Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)
Sphinx mit Augen aus strahlendem Gold.
»Keir.« Der schwarzgeflügelte Engel huschte nach seinem Gruß davon, verließ das Zimmer und zog die Tür hinter sich zu.
»Ich mache mir Sorgen um unseren schönen Jason.« Keirs Blick ruhte auf der schweren Holzplatte, hinter der Jason Wache stand. »Wenn man das überlebt hat, was ich bei ihm vermute, hat man nichts mehr zu fürchten.«
Jessamys Hand grub sich in den blassgelben Stoff ihres Gewands, ihre Gedanken kreisten noch um die stumme Panik, die ihre Begegnungen mit Galen begleitet hatte. »Ist das nicht ein Geschenk, vor nichts Angst zu haben?«
Keir schüttelte den Kopf, und sein seidiges Haar streifte seine Schultern. »Wir alle sollten etwas haben, das wir fürchten, Jessamy.« Die Katze schnurrte, als er mit seinen schlanken Fingern durch ihr Fell strich. »Ebenso wie wir alle etwas haben sollten, auf das wir hoffen können. Jason hat keines von beidem.«
»Und so jemand«, flüsterte Jessamy, »hat keinen Grund, weiterzuleben.« Die Sorge um diesen Engel schnitt ihr ins Herz; seine Stimme war so unvergesslich, dass sie Calianes Konkurrenz machte, und sein Gesang rührte ihr Herz zu Tränen. »Raphael«, sagte sie mit vor Erleichterung zitternder Stimme. »Jason hat ihm die Treue geschworen. Und Raphael wird ihn nicht gehen lassen.«
»Richtig. Die Arroganz dieses jungen Erzengels hat etwas für sich.« Der Anflug eines Lächelns zeigte sich auf seinem Gesicht, denn auch Keir hatte seinen Liebling. »Also, wie ich höre, macht dir der große Grobian, den Raphael als seinen Waffenmeister angenommen hat, den Hof?«
Jessamys Kopf fuhr hoch. »Dass Jason es weiß, ist mir klar, auch wenn ich es nicht erklären könnte. Aber du hast doch tagelang auf der Krankenstation gearbeitet.« Ein schwaches Neugeborenes, nach fünf langen Jahren das erste Kind, das in der Zufluchtsstätte zur Welt gekommen war, hatte nach Keirs Aufmerksamkeit verlangt. »Wie geht es dem Baby?« Keir hatte Besuche strikt verboten – weil die Hallen der Heilung sonst unter unzähligen Flügeln begraben worden wären.
»Mit ihrem wütenden Geschrei hat sie mich mitten in der Nacht zu sich gerufen. Sie mag zwar winzig sein, aber es gefällt ihr nicht, ignoriert zu werden. Ich glaube, unsere kleine Elfe wird mal ein Krieger.« Mit dem funkelnden Leuchten in seinen Augen, das so typisch für ihn war, beugte sich Keir nach vorn und stützte sich auf die glänzende Tischplatte. »Und was deinen Grobian angeht – du hast ihm erlaubt, dich zu fliegen. Hast du geglaubt, das würde niemand bemerken?«
Jessamy schluckte. »Es ist unmöglich, Keir.«
»Warum?«
Sie zwang sich, ihre Faust zu lösen und dem warmen Blick aus seinen schräg stehenden, braunen Augen standzuhalten, während sie an der Kruste ihrer schlimmsten Wunde riss. »Ich glaube, er will mich wirklich«, sie musste an seine harte Erektion an ihrem Bauch denken, an seinen hungrigen Mund auf ihrem, an seine Hand, die mit männlicher Besitzgier nach ihrem Kinn griff, »und ich werde nicht leugnen, wie tief auch ich mich zu ihm hingezogen fühle.« Was für ein farbloses Wort, um die Wildheit dessen auszudrücken, was Galen in ihr erregt hatte.
»Und doch hält dich etwas zurück.«
»Ich weiß, dass ich zu weit vorausdenke«, sie rieb sich mit der Hand übers Herz, ein vergeblicher Versuch, den Schmerz darin zu stillen, »ich kann nicht anders, als mir seine Verbitterung vorzustellen, wenn er erkennt, was es bedeutet, mit mir zusammen zu sein: dass ihm die Flügel gestutzt werden und seine Erblinie ein Ende nimmt.« Denn Jessamy würde niemals das Risiko eingehen, ein Kind derselben schmerzhaften Existenz auszusetzen, die sie hatte ertragen müssen. »Ich will nicht das Gewicht sein, das ihn an den Boden bindet.«
Als Keir antwortete, war sein Ton sanft, seine Worte jedoch erbarmungslos. »Galen sieht mir nicht wie ein Mann aus, dem es an Mut fehlt. Dass du so etwas über ihn sagst, lässt dich in meinem Ansehen sinken, meine alte Freundin.«
Eiskalt lief es ihr den Rücken hinunter, denn Keirs Worte waren das schmerzhafte Echo dessen, was Galen auf dem Felsvorsprung vor seinem Quartier gesagt hatte. »Du nennst mich einen Feigling«, flüsterte sie heiser. »Du behauptest, ich würde mich hinter meinem Flügel verstecken.«
7
»Das habe ich nicht gesagt, aber du hast es so gehört.« Keir streckte die Hand über den Tisch und schloss sie um Jessamys. Seine Haut war so weich, so ganz anders als die raue Berührung eines
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