Engelspakt: Thriller (German Edition)
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Es ist wahr. Ich habe geheiratet, vor vielen Jahren, und ich habe dich nicht in dieses Geheimnis eingeweiht, weil ich meiner Frau mein Wort darauf gegeben habe. Doch da Sarah seit langem tot ist und ich nun die schreckliche Wahrheit über die Hintergründe erfahren habe, fühle ich mich nicht mehr länger an mein Versprechen gebunden. Ich werde nicht von dieser Welt scheiden, ohne dass der Mann, der ihr all diese fürchterlichen Dinge angetan hat, dafür bezahlt!
Ich könnte zerspringen vor Zorn, aber alles der Reihe nach, damit du den Ereignissen in ihrer ganzen Tragweite folgen kannst.
Meine Frau Sarah wurde bei einem Autounfall schwer verletzt. Als ich die Nachricht erhielt, war ich gerade in einem Supermarkt und schob einen Einkaufswagen vor mir her. Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang professionell und sachlich, aber die Worte, die nur langsam in mein Gehirn sickerten, kamen mir vor wie der helle Irrsinn: Ihre Frau … Autounfall … schwere Verletzungen … Operation … Komplikationen …
Sarah war damals im achten Monate schwanger!
Keine Viertelstunde später stand ich im Krankenhaus, im Wartebereich für werdende Väter. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie heftig ich gegen den Drang ankämpfen musste, in den Operationssaal zu stürmen, um Sarah ganz nah zu sein. Dieses Übelkeit erregende Gefühl der Hilflosigkeit, der Ohnmacht, die Angst sie zu verlieren … Es ist einfach unbeschreiblich.
Wir hatten damals das unglaubliche Glück, dass die Brenda-Thornton-Klinik mehr war als nur eine Fruchtbarkeitsklinik. Auch die Notaufnahme der Klinik genoss einen hervorragenden Ruf, somit hatten Sarah und das Kind wenigstens eine Chance. Glaub mir, Robert, ich konnte es kaum fassen, wie nahe meine Frau dem Tod war.
Nach einer halben Ewigkeit öffnete schließlich jemand eine der Türen zum Wartebereich. Ein Moment, den ich ebenso herbeigesehnt wie gefürchtet hatte. Ich starrte auf den Mediziner im grünen OP-Kittel, als wäre er ein Gespenst. Dr. Scelpa, Sarahs Arzt, sah mich traurig und gefasst an.
Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, wie mein Herz schlug, als ich ihn nach Sarah fragte. Es war, als würde es mir jede Sekunde vor Qual aus der Brust springen.
Scelpa erklärte mir, dass Sarah den Eingriff überleben werde und es ihr den Umständen entsprechend gehe, aber …
Das »aber« hörte ich schon gar nicht mehr. Ich stand einfach nur da wie eine lebendige Statue und war unglaublich erleichtert darüber, dass meine Frau überleben würde. Irgendwann drang dann auch das »aber« zu mir durch. Hatte es etwa mit Sarah zu tun?
Scelpa erklärte, die Verletzungen des Kindes seien einfach zu schwer gewesen. Sie hätten alles getan, trotzdem sei es bei dem Eingriff gestorben.
Robert, ich habe den Arzt einfach nur angestarrt. Auf der Taxifahrt zur Klinik hatte ich noch befürchtet, sie alle beide zu verlieren, Sarah und das Kind. Und nun … Die Nachricht vom Verlust unseres Kindes berührte mich kaum mehr, als wäre es eine Meldung aus dem Fernsehen.
Ich durfte Sarah sehen, wenn auch nur kurz. Sie schlief. Tief und fest. Sie brauchte diesen Schlaf für ihre Genesung. Ich war unglaublich glücklich. Meine Frau würde überleben, sie würde gesund werden, und sie würde zu mir zurückkehren. Trotzdem … Irgendetwas fühlte sich falsch an. Falsch und verloren, nur wusste ich beim besten Willen nicht, was. Es nagte an mir und ließ mir einfach keine Ruhe. Vielleicht war der Verlust des Kindes doch zu groß?
Catherine blätterte mit zittriger Hand zur nächsten Seite um. Sarah und Alan Scrimgeour hatten also tatsächlich ein Kind gehabt. Und dieses Kind war in Folge des Verkehrsunfalls in der Klinik gestorben.
Obwohl Catherine eine Frau war, konnte sie sich kaum vorstellen, was für ein schreckliches Gefühl es sein musste, sein eigenes Kind zu verlieren. Bei Gott, Sarahs Familie hatte von alldem nicht einmal das Geringste gewusst. Sie atmete tief durch und las weiter.
Nach dem Unfall und der Fehlgeburt änderte sich für meine Frau und mich alles, Robert. Sarah kam einfach nicht über den Tod unseres Kindes hinweg. Sie entwickelte regelrechte Wahnvorstellungen und behauptete, der Junge sei noch am Leben, und Dr. Scelpa habe ihn entführt. Doch Scelpa war ein guter und verständnisvoller Arzt. Er ließ sich von Sarahs Anschuldigungen nicht aus der Ruhe bringen und half uns mit wahrer Engelsgeduld über die schwierigsten Tage und Wochen hinweg. Selten habe ich einen so hilfsbereiten
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