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Engelsrache: Thriller

Engelsrache: Thriller

Titel: Engelsrache: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Pratt , Christian Quatmann
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zu beschleunigen. Inzwischen saß er im Vernehmungszimmer der Haftanstalt am Tisch. Die Aufseher hatten Sarah Dillard noch nicht hereingeführt, also brachte Landers noch schnell den Wortlaut der Aussage zu Papier, die die Staatsanwaltschaft vor Gericht von Sarah Dillard erwartete. Leichter konnte er es der Frau beim besten Willen nicht machen. Falls sie mit dem Deal einverstanden war, konnte sie eine Kopie des Textes mit in die Zelle nehmen und dort auswendig lernen. Dann brauchte sie in der Verhandlung bloß noch in den Zeugenstand zu treten und eine Aussage zu machen, die sie sich vorher eingeprägt hatte. Ein perfekter Plan.
    Als die Aufseher Sarah hereinführten, schaute Landers auf und blickte ihr lächelnd entgegen. Sie nickte knapp, ein gutes Zeichen. Verdammt heiße Braut, dachte er.
    »Habe ich mir schon gedacht, dass Sie das sind«, sagte sie.
    »Mir ist zu Ohren gekommen, dass man Sie demnächst in das Frauengefängnis überführt. Das sind ja tolle Aussich-ten.«
    »Fast so schön wie ein Klistier.«
    »Ich habe gehört, was Ihr Bruder Ihnen angetan hat. Eine echte Schweinerei. Wie kann jemand bloß seine eigene Schwester in so einen furchtbaren Knast wie das Frauengefängnis von Nashville bringen? Weiß er eigentlich, wie es dort zugeht?«
    »Ist ihm offenbar egal.«
    »Und wie finden Sie das?«
    »Absolut beschissen.«
    »Beschissen genug, um uns zu helfen?«
    »Kommt darauf an, was für mich dabei drin ist.«
    »Wenn Sie vor Gericht für uns aussagen, kommen Sie unter Anrechnung der Untersuchungshaft sofort frei. Und Ihr Bruder blamiert sich bis auf die Knochen.«
    Sie ließ sich auf ihrem Stuhl zurücksinken und dachte nach, nur ganz kurz. Dann holte sie tief Luft und sah Landers direkt an.
    »Und was erwarten Sie von mir?«, sagte sie.
    Landers schob das Papier über den Tisch, und sie fing an zu lesen.
    16. Juli
    9:20 Uhr
    Die Verlesung der Anklage wegen der Morde an Bonnie Tate und den Brüdern Bowers, die Maynard Bush in Mountain City begangen hatte, dauerte zwar nur eine Viertelstunde, aber diese Viertelstunde gehörte zu den längsten meines Lebens. Der Gerichtssaal war brechend voll: fast ausschließlich Verwandte und Freunde der ermordeten Zwillinge. Richter Glass war die Aggressivität in Person, und Maynard fand die Veranstaltung allem Anschein nach komisch. Jedenfalls hörte er gar nicht mehr auf zu lächeln. Am liebsten wäre ich unter den Tisch gekrochen und hätte dort abgewartet, bis alles vorbei war.
    Die Leute in Johnson City wussten ja nicht, dass ein herzloser Richter, der mich nicht ausstehen konnte und mir stets die schlimmsten Fälle zuschob, mich zu Maynard Bushs Pflichtverteidiger bestellt hatte. Sie sahen lediglich, dass ich in einer Robe neben einem Psychopathen stand, der einen ihrer Lieben umgebracht hatte. Hätten sie gewusst, dass Maynard mich dazu gebracht hatte, ihm – wenn auch unwissentlich – zur Flucht zu verhelfen, dann hätten sie mich wahrscheinlich an den nächsten Baum gehängt.
    Ich hatte meinen Wagen einen Straßenzug vom Gericht entfernt in einer kleinen Gasse abgestellt. Sobald die Anklageerhebung beendet war, nahm ich meine Aktentasche und eilte über die Hintertreppe nach unten. Dann lief ich an der Stelle vorbei, wo David Bowers seinen Schussverletzungen erlegen war, ging zum Auto und wollte nur noch eines: nichts wie weg aus Johnson County.
    Richter Glass hatte festgesetzt, dass Maynard Bush am Vormittag in Mountain City wegen der Ermordung der beiden Zwillinge angeklagt werden sollte. Nachmittags sollte er dann wegen des Mordes an seiner Mutter, den er in Carter County begangen hatte, in Elizabethton vor Gericht gestellt werden. Beide Städte lagen ungefähr siebzig Kilometer voneinander entfernt. Unter normalen Umständen hätte mir die Fahrt gewiss Freude gemacht. Die Straße führte durch den Cherokee National Forest und am Watauga Lake entlang, in dem sich die umliegenden Berge majestätisch spiegelten. Die Landschaft war schlicht atemberaubend. Wenn ich sonst dort vorbeikam, hielt ich manchmal an, um die Schönheit der Gegend zu genießen, doch davon konnte an diesem Tag keine Rede sein.
    Ich fuhr auf dem schnellsten Weg nach Hause und sah die Post durch. Eines der Kuverts enthielt die Urteilsbegründung, die das Oberste Gericht mir im Fall Randall Finch hatte zukommen lassen. Es hieß dort, dass es Randall von Rechts wegen zugestanden hätte, bei der Anklageerhebung ein Geständnis abzulegen. »Da die Staatsanwaltschaft es aber verabsäumt

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