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Engelsstern

Engelsstern

Titel: Engelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Murgia
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blindlings fallen zu lassen, mich irregeleitet hatte. Dass alles ein Fehler war.
    »W arum bist du gerade jetzt in meinem Leben aufgetaucht? Vor nur drei Tagen hatte ich noch keine Ahnung …« Ich schüttelte staunend den Kopf, nahm seine Hand und zeichnete mit dem Finger den Stern auf seiner Haut nach.
    »Ich konnte nicht anders, als mich in deine Welt ziehen zu lassen. Ich konnte nicht länger außen vor bleiben«, flüsterte er an meiner Wange.
    Garreth führte mich zu einer kleinen Bank neben dem Altar.
    »Aber erklär mir deine Welt. Meine kennst du, du bist hier … du beobachtest mich jeden Tag.« Ich lehnte mich vor, die Ellbogen auf die Knie gestützt. Ich wollte unbedingt mehr über sein unsichtbares Reich wissen, das so unauffällig mitten in meiner Welt lag. Das war faszinierend. »Der hier zum Beispiel. Ich will alles darüber wissen.« Ich nahm wieder seine Hand, drehte sie um und zog die Linien des Sterns mit dem Finger nach.
    »Grob gesagt steht jede Spitze des Sterns für ein Leben. Du hast jetzt in deiner Existenz die Spitze des Richterspruchs erreicht, also den Punkt, an dem sich der Kreis deiner Bestimmung schließt und der das Oktagramm vollendet.«
    »Richterspruch?«, fragte ich.
    »Genau. Du erfährst deine Bestimmung. Der Kreis schließt sich, und dein Stern ist vollendet.«
    Ich sah meine eigene, ganz gewöhnliche und lächerlich menschliche Hand an, mit angeknabberten Fingernägeln und eingerissenen Nagelbetten, und versuchte die Gefühle zu verbergen, die in mir brodelten.
    »Und was kommt danach?«
    »Kommt drauf an«, sagte Garreth.
    »Heißt das, ich werde bald sterben?«, flüsterte ich.
    Garreth hob mit einem Finger mein Kinn an und legte den Kopf schief. »Nein, du wirst nicht sterben. Glaub mir, das Universum hat Großes mit dir vor.«
    »Aber wenn das jetzt mein letztes Leben ist … bist du danach noch bei mir? Wenn es vorbei ist?«
    »Höchstwahrscheinlich, aber ich hab das auch noch nie gemacht. Ich bin dein Schutzengel.«
    Das war alles so schwer verdaulich. Gut, dass Garreth da war.
    »Egal wie, du bist mein Engel, und du bist jetzt hier bei mir.«
    Aber statt des erwarteten strahlenden Lächelns machte er ein sorgenvolles Gesicht. Hinter dem ruhigen, blauen Spiegel erkannte ich etwas, das tiefer lag.
    »W as ist los?«, fragte ich langsam.
    »Ich kenne dich schon so lange, dass dein Leben praktisch mein eigenes ist. Ich habe mich bemüht zu akzeptieren, dass du meine Schutzbefohlene bist und nichts anderes …, aber es ging nicht.«
    In seinen strahlend blauen Augen lag auf einmal ein Ausdruck, den ich nicht benennen, und in seiner Stimme eine Schärfe, die ich nicht erklären konnte.
    »Ich habe um etwas nahezu Unmögliches gebeten.« Er klang nachdenklich. Als ich nichts erwiderte, fuhr er fort: »W enn mir ein Moment gegeben würde, um dich kennenzulernen, und damit du mich kennenlernen kannst, innerhalb von acht Tagen, dann wäre meine Pflicht als dein Schutzengel wirklich erfüllt.«
    »Acht Tage?« Das war alles? Ich rechnete schnell nach. Noch fünf Tage übrig. Wie sollte mein Herz danach weiterschlagen? Endlich verstand ich, warum ich mich immer so beschützt fühlte, wenn er da war, warum er mir so vertraut vorkam. Meine Seele erkannte meinen Beschützer, meinen Schutzengel. Und den sollte ich wieder verlieren? Beim ersten Blick in der Schule hatte ich gewusst, dass sich mein Leben von Grund auf ändern würde. Und jetzt war da noch so viel mehr: die Wahrheit darüber, was er war, wer er war – was wir füreinander waren. Das würde ich nicht wieder aufgeben.
    Noch nicht.
    »W arum nur acht Tage?«, fragte ich. Das reichte bei Weitem nicht.
    Garreth sah mich durchdringend an und nahm meine Hände zwischen seine. »So wie jede Spitze des Achtersterns für eine Wiedergeburt steht, zählt jeder Tag, den ich hier mit dir verbringen darf, wie ein Leben. Das Leben im Allgemeinen dreht sich um die Zahl acht, dem universellen Symbol für die Unendlichkeit. Mehr istmir nicht gegeben«, flüsterte er sanft und ein wenig traurig.
    Ich rutschte näher an ihn ran, mein Körper hatte das dringende Bedürfnis, noch die kleinste Lücke zwischen uns zu schließen. Aus der Nähe sah ich den Blick in seinen Augen, die zuckenden Kiefermuskeln, als er über seine nächsten Worte nachdachte.
    »Ich bin zu dir gekommen, damit du verstehen lernst, dass es kein Licht ohne Dunkelheit geben kann. Die Welt kann nur mit beidem bestehen. Anders könnte sie nicht überleben. Und egal, wie

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