Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass
ins Geschichtsbuch, Mr. Bjani – niemand hat jemals territoriale Ambitionen aufgegeben, nur weil es so aussah, als ob man Zeit und Mühe investieren müsste, um sie zu verwirklichen.«
»Ich kenne die Geschichte, Mr. Forsythe«, sagte Bjani mit einem Anflug von Schärfe in der Stimme. »Und vielleicht ging es den Pax früher einmal um territoriale Erwerbungen. Aber heute doch nicht mehr. Heute geht es ihnen nur noch um den Profit.«
»Sie hatten doch noch nie direkt mit den Pax zu tun«, murmelte Jossarian neben Forsythe. »Wir schon, und wir kennen sie. Sie lieben das Geld – lieben es so sehr, dass im Grunde ihre gesamte politische Struktur darauf aufgebaut ist. Und ihre Führer sind sich dessen voll und ganz bewusst, dass eine Eroberung des Empyreanums sie weitaus mehr kosten würde, als sie dabei gewinnen würden.«
»Zumal Hyperraum-Netze mit normaler militärischer Taktik ohnehin nicht angreifbar sind«, gab Hammura von Seraph zu bedenken. »Wir sind wie ein Bergland vor der Ära der Luftfahrt, in das nur eine Handvoll Straßen hineinführen. Leicht zu verteidigen, und extrem schwer einzunehmen.«
»Natürlich haben die Pax irgendetwas vor«, sagte Bjani. »Sie versuchen es mit Säbelrasseln und hoffen, dass wir dadurch so nervös werden, um ihnen Zugeständnisse zu machen, die sie mit Gewalt nicht erreichen würden.« Er suchte den Blickkontakt mit Forsythe. »Aber sie werden keinen Erfolg damit haben, denn wir gebieten über eine Kraft, die die Pax niemals verstehen werden. Und zwar Einigkeit. Wir sind ein monolithischer Block, in den man keinen Keil treiben kann; es gibt kein Parteiengezänk und keine Eifersüchteleien, wo der Spaltpilz gedeihen und wo man Zwietracht säen könnte. Einigkeit im Geist, im Handeln und im Herzen.«
»Und das alles dank der Engel«, murmelte Forsythe mit dem bitteren Geschmack der Niederlage im Mund.
»In der Tat«, sagte Bjani mit einem Kopfnicken und mit einem kleinen Lächeln im Gesicht. »Dies ist ein Wendepunkt auf dem Weg der Menschheit, Mr. Forsythe. Sie haben Geschichte gelesen. Nun sehen Sie, wie sie geschrieben wird.«
Er schaute in die Runde. »In Ordnung. Noch Fragen?«
Es dauerte bis zum späten Abend, doch gegen dreiundzwanzig Uhr dreißig hatte Forsythe sein Computersystem schließlich so eingerichtet, dass es alle Informationsnetzwerke und offiziellen Kanäle nach aktuellen Forschungsarbeiten über Engel und Angelmass absuchte.
Vielleicht, so sagte er sich mehr als einmal an diesem langen Abend, entsprach die Propaganda der Pax letztlich doch der Wahrheit. Vielleicht beraubten die Engel die Führer des Empyreanums wirklich ihrer Menschlichkeit. Er wusste es nicht. Was er aber wusste, war, dass – aus welchem Grund auch immer – die Mitglieder des Hohen Senats die Fähigkeit verloren hatten, für die besten Interessen ihres Volks zu kämpfen. Vielleicht sogar für ihr ureigenes Überleben.
Und dieselben Führer waren entschlossen, das Empyreanum mit noch mehr Engeln zu überfluten.
Forsythe lehnte sich im Sessel zurück und veranlasste sein neues System, einen Testlauf durchzuführen. Irgendwo da draußen, inmitten all der Studien, die über die Engel angestellt wurden, musste es doch eine Handhabe geben, um diese heimliche Invasion zu stoppen.
Er konnte nur hoffen, dass er sie fand, bevor es zu spät war.
12
»Das Erste, was man als Engeljäger hier draußen lernt«, sagte Ornina und ging mit den Tabletts zum Tisch, »ist, dass Geduld nicht nur eine Tugend ist. Sie ist eine absolute Notwendigkeit.«
»Das wird mir allmählich auch klar«, sagte Chandris und nahm ihr Tablett entgegen.
Und dann ließ sie es beinahe fallen, als irgendwo hinter ihrem Kopf wieder ein schrecklich lautes Knacken in der Gazelle ertönte. Als ob der Schrottkahn nun völlig aus den Fugen geriet …
Knack! »Verdammt«, sagte sie knurrend und zuckte zusammen, weil sie sich auf die Zunge gebissen hatte. »Hört das denn nie mehr auf?«
»Nicht, solange wir uns in der Nähe von Angelmass befinden«, antwortete Ornina und rührte etwas Zucker in den Tee. »Du musst immer daran denken, dass es völlig harmlos ist.« Sie sah Chandris über den Rand der Tasse hinweg an. »Und sei froh, dass du es überhaupt hörst «, sagte sie mit plötzlich düsterer Stimme. »Wenn du Gammastrahlen-Entladungen hier draußen nämlich nicht hörst, bedeutet das, dass deine Elektronik im Eimer ist.«
»Ich werde es im Kopf behalten«, murmelte Chandris sarkastischer, als sie es eigentlich
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