rat, lassen Sie die Sache auf sich beruhen. Oder gehen Sie direkt zu Seiner Eminenz, anstatt ihn zu einem Ihrer inquisitorischen Fälle zu machen. Als sein Untersekretär haben Sie sich und ihm gegenüber eine ganz besondere Verpflichtung.«
    Bevor Rinaldo auch nur einen Mucks von sich geben konnte, fügte der weißhaarige Kleriker hinzu: »Und noch etwas: Lassen Sie das Verfahren gegen Schwester Catherine Bell aus dem Spiel, auch wenn Sie noch so sehr darunter leiden.«
    Rinaldo staunte nicht schlecht, als Tardini das gegen Schwester Catherine laufende Disziplinarverfahren ansprach, mit dem Rinaldo beruflich in Berührung gekommen war.
    Die Akte »Schwester Catherine Bell« war noch unter Papst Leos Vorgänger angelegt worden, daher hatte Rinaldo jenen Jungmitgliedern der Glaubenskongregation angehört, die man mit dem Studium der Schriften dieser rebellischen Nonne beauftragt hatte. Rinaldo hatte die Bücher gelesen und im Anschluss für seine Vorgesetzten ein erstes Gutachten geschrieben und einige Informationen zusammengestellt. Noch heute rang er deshalb mit seinem schlechten Gewissen.
Doch der alte Bischof hatte recht. Das Konklave-Gerücht um Ciban allein war Sprengstoff genug. Also dachte Rinaldo die halbe Nacht über Tardinis Ratschlag nach, Ciban von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten. Immerhin konnte der Kardinal ihn mit einem Wort, einer einzigen Geste vernichten. Rinaldo hatte schon mehr als einmal miterlebt, wie er mächtigen Kurienkardinälen allein durch die Kraft seines Blickes den Boden unter den Füßen weggezogen hatte. Aber dann entschied er sich, Tardinis kühnen Rat anzunehmen und gleich am nächsten Tag mit Ciban zu sprechen.
    Acht Stunden später stand er in Cibans imposantem Arbeitszimmer, sprach mit ihm das Tagesgeschäft durch und behandelte jene Angelegenheiten, die darüber hinausgingen. Nachdem die Arbeit getan und es an der Zeit war, dass Rinaldo sich in sein kleines Büro am anderen Ende des Flures zurückzog, fasste er sich ein Herz und hüstelte kurz.
    »Dürfte ich Ihnen eine persönliche Frage stellen, Eminenz?«
    Ciban blickte von seinem Schreibtisch auf und musterte Rinaldo mit klinischem Interesse. Seine schwarze, dunkelrot gesäumte Robe verlieh ihm etwas Sardonisches. »Das kommt auf die Frage an. Worum geht es, Monsignore?«
    »Es geht um das …« Rinaldo räusperte sich. »Es geht um das Gerücht.«
    »Das Gerücht?« Der Kardinal lehnte sich aufmerksam in seinem hohen Sessel zurück.
    »Das letzte Konklave. Ihr Verzicht auf eine Kandidatur und die Erhebung von Kardinal Torre auf den Thron des heiligen Petrus aufgrund Ihrer Intervention.« Rinaldo holte tief Luft und suchte nach einem Anzeichen von Herablassung, Ungnade oder Zorn in Cibans Miene. Aber er entdeckte nichts dergleichen.
    »Sie sind also davon überzeugt, dass dieses Gerücht gar kein Gerücht ist«, stellte Ciban schlicht fest.
    »Manche Gerüchte sind mehr als Schall und Rauch, Eminenz.«
    Es folgte ein langer Moment des Schweigens. Dann bedeutete der Präfekt Rinaldo, Platz zu nehmen.
    Seine Lippen verzogen sich zu einem leichten, ironischen Lächeln, als er sagte: »Ich gehe einmal davon aus, Sie unterstellen mir nicht, dass ich den Konklave-Eid gebrochen habe.«
    »Gott behüte, nein«, antwortete Rinaldo sofort. Fast wäre er vom Sessel aufgesprungen. Vor der Papstwahl verpflichteten sich die

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