Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass
Schreibtisch. »Sie können ihn auch gleich per Fon kontaktieren, wenn Sie möchten. Ich warte solange.«
Für einen Moment befürchtete sie, er würde auf ihr Angebot eingehen. Eigentlich wäre das auch kein Problem gewesen; doch wenn er aus heiterem Himmel anrief, würde Kosta, der »Meisterspion«, ihm wahrscheinlich alles erzählen, was er über Angelmass wusste oder zu wissen glaubte. Dann würden sie mit diesen Informationen in Vorleistung treten, und vielleicht würde Toomes das auch schon genügen, ohne dass er eine Gegenleistung erbringen musste.
Dafür war es zwar nun zu spät – aber sie wünschte sich trotzdem, sie hätte Kosta in ihren Plan eingeweiht und ihn wenigstens grob instruiert. Weil er sich aber so sicher gewesen war, dass sie irgendetwas Illegales vorhatte, hatte sie ihn bestrafen und noch ein wenig schmoren lassen wollen.
Aber Toomes zuckte nur die Achseln. »Das hat noch Zeit«, sagte er. »Um Klartext zu reden: Wie viel werden diese Reparaturen kosten?«
Chandris straffte sich innerlich. Der Kostenvoranschlag vom Vorarbeiter der Servicemannschaft war gerade von Ornina übermittelt worden, als Chandris das Stardust-Gebäude erreichte. Jetzt wurde es kritisch. »180000 Ruya.«
Toomes runzelte wieder die Augenbrauen, aber wenigstens brach er nicht in Gelächter aus. »Das ist viel Geld«, sagte er. »Was veranlasst Sie zu der Annahme, dass Ihre Informationen auch nur annähernd so viel wert seien?«
»Sie sind sogar noch wesentlich mehr wert«, hielt Chandris dagegen. »Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass sie das Potenzial haben, die gesamte Ökonomie des Seraph-Systems dramatisch zu beeinflussen.«
»Wirklich«, sagte Toomes. »Da sind Sie im Besitz solch revolutionärer Erkenntnisse, und Sie wollen, dass wir es für uns behalten?«
»Natürlich nicht«, sagte Chandris. »Wir könnten es nicht einmal geheim halten, wenn wir es wollten. Und wir werden es auch nicht geheim halten. Ich will Ihnen nur vorschlagen, dass Sie den Bericht schon einen Tag früher als alle anderen bekommen.«
»Insiderinformationen«, sagte er. »Mit Ihrem Vorschlag bewegen Sie sich dicht am Rand der Illegalität.«
»Sie erbringen eine Dienstleistung für uns«, stellte Chandris fest. »Damit wären Sie eine Art Partner. Sie könnten dann auch über unsere Daten verfügen, sobald wir sie gesammelt haben.«
»Und alle anderen müssten natürlich warten, bis wir eine ordentliche Pressemitteilung verfasst haben«, sagte er. »Natürlich kommt es bei solchen Dingen ganz besonders auf den Wortlaut an. Ich könnte mir vorstellen, dass es drei Tage dauert, um es vernünftig zu formulieren.«
Chandris spürte, wie das Herz schneller schlug. Toomes sprang darauf an. Er feilschte mit ihr und versuchte Zeit zu schinden, um festzustellen, für welche Unternehmens- oder Börsenmanipulationen diese Insiderinformationen wohl gut waren. »Ich weiß nicht«, sagte sie und zierte sich scheinbar. »Kosta ist ein ziemlich begabter Autor. Ich glaube nicht, dass wir mehr als einen Tag dafür brauchen würden.«
»So etwas sollte man aber nicht überstürzen«, gab Toomes zu bedenken. »Wenn sie Recht haben, wird diese Nachricht sich wie ein Lauffeuer über das ganze Empyreanum verbreiten. Und die Pressemitteilung wird in historischen Texten möglicherweise noch für Generationen wörtlich zitiert werden. Deshalb ist der Wortlaut von entscheidender Bedeutung. Es muss drei Tage dauern.«
»Sie haben natürlich Recht, was die historische Bedeutung betrifft«, räumte Chandris ein. »Trotzdem bin ich der Ansicht, dass es auch im ungünstigsten Fall nicht länger als zwei Tage dauern wird.«
Er sah sie für eine Weile an. »In Ordnung«, sagte er schließlich. »Zwei Tage.« Er hob einen Finger. »Plus.«
Sie runzelte die Stirn. Da war ein verdächtiges Glitzern in seinen Augen. »Plus was?«
»Ich werde Ihnen bis morgen um siebzehn Uhr dreißig einen Kreditbrief ausstellen«, sagte Toomes. »180000 Ruya. Und bis dahin …« Er hob die Augenbrauen. »Werden Sie und ich es tun.«
Chandris gefror das Blut in den Adern. »Es?«
»Ganz genau«, schnurrte Toomes. »Wissen Sie, obwohl wir so lange auf der Xirrus zusammen waren, kann ich mich irgendwie nicht daran erinnern, dass wir etwas Persönliches gemeinsam unternommen hätten. Man könnte fast glauben, dass wir uns überhaupt nicht begegnet wären.«
»Sie haben auf dem Flug ordentlich gebechert«, sagte Chandris. O nein. Nein. Nicht das.
»Ja, das habe ich«,
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