Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelspakt: Thriller (German Edition)

Engelspakt: Thriller (German Edition)

Titel: Engelspakt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
Vom Netzwerk:
Professor, aber ich bleibe lieber stehen.«
    Scrimgeour blickte sich im Zwielicht der Kirche um. »Ist es nicht erstaunlich, was man heutzutage alles mit Geld kaufen kann? Bei Bedarf auch eine Kirche für die Nacht …«
    Und dann auch noch ausgerechnet diese Kirche, dachte Ciban.
    »Doch wo bleiben meine Manieren, Eminenz? Möchten Sie ein Glas Wein?« Der Brite deutete auf den Altar, auf dem eine halb leergetrunkene Flasche mit zwei Gläsern stand. Eines davon war benutzt.
    »Danke, nein. Die Fotografie meiner Schwester, die Skizze … Wo haben Sie die Sachen her?«
    »Sie gestatten, dass ich mir noch einen Schluck gönne?« Scrimgeour trat an den Altar, füllte ein Glas und trank. Seine rechte Hand zitterte leicht. »Ich habe einige Nachforschungen angestellt und …« Er zögerte die Antwort etwas hinaus. »Wissen Sie, Sarah und ich standen uns sehr nahe.«
    Ciban musterte den angetrunkenen Professor argwöhnisch. Sarah hatte während ihrer Zeit in Cambridge einige Vorlesungen Scrimgeours besucht, aber sie hatte den Gelehrten, abgesehen von seiner wissenschaftlichen Brillanz, nie besonders erwähnt. Das alles lag nun über ein Jahrzehnt zurück. Sarah und Ciban hatten sich in dieser Zeit entfremdet, sogar aus den Augen verloren. Vor allem deshalb, weil Ciban während Sarahs England-Aufenthalt ein aktives Mitglied des Vatikanischen Geheimdienstes gewesen war. Sein Kontakt zur Familie und zu seiner Schwester war damals praktisch gleich null gewesen, was er sich bis zum heutigen Tag vorwarf.
    Als Ciban nichts sagte, kramte Scrimgeour etwas aus seinem Talar hervor und reichte es ihm. Es waren zwei Ringe.
    Zwei Eheringe.
    »Ich habe Ihre Schwester geliebt.« Die Lippen des Professors zitterten leicht. »Ich habe Ihre Schwester geliebt, wie man einen Menschen nur lieben kann. Ich liebe Sarah noch immer. Wir waren Mann und Frau.«
    Es folgte Schweigen. Ciban starrte auf die beiden Ringe, die perfekt ineinanderpassten. Sollte der kleinere von beiden wirklich Sarah gehört haben? Hatte sie ihre Ehe mit Scrimgeour vor der Familie, vor ihrem Vater und besonders vor ihm tatsächlich verheimlicht?
    »Erzählen Sie mir von Sarahs Beerdigung«, forderte Scrimgeour und stellte das Glas Wein auf der Altarplatte ab.
    Eine unterschwellige Warnung schwang in seiner Stimme mit, doch Ciban ignorierte es und atmete angesichts der Erinnerung tief durch. Wieder fiel sein Blick auf die beiden Ringe.
    »Meine Familie hat die Beerdigung arrangiert. Ich selbst konnte leider nicht daran teilnehmen. Ich war damals mehrere tausend Kilometer von Rom entfernt.« Er erinnerte sich an sein Telefonat mit Sarah am Morgen ihres Todes, an die Dringlichkeit, die darin gelegen hatte, daran, dass er ihr versprochen hatte, so bald wie möglich nach Rom zurückzukehren. Ein unvorhergesehener Zwischenfall hatte ihn in Buenos Aires aufgehalten. Und dann war Sarah plötzlich tot gewesen.
    »Sie sind ein ausgezeichneter Schauspieler, Eminenz, und ein ebenso ausgezeichneter Lügner. Eine Feuerbestattung. Wie klug von Ihnen. Damit haben Sie alle Spuren verwischt.«
    Wovon sprach dieser volltrunkene Irre bloß? Aber dann dämmerte Ciban, dass Scrimgeour nicht nur einfach ein Alkoholiker war. Der Mann hatte sich Mut angetrunken.
    Er hörte ein Klicken, blickte von den Eheringen auf und starrte in die Mündung einer Waffe, die Scrimgeour in der Linken hielt.
    »Sarah hätte sich niemals das Leben genommen«, fuhr der Professor fort. »Aber sie hatte vor irgendetwas oder irgendjemandem Angst. Also habe ich nachgeforscht. Sie haben Ihrer Schwester das Schlimmste angetan, was man einem geliebten Menschen nur antun kann. Ich hätte nicht schlecht Lust, Ihnen den Teufel aus dem Leib zu prügeln, glauben Sie mir. Aber ich weiß, dass ich in einem Zweikampf nicht die geringste Chance gegen Sie hätte.«
    Ciban gab kein Wort von sich, denn er sah den Zorn und den Alkohol in Scrimgeours Augen. Ganz gleich, was er jetzt sagte, es wäre nichts als eine Provokation.
    Dann drückte Scrimgeour ab. Es lagen so viel Wut und Hass in diesem ersten Schuss, dass die Revolverkugel jedwede Energie aus der Waffe aufzusaugen schien. Ciban drehte sich blitzschnell zur Seite, um in letzter Sekunde auszuweichen. Es war nicht die Kugel, die er wie in Zeitlupe auf sich zukommen sah, sondern ein kleines Mädchen mit dunklen, glänzenden Haaren, das an der Hand seines Bruders durch die Santa Maria dell’ Orazione e Morte lief, während der Tod sie in seinen gelben Augen behielt.
    Von der Wucht

Weitere Kostenlose Bücher