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Engelsstimme

Engelsstimme

Titel: Engelsstimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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in unterschiedlichen Bereichen gearbeitet, zuletzt als Nachtwächter im Außenministerium. Als die Entscheidung getroffen wurde, im Hotel eine feste Stellung für einen Portier einzurichten, hatte er die Stelle bekommen. Damals herrschte ein Tourismus-Boom auf Island. Das Hotel war vergrößert worden, und mehr Leute wurden eingestellt. Der ehemalige Hoteldirektor wusste nicht mehr genau, weswegen Guðlaugur eingestellt worden war, konnte sich aber undeutlich erinnern, dass es nicht viele Bewerber auf die Stelle gegeben hatte.
    Der Hoteldirektor hatte einen guten Eindruck von ihm. Er schien umgänglich, höflich und dienstbeflissen zu sein. Im weiteren Verlauf erwies er sich als guter Mitarbeiter. Er hatte keinerlei Familie, weder Frau noch Kinder, was den Hoteldirektor etwas beunruhigte, denn meist waren Männer mit Familie zuverlässigere Arbeitskräfte. Ansonsten hatte Guðlaugur über sich und seine Vergangenheit nicht viel Worte gemacht.
    Kurz nachdem er angefangen hatte, war er zum Hoteldirektor gekommen und hatte gefragt, ob es im Hotel irgendeine Art von Unterkunft für ihn gäbe, solange er irgendwo eine neue Bleibe zu finden versuchte. Ihm war kurzfristig gekündigt worden, er stand auf der Straße und schien ziemlich verzweifelt zu sein. Er wies den Hoteldirektor auf eine kleine Kammer am hintersten Ende eines Korridors im Keller hin, wo er sich gut vorstellen könnte, provisorisch unterzukommen, solange er noch keine Wohnung gefunden hatte. Sie hatten sich den Raum angeschaut, der mit allem möglichen Kram voll gestopft war, aber Guðlaugur sagte, er wüsste, wo man den so lange verstauen könnte, das meiste müsste man sicher sowieso nur wegwerfen.
    So kam es, dass Portier Guðlaugur, später auch Weihnachtsmann, in sein winziges Zimmer einzog, wo er bis zu seinem Todestag lebte. Der Hoteldirektor ging zunächst davon aus, dass er höchstens ein paar Wochen dort bleiben würde. So hatte Guðlaugur es nach eigenen Worten vorgehabt, und die Kammer war ja auch nicht so, dass irgendjemand dort für längere Zeit leben wollte. Aber die Wohnungssuche zog sich in die Länge, und bald schien es irgendwie selbstverständlich zu sein, dass Guðlaugur im Hotel wohnte, vor allem als er neben dem simplen Portiersdienst nach und nach auch die Hausmeisteraufgaben übernahm. Mit der Zeit fanden alle es sehr praktisch, dass Guðlaugur nachts im Hotel zur Verfügung stand, wenn irgendetwas kaputtging oder schief lief und jemand zum Reparieren gebraucht wurde.
    »Kurz nachdem Guðlaugur in seine Kammer gezogen war, hat der ehemalige Hoteldirektor hier aufgehört«, sagte Sigurður Óli, der oben bei Erlendur auf dem Zimmer saß und ihm von seinem Gespräch berichtete. Der Tag war fortgeschritten, und es ging auf den Abend zu.
    »Weißt du, warum?«, fragte Erlendur. Er hatte sich auf dem Bett ausgestreckt und starrte zur Decke. »Das Hotel war gerade erst erweitert worden, jede Menge neues Personal eingestellt, und er hört kurz danach auf. Findest du das nicht komisch?«
    »Danach habe ich nicht gefragt. Ich werde sehen, was er dazu sagt, falls du der Meinung bist, dass es tatsächlich eine Rolle spielen könnte. Ihm war nicht bekannt, dass Guðlaugur den Weihnachtsmann gespielt hatte. Das muss sich nach seiner Zeit so ergeben haben, und er war wirklich erschüttert darüber, dass man ihn in diesem Raum ermordet aufgefunden hat.«
    Sigurður Óli blickte sich in dem kahlen Zimmer um.
    »Willst du wirklich über Weihnachten hier bleiben?«, fragte er.
    Erlendur ging nicht auf die Frage ein.
    »Warum siehst du nicht zu, dass du nach Hause kommst?« Schweigen.
    »Die Einladung steht noch.«
    »Vielen Dank, und schöne Grüße an Bergþóra«, sagte Erlendur nachdenklich.
    »Was geht eigentlich ab bei dir?«
    »Nichts, was dich angeht, wenn denn überhaupt bei mir … etwas abgeht«, sagte Erlendur. »Weihnachten geht mir auf den Geist.«
    »Ich jedenfalls möchte möglichst schnell nach Hause«, sagte Sigurður Óli.
    »Wie geht’s mit dem Kinderkriegen?«
    »Nicht besonders.«
    »Liegt das Problem bei dir?«
    »Ich weiß es nicht. Wir haben uns noch nicht untersuchen lassen, aber Bergþóra hat das schon in Erwägung gezogen.«
    »Willst du überhaupt ein Kind?«
    »Ja. Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung, was ich will.«
    »Wie spät ist es?«
    »Schon nach halb sieben.«
    »Geh nach Hause«, sagte Erlendur. »Ich werde mich mal um unseren Henry kümmern.«
    Henry Wapshott war zwar ins Hotel zurückgekommen, befand

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