Engelspakt: Thriller (German Edition)
Spuren des Mordkomplotts restlos zu beseitigen, etwa mehr mitbekommen, als er sollte? Arbeitete er insgeheim sogar für das Lux Domini und Kardinal Gasperetti?
Als sie keine Antwort gab, fügte Coelho hinzu: »Ich versichere Ihnen, ich weiß nichts Konkretes, aber ich habe mir natürlich meinen Reim auf die Ereignisse gemacht. Wenn Sie also noch irgendetwas wissen, das mir weiterhilft, oder falls Ihnen noch etwas einfällt, und sollte es auch nur eine Vermutung sein, zögern Sie bitte nicht, mich anzurufen. Tag und Nacht.«
Catherine holte tief Luft. »Beantworten Sie mir bitte eine Frage, Herr Kommandant. Was soll das heißen, Sie haben sich Ihren Reim auf die Ereignisse gemacht?«
Coelho hob zu einer Erwiderung an, aber just in dem Moment klingelte sein Handy. »Entschuldigen Sie mich bitte kurz.« Mit einem Griff holte er das kleine Mobiltelefon aus der Anzugjacke hervor, lauschte kurz und legte wieder auf. »Das Reinigungsteam.«
Besagte Putzkolonne entpuppte sich nicht nur als Crime Scene Cleaners , sondern auch als eine Art Tatortermittlergruppe. Einer der beiden Männer, die den Flur und die Diele reinigten – ein dritter kümmerte sich um den Hausgang –, entdeckte den Taser neben dem Schrank, trat ins Wohnzimmer und zeigte ihn Coelho.
»Danke, Viktor. Gehört der Ihnen, Schwester?« Der Kommandant drehte sich zu Catherine um.
Catherine schüttelte den Kopf. »Nein. Er gehört Seiner Eminenz. Trotzdem werden Sie auch meine Fingerabdrücke darauf finden.«
Selbst wenn es nur eine oder zwei Sekunden lang anhielt, entging ihr das anzügliche Grinsen auf Viktors Gesicht wegen ihrer Fingerabdrücke auf dem Elektroschocker nicht. Am liebsten wäre sie aufgestanden und hätte dem Mann für seine schmutzige Fantasie eine schallende Ohrfeige verpasst, doch sie riss sich zusammen.
Ihr noch immer zugewandt, fragte Coelho: »Ich nehme an, Sie besitzen selbst einen Taser aus dem Bestand des Vatikans?«
Catherine nickte. »Ja. Seit den Zwischenfällen im letzten Jahr.« Den Zusatz »Kardinal Ciban hat darauf bestanden« behielt sie angesichts der Situation für sich. Ebenso die Tatsache, dass Ciban sie seit knapp einem Jahr von einem Meister in den Grundlagen der Kampfkunst ausbilden ließ.
Coelho gab Viktor ein Zeichen, den Taser zu sichern und sich wieder an die Arbeit zu machen. Das blutige Kissen und die blutverschmierte Decke wurden ebenfalls in Plastiksäcken sichergestellt. Die beiden Männer arbeiteten unglaublich schnell. Schon nach wenigen Minuten sah es für Catherine als Laiin aus, als ob nie etwas in ihrer Diele geschehen wäre.
»Sie haben meine Frage wegen Ihres persönlichen Reims noch nicht beantwortet«, sagte sie schließlich.
Das Reinigungsteam war längst verschwunden, und Coelho trat noch einmal in den Flur, um diesen einer letzten Inspektion zu unterziehen.
»Ich bin ein sehr gläubiger Mensch, Schwester, und arbeite bereits seit vielen Jahren für den Vatikan hier in Rom. Daher habe ich einen siebten Sinn für … sagen wir mal ›außergewöhnliche‹ Menschen und ihre Arbeit entwickelt.«
Er beendete die Untersuchung und blieb vor Catherine stehen.
»Ich weiß, Sie haben eine Gabe, Schwester. Und ich bin mir sicher, mit dieser Gabe haben Sie Seiner Eminenz vor wenigen Minuten das Leben gerettet, und zwar an diesem Ort hier.« Als er Catherines besorgten Blick auffing, fügte er hinzu: »Keine Sorge. Ihr Geheimnis ist bei mir sicher. Zu Ihrem eigenen Schutz muss ich Ihnen allerdings noch eine wichtige Frage stellen …«
Ohne ein Wort wartete Catherine mit vor Anstrengung rot geränderten Augen ab. Schlimmer konnte es kaum noch kommen.
»Sind Sie und Kardinal Ciban ein Paar?«
25.
Catherine stand in ihrem kleinen Flur und starrte Coelho an. Wenn der Kommandant sie mit einer Nadel gestochen hätte, hätte sie nicht geblutet. Sind Sie und Kardinal Ciban ein Paar? Himmel, wie kam Coelho nur darauf? Wenn er tatsächlich über eine solch gute Menschenkenntnis verfügte, wie er behauptete, musste es für ihn doch offensichtlich sein, dass dem nicht so war!
»Nein, Herr Kommandant. Aber ich denke, Seine Eminenz und ich sind auf dem besten Weg, eine gute Arbeitsbeziehung aufzubauen.«
Coelho verzog keine Miene. Doch irgendetwas tief in seinen dunklen Augen gab Catherine das Gefühl, dass er weit mehr über »gute Arbeitsbeziehungen« wusste als sie.
»Gut, Schwester«, war alles, was er darauf sagte, als sein Mobiltelefon erneut klingelte.
Als der Kommandant das Gespräch beendete,
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