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Engelsstimme

Engelsstimme

Titel: Engelsstimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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Aufmerksamkeit gar nicht, nach der du dich offensichtlich gesehnt hast.«
    »Seiner Jugend beraubt«, wiederholte Stefanía. »Das kann gut sein.«
    »Hat dein Bruder irgendwann versucht, mit deinem Vater oder dir über seine Homosexualität zu reden?«, fragte Erlendur.
    »Nein, aber man kann sich ja denken, worauf das hinausgelaufen wäre. Ich weiß auch nicht, ob er sich selber darüber völlig im Klaren war, was da mit ihm geschah. Darüber weiß ich gar nichts. Ich glaube nicht, dass er gewusst hat, warum er sich Mamas Kleider anzog. Ich weiß nicht, wie und wann die Leute feststellen, dass sie anders sind.«
    »Auf irgendeine seltsame Weise hat er diesen Spitznamen gemocht«, sagte Erlendur. »Er hat das Plakat in seinem Zimmer hängen, und wir wissen, dass …« Erlendur verstummte mitten im Satz. Er wusste nicht, ob er von Guðlaugurs Liebhaber erzählen sollte, der ihn die kleine Prinzessin nennen sollte.
    »Darüber weiß ich nichts«, sagte Stefanía, »außer natürlich, dass er dieses Plakat da bei sich an der Wand hängen hatte. Vielleicht hat er sich selber auch mit den Erinnerungen an das, was passiert war, gequält. Vielleicht waren sie mit etwas verbunden, was wir nie begreifen werden.«
    »Wie hast du Henry Wapshott kennen gelernt?«
    »Er kam eines Tages zu uns und wollte mit Papa und mir über Gullis Platten reden. Er wollte wissen, ob wir noch welche besäßen. Das war voriges Jahr zu Weihnachten. Er hatte sich bei irgendwelchen Sammlern Informationen über uns, also Guðlaugur Egilsson und dessen Familie, beschafft, und er hat uns gesagt, dass seine Platten in anderen Ländern großen Wert besäßen. Er hatte mit meinem Bruder gesprochen, der ihm aber nichts verkaufen wollte, bis er plötzlich seine Meinung geändert hat und bereit war, dem Engländer alles zu überlassen, was er haben wollte.« »Und ihr wolltet euren Anteil an dem Profit, oder was?«
    »Wir fanden das nur recht und billig. Die Platten gehörten nicht nur ihm, sondern genauso gut unserem Vater, zumindest waren wir der Meinung. Unser Vater hat diese Platten mit seinem eigenen Geld finanziert.«
    »Waren es nennenswerte Summen, die Wapshott euch angeboten hat?«
    Stefanía nickte abwesend.
    »Millionen.«
    »Das stimmt mit unseren Informationen überein.«
    »Er hat genug Geld, dieser Wapshott. Wenn ich richtig verstanden habe, wollte er die ganze Auflage kaufen, um zu verhindern, dass zu viele Platten auf den Sammlermarkt gelangen. Er hat ganz offen darüber geredet und war bereit, ungeheure Summen für sämtliche Exemplare zu bezahlen. Ich glaube, dass es ihm in diesem Jahr gelungen ist, Guðlaugur auf seine Seite zu ziehen. Wahrscheinlich hat sich daran aber etwas geändert, denn sonst hätte er ihn wohl nicht angegriffen.«
    »Ihn angegriffen? Wie meinst du das?«
    »Habt ihr ihn denn nicht festgenommen?«
    »Ja«, sagte Erlendur, »aber wir haben keine Beweise gegen ihn in der Hand, dass er wirklich der Täter ist. Was meinst du damit, dass sich etwas geändert hat?«
    »Wapshott kam zu uns nach Hafnarfjörður und sagte, er hätte Guðlaugur dazu gebracht, ihm die komplette Auflage zu verkaufen, und er wollte sicherstellen, dass es wirklich nicht noch mehr Exemplare gab. Wir sagten ihm, dass das nicht der Fall wäre. Er fragte nach Papa …«
    »Hat dich dein Vater dann zu Guðlaugur geschickt?«
    »Nein, das hätte er nie getan. Seit dem Unfall durfte sein Name nicht mehr genannt werden.«
    »Aber Guðlaugur hat als Erstes nach ihm gefragt, als er dich im Hotel gesehen hat.«
    »Ja. Wir gingen hinunter in seine Kammer, und ich fragte ihn, wo die Platten wären.«

    »Die sind an einem sicheren Ort«, sagte Guðlaugur und lächelte seine Schwester an. »Henry hat mir gesagt, dass er mit dir gesprochen hat.«
    »Er hat uns gesagt, dass du bereit bist, ihm die Platten zu verkaufen. Papa ist der Meinung, dass die Hälfte davon ihm gehört, und deswegen wollen wir die Hälfte von dem Preis, den du dafür bekommst.«
    »Ich habe meine Meinung geändert«, sagte Guðlaugur. »Ich werde niemandem was verkaufen.«
    »Was hat Wapshott dazu gesagt?«
    »Das hat ihm gar nicht gefallen.«
    »Er bietet dir gutes Geld dafür an.«
    »Ich kann mehr dafür bekommen, wenn ich sie selber einzeln verkaufe. Bei Sammlern besteht großes Interesse daran. Ich glaube nämlich, dass Wapshott dasselbe vorhat, auch wenn er sagt, er wolle sie nur kaufen, um sie aus dem Verkehr zu ziehen. Ich habe den Eindruck, dass er lügt. Er will sie verkaufen und

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