Engelspakt: Thriller (German Edition)
Aquarell und das Bleistiftzeichnen hatte er sich nach und nach mit Hilfe von Lehrbüchern selbst beigebracht. Aus irgendeinem Grund duldeten die Psychofuzzis und der Doktor die Ausübung dieses Talents und förderten es inzwischen sogar. Aaren hatte ihm einmal erklärt, sie hofften, dadurch irgendwann in seinen Schädel hineinsehen zu können. Keines seiner verschwundenen Bilder sei wirklich verschwunden. Es gebe im Institut einen Ort, wo sich die Psychofuzzis über den tieferen Sinn der Werke ihrer Projekte Gedanken machten. Selbst über Aarens Kompositionen, die sie mit den Klavierwerken von Chopin verglichen. Aaren hatte sich köstlich darüber amüsiert.
Sollen die Psychofuzzis ruhig weiter analysieren, dachte David. Er würde sie liebend gerne auch in Zukunft mit rätselhaftem Material versorgen. Hauptsache er blieb für den Doktor und seine Gefolgschaft interessant, zumindest so lange, bis es ihm eines Tages gelänge, aus dem Institut zu fliehen.
Um seine Angaben aus der letzten Iso-Kammer-Sitzung zu untermauern, hatte er sogar ein Bild mit dem Mann und seinem Revolver gemalt und dabei natürlich auch den starken Regen und die beiden goldenen Ringe nicht vergessen. Vielleicht konnte er während einer der nächsten Sondierungen mehr über die eingerahmte Aufnahme auf dem Kaminsims erfahren, ohne dass der Doktor es mitbekam. Inzwischen war David sich fast sicher, dass es sich bei der fotografierten Person um die Frau im Operationssaal handelte, die der Mann mit der Maske mit Sarah angesprochen hatte. Doch warum sprach ihn dieses Porträt so sehr an?
Auch musste er mehr über das alte Tagebuch von Charles Cutler Torrey aus dem Jahre 1930 erfahren. Wenn er es geschickt anstellte, konnte das Wissen um das Buch oder das Porträt sein Schlüssel in die Freiheit sein.
Wer also war die Frau? War sie mit dem Mann verheiratet, der versucht hatte, sich beim russischen Roulette das Leben zu nehmen? Und wer war dieser Torrey, für den der Mann sich so sehr interessierte? Gab es eine Verbindung zwischen Torrey, der Frau und dem Mann, oder hatte das eine mit dem anderen nicht das Geringste zu tun?
David dachte wieder an das Foto aus der Zeitung mit dem Namen darunter. Dieser Kardinal Ciban hatte über die Sondierung das erste Mal eine Verbindung zwischen David und der Frau hergestellt, und zwar über die schreckliche Fotoserie, in der die Frau tot dargestellt gewesen war. Wenn er also mehr über die Frau erfahren wollte, musste er wohl oder übel mehr über Kardinal Ciban herausfinden.
David wusste natürlich, dass die Schuldatenbank auch ein historisches sowie ein zeitgenössisches Personenlexikon umfasste, doch Aaren hatte ihm einmal erklärt, dass jeder seiner Lern- und Rechercheschritte über die Institutsdatenbank akribisch aufgezeichnet würde. Mitarbeiter und Projekte hinterließen gleichermaßen elektronische Spuren, wann immer sie sich aus offiziellen oder persönlichen Gründen ins Netz einwählten. Manche Projekte hatten dies laut Aaren durch zu viel Leichtsinn mit dem Leben bezahlt.
Ob Aaren dieser Leichtsinn am Ende selbst zum Verhängnis geworden war? Ausgerechnet ihr, dem Computergenie? David konnte nicht glauben, dass seine Freundin den Wissenschaftlern auf diese Weise auf den Leim gegangen war. Dafür war sie einfach zu clever. Andererseits … Was, wenn die Suche nach ihren Eltern in der Außenwelt sie hatte unvorsichtig werden lassen?
Um sich abzulenken, setzte sich David an das Zeichenbrett und fing eine Bleistiftskizze an, die Ouvertüre für ein Ölgemälde, das er schon seit einer Weile für den Doktor malen wollte. Eine kleine Irreführung, die den kleinwüchsigen Dicken und seine Psychofuzzis erst einmal beschäftigen würde.
Da klopfte es an die Tür, und David fuhr herum. Niemand im Institut klopfte an. Jeder benutzte seiner Rangstufe gemäß die Sensorscanner, auch Summer genannt, dank derer sich die Türen von selbst öffneten und schlossen.
David stand auf und zog die massive Metalltür auf.
Vor ihm stand Ambrose.
31.
Rinaldo fühlte sich alles andere als wohl in seiner Haut. Bisher war er noch nie in den Fokus des Generalinspektors der Vatikanpolizei geraten, und er hatte bisher auch gut darauf verzichten können. Doch an diesem frühen, regennassen Morgen suchte ihn Adrian Coelho höchstselbst in seinem kleinen Büro am Ende des Flures auf, nachdem er sich unmittelbar zuvor Bischof Tardini vorgeknöpft hatte.
Rinaldo wusste, dass Coelho vor einem Jahr nach Abschluss der
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