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Engelsrache: Thriller

Engelsrache: Thriller

Titel: Engelsrache: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Pratt , Christian Quatmann
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diese Weise hatten sie tonnenweise Geld verdient und zugleich vielen jungen Mädchen geholfen, die in Schwierigkeiten steckten.
    Gus und Erlene hatten eigentlich vorgehabt, das Mouse’s Tail noch fünf Jahre weiterzuführen und sich dann irgendwo in North Carolina an der Küste zur Ruhe zu setzen. Doch im vergangenen Jahr Ende September hatte es Gus plötzlich erwischt: Herzinfarkt. Als Erlene ihn gefunden hatte, war er schon tot gewesen. Ihr Gus. Noch wenige Minuten vorher war er auf seinem Rasenmäher draußen vor dem Küchenfenster vorbeigefahren, hatte ihr zugelächelt und fröhlich gewinkt. Und dann einfach so. Einfach weg. Seither tröstete sie sich mit dem Gedanken, dass sie eines Tages wieder mit ihm zusammen sein würde. Sicher wartete Gus schon auf der anderen Seite auf sie.
    Als der TBI-Beamte wieder weggefahren war, dachte sie eine Weile nach. Dann rief sie den Barmann und sämtliche Mädchen an, die am Vorabend gearbeitet hatten, und wies sie an, um vier Uhr nachmittags in der Bar zu erscheinen, eine Stunde früher als sonst. Der Barmann hieß Ronnie; Mitzi, Elizabeth, Julie, Trisha, Heater und Debbie waren in Erlenes Club als Tänzerinnen beschäftigt. Und dann waren da noch die beiden Bedienungen: April und Alexandra. Die Mädchen waren wunderschön und phantastisch gebaut, ausnahmslos. Je älter Erlene wurde, umso mehr Spaß machte ihr der Umgang mit den jungen Frauen. Sie bemühte sich, ihnen so etwas wie Selbstachtung beizubringen, und bläute ihnen unablässig ein, miese Kerle und Drogen unbedingt zu meiden. Keine ganz einfache Aufgabe, aber sie tat, was sie konnte.
    Am Vorabend hatte Angel im Service gearbeitet, trotzdem wollte Erlene sie bei der Besprechung nicht dabeihaben. Der ermordete Mann hatte sich nämlich Angel gegenüber ausgesprochen schäbig verhalten. Falls der TBI-Mann davon etwas erfahren sollte, bestand die Gefahr, dass Angel in Verdacht geriet. Außerdem hatte Erlene Schuldgefühle, weil sie Angel in dem Club arbeiten ließ. Anfangs war ihr das zwar nicht richtig aufgefallen, aber Angel passte einfach nicht in einen Club wie das Mouse’s Tail. Dazu war sie viel zu zart besaitet.
    Erlene wusste, dass einige der Mädchen anfangs etwas befremdet darüber gewesen waren, dass die Chefin Angel sofort in ihr Herz geschlossen hatte. Nicht zu ändern, sie verstanden das eben nicht. Im Übrigen hing Erlenes Vorliebe für Angel nicht zuletzt mit Gus zusammen. Gus hatte nämlich aus erster Ehe eine Tochter gehabt, eine wunderschöne Brünette namens Alyse. Als Gus damals mit Erlene abgehauen war, hatte seine Exfrau Bashie ihrer Tochter aus lauter Wut jeden Umgang mit ihrem Vater verboten. Seither hatte Gus seine Tochter nie mehr gesehen. Trotzdem hatte er ständig von ihr gesprochen und ihr jeden Monat Geld geschickt. »Warte nur. Eines Tages kreuzt sie hier auf«, hatte er immer wieder zu Erlene gesagt.
    Einen Tag nach Alyses siebzehntem Geburtstag hatte Gus dann mit der Post ein gerahmtes Foto seiner Tochter erhalten. In dem Umschlag befand sich außerdem ein Brief, in dem Alyse ihrem Vater schrieb: »Ich vermisse Dich, Daddy. Nächstes Jahr, wenn ich achtzehn bin, komme ich Dich besuchen.« Gus hatte das Foto direkt neben die Küchentür gehängt und es seither, wann immer er das Haus verließ, mit zärtlichen Blicken betrachtet. Dann war etwas Schreckliches geschehen. Einige Monate später war Alyse mit zwei anderen jungen Leuten in der Silvesternacht tödlich mit dem Auto verunglückt. Gus fuhr allein zur Beerdigung, weil Erlene es unpassend fand, ihn zu begleiten. In den folgenden Monaten hatte Gus irrsinnig gelitten, doch allmählich erholte er sich wieder und kam über den Tod seiner Tochter halbwegs hinweg. Das Foto hing weiterhin neben der Küchentür, und Gus blieb auch der Gewohnheit treu, sich mit einem zärtlichen Blick von dem Bild seiner Tochter zu verabschieden, sooft er das Haus verließ. Auch nach seinem Tod hatte Erlene das Foto hängen lassen. Irgendwann hatte sie sogar angefangen, mit dem Bild zu sprechen. Eines Tages waren dann Julie Hayes und Angel mit dem Bus angekommen, und Erlene hatte Angel bloß sprachlos angeschaut. Die Ähnlichkeit zwischen dem Mädchen und Alyse war so frappierend, dass man die beiden für Schwestern, ja sogar für Zwillinge hätte halten können. Hatte Gus nicht immer gesagt: »Warte nur. Eines Tages kreuzt sie hier auf«? Deshalb hatte Erlene keine Sekunde gezögert und das Mädchen sofort mit nach Hause genommen. Sie glaubte sogar, dass

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