Engelstation
»Schwer zu sagen.« »Meinst du, er hält sich an unsere Vereinbarung?« Maria warf ihm einen Blick zu. »Nur, wenn du ihn dazu zwingst.«
Marco lehnte sich auf seinem Schreibtisch zurück und trank langsam einen Schluck Espresso. »Wir können über Funk hören, wie er mit dem Schimmernden Clan zu verhandeln versucht. Er bemüht sich, einen schnellen Lieferplan auszuarbeiten, unabhängig von unserem.« »Er war ja auch blöd, wenn er’s nicht täte«, gab Maria zurück. »Die Geliebte – der Schimmernde Clan kann die Präparate schneller synthetisieren, als jedes unserer Schiffe sie liefern und zurückkehren kann. Wenn er jetzt einen Haufen Bares macht, kann er sich gegen alles wappnen, was als nächstes passiert.«
»Glaubst du, er kann die Runaway ohne deine Hilfe hin und zurück fliegen?«
Maria schien einen Moment lang nachzudenken. Ihre Lippen zuckten in einem ansatzweisen Lächeln. »Wird nicht leicht für ihn sein«, sagte sie.
Marco beugte sich näher zu ihr. »Meinst du, er wird sich jemand besorgen, der ihm hilft?«
»Schon möglich. Er hat Optionen auf zwei Singularitäten. Da muß er sowieso Hilfskräfte anheuern, wenn die neuen Schiffe gebaut werden.«
Marco runzelte die Stirn. Der Gedanke gefiel ihm offenbar nicht. Er überlegte einen Augenblick lang, wobei er sich mit einem Finger die Nase rieb.
»Natürlich hat er gerade die Hälfte seiner Profite eingebüßt«, sagte Maria.
Marcos Augen wurden groß. »Die Hälfte?« »Wir haben beide das gleiche von Pasco geerbt. Jedem von uns gehören fünfzig Prozent des Schiffs.«
Marco dachte darüber nach. »Wieso ist Ubu dann Schiffsführer?«
»Er wollte es gern. Ich nicht. Und er ist ein bißchen älter.«
»Was ist die Geliebte?« fragte Marco. »Du wolltest gerade was über eine Geliebte sagen.«
Maria ließ ein überraschtes Lächeln sehen. »Das weißt du nicht?«
»Was soll ich wissen, Pascos Maria?« Sie blinzelte. »Stimmt ja. Ihr wißt gar nichts über sie. Das hab ich ganz vergessen.« Sie holte tief Luft. »Die Geliebte ist ihre … Schiffsführerin, würde ich sagen. Ihre herrschende Intelligenz. Ihre Diener nennen sie so. Ich weiß nicht, wie sie sich selbst nennt.« Ihre aufgeplatzten Lippen zuckten in einem Lächeln. »Schimmernder Clan vielleicht.«
»Weiter, Shooterin.«
»Die Aliens sind nicht wie wir. Sie sind eigentlich nur eine Person, ein Ding. Eine Idee. Die anderen sind nur … so was wie Roboter, oder jedenfalls beinahe. Sie haben nicht mal Namen.« Sie stieß ein erstauntes Lachen aus und warf die Haare zurück. »Ihr wißt nicht mal, wie sie aussehen , oder? Was habt ihr denn geglaubt, was ihr hier finden würdet, als ihr herkamt?«
»Menschen«, sagte Kit. »Eine vergessene Siedlung vielleicht. Oder irgendwas, was jemand klammheimlich gebaut hat.«
Marco sah ihn an. Plötzlich merkte er, wie laut seine Stimme gewesen war.
Maria nickte. »Ein vernünftiger Gedanke, schätze ich. Weiß doch jeder , daß es keine Aliens gibt.«
Marco wandte seine Aufmerksamkeit Maria zu. Er musterte sie eine Weile. Dann beugte er sich zu ihr vor.
»Gehört das zu irgendeinem Plan, Maria?« Kit war von dem sanften, freundlichen Ton seiner Stimme überrascht. »Bist du hier, weil Ubu irgendwas vorhat?«
Die Frage schien Maria nervös zu machen. Sie zögerte einen Moment, dann schaute sie zu Marco auf. »Schon möglich, Marco«, sagte sie ruhig. »Nichts, was ich sagen könnte, würde deine Meinung ändern, wenn du das denkst.«
Marco schwieg. Er beugte sich nur näher zu ihr und sah sie lange an. Maria erwiderte seinen Blick mit trotziger Miene. Ihre Wangen röteten sich und wurden dann wieder blaß.
Kit merkte, daß er die Luft angehalten hatte. Er ließ sie langsam entweichen und atmete dann wieder ein.
Marco nickte. »Wenn Kit dich haben will, kannst du bleiben. Nach dieser nächsten Tour geht ihr beide auf die Familia .«
»Danke, Schiffsführer«, sagte Maria höflich.
Kit war es ganz schwummrig. Er fühlte sich, als wäre er einen langen, dunklen Alptraumschacht hinuntergefallen und unten nur auf weiche Kissen aufgeschlagen.
»Ein kleines Stück weiter in Drehrichtung ist ein Zimmer«, sagte Marco zu Maria. Die Espressomaschine hinter ihm gab ein langes, gurgelndes Zischen von sich. »Blau gestrichen. Ein Schrein. Warte da auf Kit. Ich will mit ihm reden.«
»Ja, Schiffsführer.« Die schöne Maria stand leise von Marcos Sessel auf und ging zur Tür. Ihre Hand sank auf Kits Schulter und drückte sie ermutigend. Kit
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