Engelspakt: Thriller (German Edition)
ich habe ein Auge auf unseren Kollegen Stefano. Und wenn mich nicht alles täuscht, haben Sie etwas auf dem Herzen.«
Sie zögerte, denn eigentlich wollte sie ihr Anliegen bei nächster Gelegenheit an Papst Leo direkt richten und weniger an Ciban. Doch jetzt stand der Kardinal vor ihr und wartete geduldig auf eine Antwort.
»Kardinal Gasperetti versucht mich für das Lux zurückzugewinnen. Wie Sie wissen, bin ich nicht daran interessiert. Aber ich fürchte, er hat mir heute ein Versprechen abgerungen.«
»Ein Versprechen? Inwiefern?«
»Das werde ich erst erfahren, wenn es so weit ist.«
»Was, wie ich Stefano kenne, niemals geschehen wird«, sagte Ciban bestimmt. »Was immer er in die Waagschale gelegt hat, Sie sind ihm in keiner Weise verpflichtet.«
Sie blickte in Cibans unergründliche Augen. »Er sagte, mit dem Tod von Darius habe sich das geändert.«
»Behauptet er das?« Der Präfekt deutete ein grimmiges Lächeln an. »Sie können es nicht wissen, Schwester, aber Darius hat für Ihre Freiheit sehr viel riskiert. Sie kennen den Preis, den ein medialer Mensch normalerweise zu bezahlen hat, wenn er das Lux Domini verlässt?«
Catherine nickte. Allein die Vorstellung des künstlich eingeleiteten Amnesieverfahrens hatte genügt, um ihr die eine oder andere schlaflose Nacht zu bereiten.
Ciban fuhr behutsam fort: »Dass Ihnen diese Qual erspart geblieben ist, verdanken Sie nicht Gasperetti.« Er hielt kurz inne, um dann hinzuzufügen: »Ich bewundere Ihren Mut, Catherine, ebenso wie Ihr Ehrgefühl. Aber genau diese Kombination bereitet mir in Ihrem speziellen Fall auch Sorge. Geben Sie Gasperetti einen Korb.«
»Das ist leichter gesagt als getan, Eminenz.«
»Sie schulden ihm nicht das Geringste. Lehnen Sie ab. Ich kümmere mich dann um den Rest.«
»Sie wollen mir helfen?«
»Warum nicht? Wir arbeiten seit über einem Jahr erfolgreich zusammen.«
Catherine war hin- und hergerissen, starrte auf das Stehpult, genauer auf den kleinen Störsender. In jedem Fall vertraute sie Ciban seit den Ereignissen im letzten Jahr weit mehr als Gasperetti. Am Ende hatte ihr der Präfekt in der Sixtinischen Kapelle, als es zur Konfrontation mit den Mördern gekommen war, sogar das Leben gerettet. »Ich wäre wohl töricht, wenn ich Ihre Hilfe nicht annähme.«
Er überging ihr Zögern. »Bei allem Respekt, das wären Sie. Also, sind wir uns einig?«
Catherine nickte.
Ciban faltete den Störsender zusammen und steckte ihn ein. »Nehmen wir die Abkürzung?«, fragte er.
Oh nein, dachte Catherine, bitte nicht wieder die unterirdische Transportkabine. Doch sie antwortete: »Warum nicht?«
Der kleine Aufzug, der sich sowohl senkrecht als auch waagerecht unter dem Gelände des Vatikans zu allen wichtigen Orten fortbewegen ließ, war ihr nicht geheuer. Papst Innozenz hatte den geheimen Lift im Rahmen einiger unterirdischer Bauarbeiten, die unter anderem das Lüftungs- und Kühlsystem betrafen, installieren lassen. Außerhalb des Vatikans existierte sogar eine Verbindung zur Engelsburg. Mit Sicherheit gab es noch einige weitere, von denen Catherine nichts wusste.
Der Kardinal ging mit ihr zu einem der Regale, zog einen dicken Folianten hervor und berührte einen Sensor in der Wand. Ein Teil des Regals schwang lautlos beiseite und gab eine Stahltür frei, die sich augenblicklich öffnete. Ciban ließ Catherine galant den Vortritt. Als sich die Tür hinter ihnen schloss, fing sie den Blick seiner stahlgrauen Augen auf. Darin lag etwas, das sie so bisher noch nie wahrgenommen hatte. Die kleine Kabine erschien ihr mit einem Mal noch winziger. Zu allem Überfluss spürte sie, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Der Aufzug setzte sich in Bewegung.
»Bitte entschuldigen Sie, Schwester. Ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen.«
»Das tun Sie nicht«, erwiderte sie einen Tick zu schnell. Um ihre Verlegenheit besser in den Griff zu bekommen, verschränkte sie die Arme vor der Brust. Da Angriff nun einmal die beste Verteidigung war und ein Gespräch die Fahrt in dem Aufzug erheblich verkürzen würde, fügte sie rasch hinzu: »Würden Sie mir bitte erklären, was mit den Torquemada-Unterlagen geschehen ist, die Bruder Anselmus für mein aktuelles Buchprojekt im Archiv zusammengetragen hat?«
Zu ihrer Verblüffung öffnete Ciban eine bis dahin unsichtbare Konsole und drückte den Halteknopf. Der Lift, der sich erheblich schneller bewegte als alle anderen Aufzüge im Vatikan, blieb mit einem sanften Ruck stehen.
»Mit
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