Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass
holen, von dem er schon geglaubt hatte, dass er es an Bord der Xirrus bekommen würde? Oder spielte er nur mit ihr, übernahm im Katz-und Maus-Spiel den Part der Katze, während er auf die Polizei wartete?
Sie erreichte die Couch und nahm an einem Ende Platz. Zu ihrem gelinden Erstaunen setzte er sich aber nicht neben sie.
»Ich vermute, Sie haben dieses kleine Problem mit dem Zoll geregelt?«, fragte er und nahm auf einem Stuhl ihr gegenüber Platz.
Das war offensichtlich eine Aufforderung zur Lüge. Etwas zu offensichtlich. »Sie wissen es doch besser«, tadelte sie ihn milde. »Es hatte überhaupt nichts mit dem Zoll zu tun. Ich war ein halber blinder Passagier.«
»›Halb‹?«
»Ich hatte ein Ticket nach Lorelei«, erklärte sie und studierte sorgfältig sein Gesicht. Sie erkannte auch nicht nur einen Hauch von Erstaunen. Er hatte anscheinend den vollen Überblick und kannte nicht nur die die offizielle Version des Vorfalls. »Im Unterklasse-Abschnitt. Ich beschloss dann, weiter nach Seraph zu fliegen.«
»Wieso?«
Bis vor kurzem hätte sie noch eine schöne Geschichte parat gehabt und ihm aufgetischt. »Ich war auf der Flucht«, sagte sie stattdessen. »Da war ein Mann, vor dem ich davonlaufen musste. Aber ich hatte nicht das Geld, um mich von ihm zu trennen.«
»Sind Sie ihm denn entkommen?«
»Ich glaube schon«, sagte Chandris und zitterte unwillkürlich bei der Vorstellung, dass Trilling Vail irgendwo in einem schattigen Winkel auf sie lauern könnte. »Aber hier wird er nicht nach mir suchen.«
Toomes hob die Augenbrauen. »Sie wollen hoffentlich nicht darauf hinaus, was ich vermute«, wandte er ein. »Mein Büro ist kaum als Wohnraum geeignet.«
»Mit ›hier‹ meinte ich auch nicht Ihr Büro«, sagte Chandris. »Sondern Shikari City im Allgemeinen.«
»Aha«, sagte Toomes. Er klang erleichtert, aber sein Gesicht spiegelte diese Erleichterung nicht wider. »Was möchten Sie dann?«
So viel also zu der Möglichkeit, dass er noch irgendwelche romantischen Gefühle für sie hegte. »Ich bin hergekommen, um Ihnen ein Geschäft vorzuschlagen«, sagte sie.
Zum ersten Mal zeigte sein Gesicht eine Regung. »Wirklich?«, fragte er. »Was denn für ein Geschäft?«
»Sie geben mir Geld, und ich gebe Ihnen Informationen dafür«, sagte Chandris. »Informationen, die für einen Geschäftsmann wie Sie von außerordentlichem Nutzen sein werden.«
Er schürzte die Lippen. »Um welche Informationen handelt es sich genau?«
»Sie betreffen Angelmass«, sagte sie. »Das ist alles, was ich im Moment sagen kann.«
»Na, so was.« Er lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. »Ich muss mich über Sie wundern, Chandris. Ein guter Unternehmensstratege gibt niemals etwas umsonst preis.«
»Vielleicht bin ich eben kein guter Stratege«, meinte Chandris gleichmütig.
Toomes lächelte. »So, wie Sie mich auf dem Schiff ein paarmal an der Nase herumgeführt haben, nehme ich Ihnen das nicht ab.«
Chandris pflichtete ihm mit einem leichten Kopfnicken bei. »Und wenn Sie sich jetzt noch anhören, was bei dem Handel für Sie drin ist, dürfte das auch die letzten Zweifel an meiner Kompetenz als Stratege zerstreuen.«
»Das klingt schon eher nach Ihnen«, sagte er. »Sprechen Sie weiter.«
»Ich fliege mit einem Jägerschiff, das schwer beschädigt ist«, fuhr sie fort. »Ich muss es reparieren lassen.«
Toomes verging plötzlich das Lächeln. »Die Gazelle ?«
»Genau diese.«
Er sah sie nun mit einem Stirnrunzeln an; und sie sah, dass seine Augen Bildschirmen glichen, auf denen die Nachricht von dem Vorfall sich wie in einer Endlosschleife wiederholte. Der Schaden an der Gazelle , die Beschädigung von Hanan …
Und der Hohe Senator Arkin Forsythe, der mit unfreiwilliger Prominenz aus dem ganzen Chaos herausragte.
»Na schön«, sagte er schließlich. »Das ist wirklich interessant. Aber ich war der Meinung, dass Gabriel die Jägerschiff-Reparaturen übernimmt.«
»Gabriel arbeitet so träge wie eine Behörde«, stellte Chandris klar. »Wir müssen das Schiff aber sofort reparieren.«
»Wir?«
Chandris zögerte für einen Sekundenbruchteil. Sie musste Toomes noch etwas mehr erzählen, damit er ihr das gab, was sie brauchten. »Ich arbeite mit einem Wissenschaftler am Angelmass-Forschungsinstitut zusammen«, sagte sie. »Sein Name ist Jereko Kosta.«
»Kosta«, wiederholte Toomes und betrachtete sie eingehend. »Ich werde ihn natürlich überprüfen.«
Chandris deutete auf seinen
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