Engelspakt: Thriller (German Edition)
Lederjacke aus und hängte sie über den Stuhl. Dann bestellte er sich einen zweiten Cappuccino und ging die Posts von Lazarus in aller Ruhe durch. Dieser selbsternannte Experte behauptet doch glatt, dass das Böse mit den gefallenen Engeln in die Welt gekommen sei und dass die Gefallenen noch heute unter den Menschen lebten und diese manipulierten. Manche der Gefallenen manipulierten im Guten, andere im Bösen. In jedem Fall gehe der Krieg zwischen den gottestreuen und den verräterischen Engeln bis auf den heutigen Tag weiter, wie im Himmel so auf Erden.
Kublicki hielt das alles für ausgemachten Blödsinn. Trotzdem beschloss er, seinen Auftraggeber über seine Entdeckung zu informieren und diesem Lazarus ein bisschen genauer auf den Zahn zu fühlen.
36.
Schwester Giada nahm Catherine gegenüber an dem geräumigen Wohnzimmertisch Platz und lehnte den angebotenen Instantkaffee höflich ab. Als die alte Nonne das Wohnzimmer betreten hatte, war ihr Blick wie beiläufig durch den Raum geschweift, doch Catherine war sich sicher, dass sie alles registriert hatte, was ihr auch nur im Ansatz wichtig war. Den Schreibtisch mit dem Computer am Fenster ebenso wie die religiös-abstrakten Bilder an den Wänden oder den orangefarbenen Hochflorteppich vor dem modernen Wandkamin. Schwester Giada schien sich jedoch nicht zu fragen, wieso eine einfache Nonne wie Catherine sich so etwas leisten konnte. Daher mutmaßte Catherine, dass die Dominikanerin wohl von ihrem ketzerischen Treiben als erfolgreiche Sachbuchautorin wusste.
Tatsächlich sagte die alte Nonne zwei Sekunden darauf: »Ich habe übrigens Ihr aktuelles Buch gelesen.«
Ach? Catherine harrte der Dinge, die da auf sie zukommen würden, und besann sich auf das alte Sprichwort »In der Ruhe liegt die Kraft«.
»Etwas zu einseitig für meinen Geschmack …«
Wer hätte das gedacht!
»Nichtsdestotrotz sehe ich die Notwendigkeit, die Sie veranlasst hat, so zu schreiben, wie Sie es getan haben.«
Catherine schluckte ihre Verblüffung herunter wie ein zu großes Stück Quarkstrudel, das sich einem im Hals querstellt.
»Doch weswegen ich zu Ihnen gekommen bin …« Giada rückte ihre hagere Gestalt in dem für sie viel zu großen Sessel zurecht, kramte in ihrem Habit und zauberte schließlich einen weißen Umschlag hervor. »Der Generalinspektor hat mich heute Vormittag darüber informiert, dass Seine Eminenz in der Nacht Opfer eines Anschlages geworden ist und nun im Krankenhaus liegt …« Die Nonne brach kurz ab, fing sich aber sofort wieder. »Nun denn, seit dem ersten Anschlag vor dreizehn Jahren hat Kardinal Ciban einige Sicherheitsvorkehrungen getroffen, und da Sie inzwischen zu seinen engsten Mitarbeitern gehören, habe ich den Auftrag, Ihnen im Falle eines Falles diesen Umschlag zu überreichen.«
Catherine starrte von dem Brief auf die ältere Nonne. »Seit dem … ersten Anschlag?«
»Ich dachte, Sie wüssten davon.«
Catherine schüttelte den Kopf. »Es steht nichts davon in Kardinal Cibans offizieller Biografie.«
»Natürlich nicht. Dennoch hätte ich erwartet, dass Sie darüber informiert sind. Nun ja, andererseits liegt der Vorfall nun schon einige Jahre zurück. Damals war Seine Eminenz noch ein aktives Mitglied des Vatikanischen Geheimdienstes und Roms Verbindungsmann zur ISA .« Als Schwester Giada Catherines fragenden Blick auffing, erklärte sie: »Die International Security Agency ist eine Organisation, der inzwischen zahlreiche Weltregierungen angehören. Natürlich ist mir über die Tätigkeit Seiner Eminenz für die ISA nichts bekannt, und ich will Ihnen jetzt auch nicht mehr über diesen ersten Anschlag erzählen. Das soll Seine Eminenz gefälligst selbst tun. Wichtig für Sie ist nur zu begreifen, dass dies hier kein Spiel ist, sondern voller Ernst. Haben Sie schon einmal von Monsignore John Neirynck gehört?«
Catherine antwortete völlig verwirrt. »Selbstverständlich. Er hat eine brillante Arbeit über die Strukturen des Guten und des Bösen geschrieben und sich kurz darauf unerklärlicherweise aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen.«
»Ganz so unerklärlich ist sein Rückzug nicht«, erklärte Schwester Giada trocken. »Pater Neirynck ist tot. Im Gegensatz zu Kardinal Ciban hat er den Anschlag nicht überlebt. Aber zurück zu dem Brief hier.« Die Nonne überreichte der völlig perplexen Catherine den Umschlag mit einer bedeutungsvollen Geste, und schon folgte die nächste Wechseldusche. »Ich habe keine Ahnung, was dieser
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