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Engelspakt: Thriller (German Edition)

Engelspakt: Thriller (German Edition)

Titel: Engelspakt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
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Cibans Triadenforschung etwas mit dem Anschlag und dem Mord zu tun hatte. Vielleicht hatte der britische Gelehrte den Kardinal sogar in eine Falle gelockt.
    Vor Rinaldo lag die selbstangefertigte Skizze einer groben Zeitlinie, in die er alle Daten beginnend mit den Inquisitoren Bernard Gui, Tomás Torquemada und Marc Abott Ciban eingetragen hatte. Die Inquisitoren waren allesamt rot eingezeichnet. Dann kamen die Forscher, denen Rinaldo die Farbe Blau zugewiesen hatte. Allen voran der Schotte James Bruce, gefolgt von Georges Louis Marie Leclerc oder besser dem Comte de Buffon, den Bruce auf seiner Rückreise von Äthiopien nach England in Frankreich getroffen hatte. Charles Cutler Torrey von der Yale Universität folgte ein knappes Jahrhundert darauf, und noch mal fünfzig Jahre später tauchte Professor Alan Scrimgeour auf.
    Mit grüner Farbe schrieb Rinaldo den Namen des englischen Übersetzers des Buches Henoch etwas weiter rechts schräg über die Namen von Bruce und Buffon. Bereits 1773 hatten die beiden sich mit dem Buch Henoch befasst, doch erst 1821, fast ein halbes Jahrhundert später, hatte der Oxforder Professor Richard Laurence es übersetzt.
    Am faszinierendsten war Torreys Aussage, dass ein viel älteres und umfassenderes Werk hinter dem einstmals verbannten Buch Henoch stand. Laut Ciban handelte es sich dabei um die so genannte Triadenbibel. Nüchtern betrachtet klang das alles für einen studierten Vatikanbeamten wie Rinaldo reichlich verrückt. Aber jetzt war Scrimgeour tot, und Ciban lag schwer verletzt auf der Intensivstation der Gemelli-Klinik. Diese Tatsachen warfen nun wahrlich ein neues Licht auf die ganze Geschichte rund um die Triaden.
    Einen Moment lang spielte Rinaldo sogar mit dem kühnen Gedanken, noch einmal in den Untergrund der Engelsburg zu gehen, um nach dem Deckenfresko zu suchen. Doch bei erneutem Nachdenken war ihm klar geworden, dass er sich dort unten nur heillos verirren und am Ende vielleicht sogar nicht mehr zurückfinden würde. Ciban dagegen schien den Untergrund des Vatikans ebenso gut zu kennen wie die überirdischen Bereiche. Das konnte Rinaldo nun nicht gerade von sich behaupten, von gewissen Arealen in den Archiven einmal abgesehen.
    Rinaldo fasste einen Entschluss, faltete die Skizze zusammen, steckte sie in seine Jacke und verwahrte die schwarzen Ordner wieder in seinem Safe. Dann machte er sich auf den Weg in die Stadt, um in einem der öffentlichen Internetcafés weitere Nachforschungen anzustellen. Er wollte lieber keine Recherchespuren auf seinem eigenen Computer hinterlassen, für den Fall dass ihn doch jemand bespitzelte.
    Eine halbe Stunde später suchte er in Zivilkleidung das kleine Internetcafé in der Via Cavour auf, holte sich einen Espresso und ließ sich an einem der Rechner im hinteren Teil des Raumes nieder. Das Internetcafé strahlte in etwa so viel Charme aus wie eine Miniatur eines ungepflegten, chaotischen Großraumbüros. Doch der Kaffee schmeckte gut, und die Tassen sowie die Tastaturen waren immer sauber.
    Rinaldo faltete die Skizze auseinander und legte sie vor sich auf den Tisch. Dann gab er die Namen und Suchbegriffe in allen möglichen Kombinationen und in mehreren Sprachen in die Suchmaschine ein. Da Mehrsprachigkeit für die Mitarbeiter des Vatikans ein Muss war, sprach auch Rinaldo drei Fremdsprachen, zwei davon fließend. Allein mit den kombinierten Wörtern »Engel« und »Triaden« kam er auf fast 400 000 Ergebnisse. Die Begriffe »Engel« und »Henoch« lieferten immer noch 85 000 Treffer. Schließlich stieß Rinaldo auf eine deutsche Übersetzung aus dem Jahr 1853 und las in der allgemeinen Einleitung über Kapitel 2: Über Inhalt, Zweck und Form der einzelnen Bestandteile des Buches .
    Der Übersetzer und Interpret war ein Deutscher, Dr. August Dillmann, außerordentlicher Professor und Bibelforscher an der Evangelisch-theologischen Fakultät in Tübingen. Wie der Verfasser in der Einleitung schrieb, zählte das Buch Henoch zu den Schriften, die nach Beilegung der Weltuntergangsprophetie in Israel an die Stelle der alten prophetischen Literatur getreten waren und welche man nun als Apokalypse oder Offenbarung bezeichnete. Allerdings wollte das Buch Henoch nicht bloß wie andere Offenbarungen über die messianische Zukunft aufklären, sondern auch über Naturgegenstände sowie Wesen und Kräfte des Himmels und der Erde, welche über die gewöhnliche menschliche Erkenntnis hinausgingen. Es wollte über die »Geheimnisse des Himmels

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