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Engelsrache: Thriller

Engelsrache: Thriller

Titel: Engelsrache: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Pratt , Christian Quatmann
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durch, bis ich aufrecht auf dem Stuhl saß.
    »Da du ohnehin nichts davon mitbekommst, erzähle ich dir jetzt, was er getan hat«, sagte ich. »Damit ich es endlich einmal loswerde.«
    Ich beugte mich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und faltete die Hände.
    »Ich war damals acht Jahre alt. Sarah war neun. Du warst mit den Großeltern ausgegangen – ein Freitagabend – und hattest Sarah und mich im Haus der Großeltern bei Raymond zurückgelassen. Ich glaube, er war damals sechzehn«, flüsterte ich. »Ich weiß noch, dass ich mir im Fernsehen gerade ein Baseballspiel angeschaut habe«, fuhr ich fort. »Ich muss eingenickt sein, denn als ich wieder aufwachte, war es dunkel. Die einzige Lichtquelle im Haus war der Fernseher. Ich weiß noch, dass ich mich im Sitzen aufgerichtet und mir die Augen gerieben habe. Und dann war da dieses schreckliche Gewimmer. Ich hatte Angst, weil es wie ein Hilferuf klang. Trotzdem bin ich von der Couch aufgestanden und in die Richtung gegangen, aus der das Geräusch kam, auf Zehenspitzen. Ich hatte furchtbare Angst«, erzählte ich mit rauer Stimme. »Als ich näher kam, konnte ich einzelne Wörter verstehen. ›Nein! Hör auf!‹ Ich habe Sarahs Stimme sofort erkannt. Sie war in Onkel Raymonds Schlafzimmer. Ich habe die Tür einen Spaltbreit aufgemacht, und dann habe ich Onkel Raymond gesehen. Er kniete nackt auf dem Bett und hatte mir den Hintern zugewandt. Sarah lag unter ihm.«
    Ich hielt inne, holte tief Luft und sah wieder vor mir, wie mein nackter Onkel damals auf meiner Schwester gelegen hatte. »Verstehst du mich, Ma?«, sagte ich. »Hast du das verstanden?« Meine Stimme zitterte. Ma starrte noch immer zur Decke.
    »Sarah sagte immer wieder: ›Hör auf! Das tut weh!‹ Ich wusste nicht, was los ist. Ich hatte ja noch keine Ahnung von Sex. Aber Sarahs Stimme klang so elend, so verängstigt, dass ich instinktiv wusste, dass dort etwas Schlimmes passiert. Schließlich habe ich gesagt: ›Was ist hier los?‹ Ich weiß noch, ich war selbst überrascht, dass meine Stimme überhaupt funktionierte«, murmelte ich. »Raymonds Kopf fuhr herum, und er sah mich an, als ob er mich umbringen wollte. Er sagte: ›Verpiss dich, du halbe Portion.‹ Ich habe ihn gefragt, was er da mit Sarah anstellt. Und dann, Ma, dann hat Sarah etwas gesagt, was mich bis auf den heutigen Tag verfolgt. Ich werde ihre Stimme nie vergessen. Sie sagte: ›Joe, er soll mich in Ruhe lassen. Er tut mir weh.‹« Ich konnte nicht weitersprechen. Die Vergewaltigung meiner Schwester verfolgte mich, aber natürlich vor allem sie seit über dreißig Jahren. Als ich angefangen hatte, Ma davon zu erzählen, hatte ich noch gehofft, dass es mir irgendwie helfen würde, wenn ich vor einem anderen Menschen – sogar einem Menschen, der nichts mehr begriff – einmal deutlich aussprach, was Sarah damals durchgemacht hatte. Doch als ich nun darüber sprach, fand ich mich unversehens in jenem winzigen Schlafzimmer wieder. Ich spürte, wie mein Herz in meiner Brust hämmerte, und meine Hände waren mit kaltem Schweiß bedeckt.
    »Ich stand einige Sekunden völlig ratlos da und überlegte, was ich tun sollte, doch Raymond ließ mir nicht die geringste Chance. Er sprang von dem Bett auf und packte mich an der Kehle. Dann knallte er meinen Kopf so kräftig gegen die Wand, dass sich alles zu drehen anfing. Anschließend packte er mich am Kragen und warf mich zur Tür hinaus. Ich weiß noch, wie ich draußen auf dem Bauch den Gang entlanggeschlittert bin. Er knallte die Tür hinter mir zu, und ich blieb starr vor Angst einfach liegen. Ich habe sogar daran gedacht, einen Baseballschläger oder eine Schaufel oder eine Axt aus der Garage zu holen, irgendwas. Auf der anderen Seite der Tür konnte ich Sarah schluchzen hören, aber es war wie in einem von diesen Albträumen, in denen man die Arme und Beine nicht bewegen kann. Ich war einfach zu verängstigt, um etwas zu tun«, sagte ich. »Eine halbe Ewigkeit später kamen die beiden dann aus dem Zimmer. Ich weiß noch gut, dass Sarah schniefte und sich mit dem Handrücken über die Nase rieb. Raymond fasste uns beide hinten im Nacken, schleppte uns ins Wohnzimmer und warf uns dort auf die Couch. Dann beugte er sich zu uns herunter und fuchtelte mir mit dem Finger direkt vor der Nase herum. Und dann sagt dein – von dir ach so heiß geliebter Bruder – zu mir: ›Wenn du mit irgendwem darüber sprichst, bringe ich deine Schwester um.‹ Dann sah er Sarah an und sagte: ›Und wenn

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