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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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wieder. »Na, wer ist hier der Verlierer, du Arschloch?« gackerte Maria. Ridge ging immer wieder aufs Ganze und weigerte sich störrisch, aufzugeben. Schließlich sank sein Kontostand auf Null. Maria hoffte, daß er den Gewinn aus den nächsten fünfzig Frachten verloren hatte.
    Ridge wurde durch zwei andere ersetzt. Maria gab Kit ein paar gute Aufstellungen, aber sie kannte kaum einen der anderen Mitspieler und verlor das Interesse am Ausgang des Spiels. Das Blau Sieben begann durch ihre Adern zu schwimmen. Maria klappte den Schreibtisch ein, duschte und stolperte durch die Pappschnipsel zu ihrer Koje. Sie döste ein und verlor jedes Zeitgefühl.
    Grelles Licht brannte durch ihre Lider. Sie öffnete die Augen und sah, daß Kit an der Tür stand und sich das Durcheinander betrachtete. »Ich dachte, du hättest hier mal aufgeräumt«, sagte er. Sie rollte sich vom Licht weg und zog sich die Decken über den Kopf.
    »Hey.« Kits Stimme wurde lauter. »Wach auf! Ich versuch grade, mit dir zu reden.«
    »Dreh das Licht runter!«
    Das grelle weiße Licht wurde matter. Kit ließ sich schwer auf die Matratze sinken. Die Koje schaukelte in ihrer Aufhängung hin und her.
    Maria drehte sich um und sah ihn an. Sie roch Bier in seinem Atem.
    »Ich will, daß der Dreck hier aufgeräumt wird«, sagte Kit.
    »Morgen.« Maria gähnte und reckte sich.
    »Jesus Ristes, ein Glück, daß Marco das nicht gesehen hat. Bist erst einen Tag hier, und schon ist mein Zimmer ein Saustall.«
    » Unser Zimmer.« Ärger klang in ihr auf. » Unser Zimmer.« Kit redete weiter, als ob er es nicht gehört hätte.
    »Du bringst alle gegen dich auf. Du willst dich nicht wie ein Besatzungsmitglied verhalten.«
    »Ich bin auch kein Besatzungsmitglied. Man erlaubt’s mir ja nicht.«
    »Du mußt lernen, wie du dich bei meinen Leuten zu benehmen hast.« Kit stand auf und marschierte wütend in der Kabine umher, wobei er Plastikfetzen aus dem Weg kickte.
    Maria gab auf. Die Anstrengung, sich durch den Nebel von Blau Sieben zu kämpfen, schien sich nicht zu lohnen.
    »Tut mir leid«, sagte sie.
    »Herrgott noch mal.« Kit hörte sich an, als ob er sich bemühte, seine Wut am Kochen zu halten.
    »Tut mir alles echt leid, Kit.«
    »Einundachtzig Leute«, sagte er. »Fünf Schiffe.« Als ob das alles erklären würde.
    Kit duschte, trocknete sich ab und schlüpfte in die Koje. Er legte den Arm um sie.
    »Ich liebe dich«, sagte er.
    Das tut mir auch leid , dachte sie.
    »Ich will bloß mit dir glücklich sein«, sagte Kit. Er küßte sie auf die Wange.
    »Tut mir leid, das mit den Bildern«, entschuldigte sich Maria. »Ich hatte einfach keine Lust mehr, sie noch länger zu sehen.«
    »Die meisten haben sowieso Juan gehört.«
    Sie ließ ein kleines Lachen hören. »Und welche waren deine?«
    Er versteifte sich, als ob er sich darüber klarzuwerden versuchte, ob er wütend sein sollte oder nicht. »Rate mal«, sagte er nach einer Weile. Er zog sie an sich und küßte sie hart.
    Ganz wie ein richtiger de Suarez, dachte Maria. Aber das machte nichts – solange das Blau Sieben vorhielt.

    Verkratzte Wände, eine schwankende Koje, Licht, das sich durch die Schnellstraße der Augenhöhlen direkt in den Schädel bohrte. Kinder schrien und lachten auf dem Korridor draußen, jedes Geräusch eine Ohrfeige. Maria brauchte den Kick von Rot Sieben, nur um aus dem Bett zu kommen. Schmerzen stachen in ihre Gelenke; sie mußte fünfzehn Minuten lang Dehnungsübungen machen, bevor sie sich bewegen konnte, ohne daß verhärtete Muskeln an ihren Gliedern und Gelenken zerrten.
    Sie zog einen Overall an und räumte den Müll vom Boden weg, während Kit draußen war, um zu frühstücken, dann aß sie mit wahrem Heißhunger, als er mit ihrem Tablett zurückkam. »Marco hat allen befohlen, das Schiff fürs Arretieren der Zentrifuge und für hohe ge-Werte klarzumachen«, erzählte Kit. »Vielleicht schießen wir heute noch weg von hier.«
    »Je eher, desto besser«, sagte Maria.
    Sie griff nach der Makronenschachtel. Das Frühstück war auch nicht annähernd ausreichend gewesen.
    Sie beschlossen, einen Illustreifen aufzurufen, und Maria sah sich zum vierten oder fünften Mal Die Terrorschwadron an. Ihre Nerven und das Rot Sieben machten sie zappelig. Kit gab es auf, ihre Hand zu halten, als er bemerkte, wie stark sie schwitzte. Nach dem Mittagessen hatte er Dienst; er mußte mithelfen, das Schiff für die Reise zu rüsten. Die schöne Maria bereitete sich darauf vor, ihren Schachzug

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