Engelsrache: Thriller
mal im Gefängnis. Dann gehen wir alles erneut Punkt für Punkt durch. Und Sie sind ganz sicher, dass Sie das wirklich möchten?«
»Nein, ganz sicher bin ich mir eigentlich nicht«, sagte sie.
Ich musste sie für ihren Mut bewundern, auch wenn ihr Entschluss etwas leichtfertig war. Für mich war jedoch am allerwichtigsten, dass ich wieder einmal aus ihrem eigenen Mund die magischen Worte »Ich bin unschuldig« gehört hatte. Und ich glaubte ihr jedes Wort.
14. Juli
11:45 Uhr
Landers fand sehr bald heraus, was Frankie Martin mit der Feststellung gemeint hatte, dass die beiden Staatsanwälte seine Hilfe brauchen würden, falls Dillard das Angebot ablehnen sollte, »das er nicht ausschlagen kann«. Kaum eine Stunde, nachdem die Vereinbarung geplatzt war, hatte Deacon Baker Landers angerufen und ihn in das Büro der Staatsanwaltschaft beordert. Als Landers in Deacons Büro trat und Platz genommen hatte, erklärten ihm die beiden Ankläger, dass es nun an der Zeit sei, Plan B umzusetzen. Plan B bedeutete, dass die Staatsanwaltschaft Dillards Schwester dazu bringen wollte, Angel zu bespitzeln.
»Daran habe ich vor einem Monat auch schon gedacht«, sagte Landers. »Ich habe sogar schon mal mit ihr darüber gesprochen, aber sie hat mich voll abblitzen lassen. Allerdings wollte ich sie sowieso mal wieder besuchen. Wer weiß, vielleicht hat sie ihre Meinung ja geändert, seit Richter Glass ihr jedes Entgegenkommen verweigert hat.«
»Dann sind wir uns ja einig«, sagte Baker. Sobald er erfahren hatte, dass Richter Glass Dillards Schwester zu sechs Jahren Knast verurteilen wollte, war er sofort auf die Idee gekommen, die Frau für seine Zwecke einzuspannen. »Hat man sie schon in das Frauengefängnis überstellt?«
»Nee. Der Knast ist völlig überbelegt. Zurzeit gibt es dort für sie einfach kein Bett. Aber sie steht auf der Warteliste. Der Chef der Gefängnisverwaltung hat zu mir gesagt, dass man sie dort wohl erst ungefähr in einem Monat aufnehmen kann.«
»Normalerweise habe ich ja was gegen die Kooperation mit Gefängnisspitzeln, aber in diesem Fall bleibt uns wohl keine andere Wahl«, sagte Baker. »Die Umfragen, die meine Leute bisher gemacht haben, deuten darauf hin, dass es bei der Wahl knapp werden könnte. Deshalb kann ich es mir auf gar keinen Fall erlauben, diesen Prozess zu verlieren.«
»Und wenn sie sich nun nicht darauf einlässt?«
»Die lässt sich schon darauf ein. Wir bieten ihr an, dass sie freikommt, sobald das Verfahren vorbei ist.«
»Und Richter Green? Der lässt sich doch auf so was niemals ein.«
»Der kann mich mal. Ich sorge dafür, dass Richter Glass die Vereinbarung abzeichnet. Er hat sie schließlich in den Knast gesteckt. Außerdem kann er Dillard nicht leiden. Der freut sich doch sogar, wenn Dillards Schwester in den Zeugenstand tritt und eine Mandantin ihres Bruders hochgehen lässt. Vielleicht kommt er sogar zur Verhandlung, um sich den Spaß nicht entgehen zu lassen.«
Landers lächelte. »Alle Achtung«, sagte er.
»Ich wäre sicher nicht in dieses Amt gewählt worden, wenn ich nicht ein bisschen was auf dem Kasten hätte.«
Landers fielen zu dieser Feststellung gleich mehrere zynische Bemerkungen ein, doch er zog es vor, den Mund zu halten. Er stand auf und wandte sich zum Gehen.
»Augenblick noch, Phil«, sagte Baker. »Da ist noch ein Punkt, über den wir uns verständigen sollten.«
Auch wenn Baker es nicht direkt aussprach, vermittelte er Landers in den folgenden Minuten den Eindruck, dass es für ihn nur darauf ankam, dass Dillards Schwester Angel vor Gericht belastete. Wie sie es dabei mit der Wahrheit hielt, war ihm ziemlich egal. Für ihn zählte nur eines. »Sarah Dillard muss aussagen, dass Angel Christian ihr den Mord an John Paul Tester gestanden hat.« Wenn sie bereit war, in diesem Sinne »wahrheitsgemäß« auszusagen, sollte Landers ihr als Gegenleistung die sofortige Haftentlassung in Aussicht stellen.
Je länger Landers über die Idee nachdachte, Dillards Schwester als Hauptbelastungszeugin gegen die Mandantin ihres Bruders in Stellung zu bringen, umso besser gefiel ihm der Einfall. Er konnte es kaum erwarten, Dillards Gesicht zu sehen, wenn seine Schwester in dem bevorstehenden Prozess gegen Angel Christian aussagen würde. Und dann musste Dillard seine Schwester auch noch ins Kreuzverhör nehmen. Eine super Show.
Da Baker den Eindruck vermittelt hatte, dass es ihm auf die Wahrheit nicht so sehr ankam, überlegte sich Landers, das Verfahren etwas
Weitere Kostenlose Bücher