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Engelspakt: Thriller (German Edition)

Engelspakt: Thriller (German Edition)

Titel: Engelspakt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
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Ausnahme gewesen.
    Ambrose war von den Kindern mehr als fasziniert. Er hatte sich sogar mit dem Mädchen angefreundet, um seine Nachforschungen voranzutreiben. Ob die Kleine deshalb verschwunden war?
    Bisher hatten ihn sein professionelles Verhalten und die Tatsache, dass er sich bei Bedarf dumm stellte, vor der Aufmerksamkeit der anderen Angestellten und des Doktors bewahrt. Aber vielleicht brach ihm nun ausgerechnet das verfluchte Krematorium den Hals. Ob der Doktor gedachte, ihn einem Lügendetektortest zu unterziehen? Gerüchtehalber hatte Ambrose von solchen Verhören innerhalb des Instituts gehört.
    Er bedachte Zanollas kleine, beleibte Gestalt mit einem unauffälligen Seitenblick, während er sich daran erinnerte, wie der Doktor einmal mit einer der Psychologinnen über Davids Fähigkeiten gesprochen hatte. Wahrscheinlich hatte Zanolla geglaubt, dass Ambrose nicht einmal im Ansatz verstehen würde, worum es in der Unterhaltung ging.
    »Sie haben meinen Bericht gelesen?«, hatte der Doktor die Psychologin gefragt.
    »Ja«, hatte die Frau geantwortet. »Er liest sich wie ein Science-Fiction-Roman.«
    Darauf hatte der Doktor gesagt: »Alles, was in diesem Bericht steht, ist das Ergebnis jahrelanger Forschung. Nichts davon ist Utopie. Der Junge verfügt über Sinne, die wir uns nicht einmal vorstellen können. Er ist der lebende Beweis dafür, dass Geist und Gehirn nicht dasselbe sind.«
    Ambrose rekapitulierte in Gedanken noch einmal den Bericht, in den er unmittelbar darauf einen unbeobachteten Blick hatte werfen können. Die Forschungen des Doktors reichten bis zu jener mikroskopisch subatomaren Ebene, auf der Geist erzeugt wurde, und machte sich dabei jene seltsamen Eigenschaften des Quantenuniversums auf der Ebene der Atome zunutze, wo alles mit allem verbunden war. So konnte ein Teilchen zur selben Zeit an zwei oder mehr Orten sein. Die Wissenschaftler nannten diese Fähigkeit in der Raum-Zeit-Geometrie Superposition. Es war eine fundamentale Eigenschaft der Struktur des Universums, deren Vorstellung jedem Normalsterblichen glatt den Verstand rauben konnte. Diese Erkenntnis basierte auch noch auf den allgemeinen Gesetzen der Relativität, die Einstein entdeckt hatte. Die Forschungsarbeit des Doktors war Hightech und Science-Fiction in einem. Er war anderen Labors vermutlich um dreißig, wenn nicht noch mehr Jahre voraus.
    Aber Ambrose hatte inzwischen herausgefunden, dass es noch einen weiteren Grund dafür gab, warum es einigen Projekten gestattet war, kreativ zu sein. Keines der Projekte sprach auf die üblichen Psycho-Tests an. Hamburg-Wechsler, Rorschach, TAT , MMPI – nichts. Noch nie war der Doktor dabei zu einem verwertbaren Ergebnis gelangt, auch nicht über die Hirnscans. Es war, als existierte das Bewusstsein einiger Projekte auf einer anderen Ebene, als entzöge es sich einfach den gängigen Lehrmaßstäben. Deshalb die Psychologen. Deshalb ermutigten sie die Kinder zur Kreativität, um wenigstens auf diese Weise einen Blick in ihre Köpfe werfen zu können.
    Ambrose dachte an Davids sensationelle Zeichnungen und Gemälde. Ob die Wesen auf diesen Bildern in einer anderen, fremdartigen Welt tatsächlich existierten? Wenn ja, dann musste dies die Hölle sein, eine Welt von permanenter Qual und Katastrophe. Eines von Davids Bildern sah aus, als zeigte es den Untergang des Universums. Aber wie dem auch war, irgendwie erinnerten ihn die Werke an die Zeichnungen schwer traumatisierter Kinder.
    Zanolla blieb vor einer Tür stehen und holte Ambrose aus seinen Gedanken. Er öffnete sie und bedeutete seinem Begleiter, ihm zu folgen. Der Raum war größer als vermutet und enthielt eine einzigartige Bildergalerie. Es handelte sich um die älteren Werke Davids. Der Doktor trat näher an die Bilder heran. Ambrose war kein großer Kunstkenner, aber das, was er hier sah, war zweifelsohne außergewöhnlich und sprach ihn trotz des Schreckens unmittelbar an. Eines der Gemälde erinnerte ihn an William Turners Shade and Darkness , das als verschollen galt. Ein anderes an Didier Barras’ Der Brand des Tempels von Jerusalem , aber es war nicht Jerusalem, das hier brannte, sondern eine moderne Stadt, wie Ambrose sofort erkannte. Das Chaos des Bösen , stand unter dem Gemälde. Ambrose war kein abergläubischer Mensch, aber dieses Bild erzeugte in ihm mehr als nur Unbehagen. Er konnte sich halbwegs ausmalen, was in den dazugehörigen Kommentaren der Psychologen stand, die in ihrer Analyse ganz sicher von

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