Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass
weder Herkunft noch ein einnehmendes Wesen und nicht einmal Effizienz war, was einen guten Politiker ausmachte. Sondern das absolute und ausschließliche Ziel, die Interessen seiner Wähler zu schützen und zu fördern.
Aber man schützte diese Interessen nicht, indem man etwas ohne Gegenleistung hergab. Absolut nicht.
Es kam deshalb auch nicht darauf an, dass Bjani sich bewegt und den Lorelei-Bergleuten aus reiner Herzensgüte ein quid pro quo angeboten hatte. Es kam nicht einmal darauf an, dass von dem vorgeschlagenen Kompromiss wahrscheinlich sogar das Empyreanum als Ganzes profitieren würde. Nein, es kam allein darauf an, dass Jossarian nach Uhuru entsandt worden war, um einen Job zu erledigen. Und er hatte ihn nicht erledigt.
Forsythe wandte den Blick von Jossarians gelassenem Gesicht ab und richtete ihn auf den funkelnden Kristall auf seiner Brust. Er wusste, dass Jossarian einmal einer der besten Politiker auf Lorelei gewesen war – ein Mann, von dem sein Vater immer mit Respekt und Bewunderung gesprochen hatte.
Aber das war vor den Engeln gewesen.
»Nun gut«, sagte Bjani und warf einen Blick auf sein Display. »Ich glaube, damit wären alle Punkte erledigt, die wir für heute Nachmittag auf der Tagesordnung hatten. Möchte jemand noch ein Anliegen vortragen?«
Forsythe straffte sich innerlich. »Ja, Sir – ich«, sagte er. »Ich möchte die Aufmerksamkeit des gemeinsamen Ausschusses auf meinen Bericht über die jüngsten Verletzungen des Lorelei-Territoriums durch die Pax richten. Weil eine Invasion durch die Pax gravierende Folgen für Handel und Ressourcen hätte«, fügte er schnell hinzu, um dem offensichtlichen Einwand zuvorzukommen, »bin ich der Ansicht, dass es dieser Versammlung obliegt, die Angelegenheit zumindest einmal zu erörtern.«
Es entstand eine kurze Unruhe am Tisch, die man durchaus als Unbehagen zu deuten vermocht hätte. Bjani blieb jedoch ungerührt. »Ich habe Ihren Bericht gelesen, Mr. Forsythe«, sagte er. »Auch Ihre Schlussfolgerungen. Von der Frage einmal abgesehen, ob dies hier wirklich das richtige Forum für eine solche Erörterung ist, erscheint es mir, dass Sie die ganze Sache vielleicht etwas zu ernst nehmen.«
Forsythe starrte ihn an. »Zu ernst ? Mit allem gebührenden Respekt, Mr. Bjani, ich halte es für höchst unwahrscheinlich, dass die Pax all diese Schiffe nur aus Lust und Laune nach Lorelei schicken.«
»›All diese Schiffe‹ ist eine relative Bezeichnung, Mr. Forsythe«, sagte Bjani beruhigend. »Drei Schiffe in zwei Wochen kann man wohl kaum als eine Invasionsflotte bezeichnen.«
»Sie werden die Anzahl wohl auch nicht erhöhen, bis sie genug Schiffe zusammenhaben«, entgegnete Forsythe. »Sie würden auch nicht für ein paar Monate auf drei einsatzbereite Kriegsschiffe verzichten, wenn sie sich nicht einen entsprechenden Nutzen davon erhofften. Die haben irgendetwas vor – und meiner Ansicht nach kann es sich dabei nur um eine Aufklärung zur Vorbereitung einer Invasion handeln.«
»Ihre Ansicht, und wohl auch die des ehemaligen EmDef-Commanders Pirbazari«, sagte Rodrez von Sadhai grollend, wobei seine Finger über die Scan-Tasten auf dem Display huschten. »Wie ich sehe, firmiert er als Co-Autor dieses Berichts.«
»Das stimmt«, sagte Forsythe. »Und ich würde mir wünschen, dass – angesichts seiner Erfahrung und Reputation – sein Urteil in militärischen Dingen beim Hohen Senat sogar ein noch stärkeres Gewicht erhielte als meine Einschätzung.«
»Niemand von uns möchte Commander Pirbazaris Qualifikation schmälern«, sagte Bjani. »Genauso wenig wie Ihre. Es ist nur so, dass Sie beide sich unserer Meinung nach im Irrtum befinden.«
»Inwiefern?«
»Dahingehend, dass die Pax das Empyreanum überhaupt nicht übernehmen können«, sagte Bjani mit leiser und zuversichtlicher Stimme. »Und sie wissen es auch.«
Forsythe zwang sich, die zusammengebissenen Zähne auseinanderzubringen. »Vielleicht haben Sie das erste Schiff vergessen, das sie vor zwei Wochen entsandt hatten – die Komitadji «, sagte er. »Schon dieses Schiff hätte aller Wahrscheinlichkeit nach Lorelei im Alleingang einnehmen können.«
»Und was ist mit ihm geschehen?« Bjani zuckte die Achseln. »Es ist ihm noch nicht einmal gelungen, eine Bresche in die aufgebotenen EmDef-Streitkräfte zu schlagen, bevor es ins Nirgendwo katapultiert wurde.«
»Das ist aber kein Sieg«, sagte Forsythe heftig. »Sondern lediglich eine Abwehrmaßnahme. Werfen Sie mal einen Blick
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