Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)
als er zurückkam, lag der Turm still da, die meisten Fenster waren unbeleuchtet. Soweit das Auge reichte, flog niemand außer den Wachposten über den Himmel, und als er lautlos auf dem Balkon vor Jessamys Zimmer landete, stellte er fest, dass die Tür geöffnet war. Er rang mit sich, verlor den Kampf und betrat das Zimmer – und da kam sie ihm entgegen, als wollte sie gerade auf den Balkon gehen.
»Galen!« Die Hand an ihr Herz gehoben, blieb sie stehen. Ihr dunstig grünes, langärmliges Gewand umspielte hauchzart ihre Knöchel.
Und er begriff, dass er sich etwas vorgemacht hatte. » Ich werde dich fliegen.« Es war ein Knurren. »Ich habe dir mein Wort gegeben, dich an jeden Ort deiner Wünsche zu bringen. Warum hast du nicht mich gefragt?« Anstatt das Angebot eines anderen anzunehmen, der nicht so stark war wie er, der sie nicht so weit tragen und nicht so sicher beschützen konnte?
Stille. Offenbar hielt sie den Atem an. Hatte sie etwa Angst? Vollblütige Krieger hatten angesichts seines Zorns den Mut sinken lassen, und er ließ ihn ausgerechnet auf die eine Person los, die ihm wichtiger war als alles andere. Alle Muskeln fest angespannt, wollte er rückwärts auf den Balkon hinaustreten, aber sie hielt ihn mit den einfachen Worten zurück: »Wage es nicht, wieder einfach so zu verschwinden, Galen!« Es war keine Angst, es war Wut.
Er hob eine Augenbraue.
»Du bist fortgegangen, ohne mir Bescheid zu sagen.« Über den erlesenen Perserteppich in Rot und Gold trat sie auf ihn zu und stieß ihn gegen die Brust, was zwar keinen Einfluss auf seine Standfestigkeit oder Balance hatte, aber trotzdem seinen ganzen Körper in Aufruhr versetzte. »Ich musste es erst von Dmitri erfahren.«
Galens eigene Wut glühte. »Mir war nicht bewusst, dass meine Anwesenheit erforderlich war.« Oder auch nur bemerkt worden wäre.
Jessamy hatte nie intimen Kontakt mit Männern gehabt. Die letzten beiden Jahreszeiten waren eine Offenbarung gewesen. Man hatte mit ihr geflirtet, sie umworben und sogar geküsst. Nichts davon war von diesem Felsblock von einem Mann ausgegangen, der sie in den Wahnsinn trieb und das Recht zu haben glaubte, sie anzuschreien. »Wenn sich irgendjemand zu beschweren hat, dass er nicht beachtet wird«, sagte sie, »dann bin ich das.«
»Lass mich nur einen Augenblick mit Trace allein«, sagte Galen. Seine hitzigen Worte hatten nichts Ruhiges oder Beherrschtes an sich. »Ich werde ihn mit meinem Schwert in den Boden spießen und ihm die dürren Glieder ausreißen.«
»Sehr romantisch.« Sie widerstand dem Drang, nach ihm zu treten. »Ich bin so wütend auf dich.« Weil er die Leidenschaft in ihr geweckt hatte, nur um sie dann verhungern zu lassen; weil er ihr den Himmel gezeigt hatte, nur um ihr dann an ebendiesem Himmel aus dem Weg zu gehen. Weil er so stur und so männlich war! »Du hast hier nichts verloren. Geh.«
Das Rascheln von Flügeln, sein großer Körper plötzlich ganz nah. »Du bist wütend auf mich?«
Sie nahm deutlich seine Körperwärme wahr, die drohte, ihre Wut zu flüssigem Verlangen schmelzen zu lassen. Aber sie brachte die Kraft auf, unbeirrt stehen zu bleiben. »Sehr.«
»Gut.«
Ihr Mund klappte auf … und er küsste sie, nutzte die Gelegenheit, um mit seiner Zunge über ihre zu streichen, und forderte ohne jegliche Vorbereitung einen groben, feuchten Kuss mit offenem Mund. Da ihre Knie nachzugeben drohten, packte sie seine kräftigen Oberarme, um aufrecht stehen zu bleiben. Aus Galens Brust drang bei dieser Berührung ein leises, tiefes Geräusch. Er schlang den Arm um ihre Taille und zog sie fest an sich, während er ihren Mund eroberte. Es war keine zärtliche Liebkosung, nicht die behutsame Berührung eines Liebhabers. Es war ein archaischer Anschlag auf ihre Sinne, ein rohes Begehren, das sich nur durch ihre völlige Unterwerfung befriedigen ließ.
Plötzlich hielt er inne, absolut reglos.
Und dann wurde sie an ihn gedrückt und hochgehoben, bis ihr Mund mit seinem auf gleicher Höhe war und er sie verschlang, als wäre sie eine erlesene Delikatesse und er hätte sein ganzes Leben lang darauf gewartet, sie zu probieren. Eine Frau hätte ein Herz aus Stein haben müssen, um davon unberührt zu bleiben, und wenn es um Galen ging, war an Jessamy überhaupt nichts aus Stein. Sie saugte an seiner Zunge, leckte über seine Lippen und biss verspielt hinein, woraufhin sich seine Brust gegen ihren Busen presste. Durch die Berührung richteten sich ihre Brustwarzen zu festen,
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