Engelspakt: Thriller (German Edition)
vermochte. Das konnte ein ziemlich gefährliches Spiel werden, denn unter dieser Voraussetzung stünde Gasperetti wohl kaum auf der Seite Cibans.
Als Coelho einige Minuten später die Zentrale der Vigilanza betrat, erreichte ihn der so dringend erwartete Anruf aus London. Er nahm das Gespräch in seinem Büro entgegen und hörte dem britischen Vatikanagenten aufmerksam zu.
Die Kollegen hatten Alan Scrimgeours Haus vom Keller bis zum Dach unter die Lupe genommen und waren bis auf zwei sehr interessante Details bisher nicht fündig geworden. Der Professor war tatsächlich verheiratet gewesen. Es existierte sogar ein Dokument, eine Urkunde über die Trauung durch Vikar James Ruffle in der unscheinbaren St. Peters Italian Catholic Church in London. Coelho ließ sich das Hochzeitsjahr durchgeben, das mit dem Datum auf den Ringen übereinstimmte, die sie in der Kirche gefunden hatten. Noch besser war jedoch, dass diese Urkunde Teil eines alten Fotoalbums war, in dem eine Handvoll Bilder der schlichten Hochzeit sowie etliche andere Fotos eingeklebt waren, einschließlich eines Artikels und eines Fotos der bekannten Londoner Brenda-Thornton-Fruchtbarkeitsklinik. Coelho sollte die verschlüsselten Kopien des Materials bereits in den nächsten Sekunden via Internet erhalten.
Er bedankte sich, legte auf und aktivierte seinen Computer, dann wartete er kurz und rief die aktuellen E-Mails ab. Der britische Agent hatte nicht zu viel versprochen, denn das Material über Scrimgeour war tatsächlich bereits da.
Als Coelho die Hochzeitsurkunde auf dem Bildschirm betrachtete, wurde er kreidebleich. Die von Vikar James Ruffle durchgeführte Trauung dokumentierte die Eheschließung zwischen Professor Alan Scrimgeour und Doktor Sarah Maria Ciban!
Kardinal Cibans Schwester war Scrimgeours Frau gewesen? War das etwa die Verbindung, nach der er in diesem unsäglichen Fall bisher vergeblich gesucht hatte?
Tausend Dinge gingen Coelho gleichzeitig durch den Kopf, von einem möglichen Mordmotiv bis hin zu einer hundsgemeinen Intrige. Hatte Ciban etwa nichts von der Heirat seiner Schwester gewusst? War das Treffen zwischen ihm und Scrimgeour in Santa Maria dell’ Orazione e Morte deshalb wie im Wahn eskaliert?
Plötzlich passten die Ringe auf verblüffende Weise perfekt in dieses ganze verflixte Puzzle!
Coelho griff zum Telefon, nutzte noch einmal seine Kontakte und hoffte, dass sie ihm bei der weiteren Aufklärung ebenfalls halfen.
Außerdem brauchte er einen Verbündeten außerhalb des vatikanischen Polizeiapparates. Und er wusste auch schon, wer dieser Verbündete sein würde.
Da klopfte es zweimal kurz an die Tür. Einer von Coelhos Mitarbeitern trat ein und teilte ihm mit, dass Inspektor Ganzoli ihn sprechen wolle.
Auch das noch! Coelho versetzte seinen Rechner in den Ruhezustand und bat den Inspektor herein.
44.
Catherine hörte auf, sich in Schwester Giadas schlichtem, aber äußerst effizient eingerichtetem Büro umzusehen. Sie beugte sich vor und trank einen Schluck Wasser von der Marke, die Ciban bevorzugte und die Giada nun auch ihr und Rinaldo angeboten hatte.
Die alte Nonne saß neben ihr und dem Monsignore auf einem Klappstuhl und dachte über den Text und die Zahlen auf dem Blatt Papier nach. Unterdessen saß eine Novizin mit ihrem Laptop an Giadas Schreibtisch und versuchte mit Hilfe komplexer Computerprogramme ebenfalls einen Sinn hinter den Zahlen und Worten zu entdecken.
Catherine hatte ihren Augen und Ohren nicht getraut, als Giada ihnen die blutjunge Rebekah König aus Deutschland als Hackerin und Computerexpertin vorgestellt hatte. Die kaum einen Meter sechzig große Rebekah sah in ihrem Ordensgewand mit ihren nussbraunen Augen, der pfiffigen Hornbrille und den Sommersprossen absolut herzig aus. Catherine beobachtete schmunzelnd, wie die Deutsche in Monsignore Rinaldo augenblicklich den männlichen Beschützerinstinkt weckte.
Aber dann hatte Rebekah Catherine und Rinaldo ebenso herzig über ihre vielfältigen Aufgaben im Orden und die Philosophie der Hacker aufgeklärt, die sich deutlich von den Crackern distanzierten. Hackern ging es um Informationen, Crackern ging es darum, zu zerstören.
Überdies war Rebekah, zusammen mit einigen anderen Junghackern und Junghackerinnen, von der Vatikanischen Sicherheit damit beauftragt worden, das Computersystem des Vatikans zu untersuchen, um etwaige Schwachstellen aufzuspüren. Nach diesen Ausführungen dämmerte selbst Rinaldo, dass dieses halbe Kind, das da so
Weitere Kostenlose Bücher