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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Illustreifen oder sowas ist.«
    Ubu lachte. »Nun mal im Ernst. Die brauchen bloß einen genaueren Blick auf ihn zu werfen und …«
    »Keiner wird ihn sich allzu genau anschauen wollen, Ubu. Dafür werden wir sorgen.«
    »Wozu sollten wir das Risiko eingehen?«
    Maria hob das Vindaloo an ihre Lippen, spürte, daß immer noch starke Hitze davon aufstieg, und legte die Gabel weg. »Weil wir dann notfalls beweisen können, daß wir hier draußen Außerirdischen begegnet sind«, sagte sie, »und daß wir unsere Fracht nicht gestohlen, sondern rechtmäßig erworben haben. Und es kann sein, daß wir das beweisen müssen , Ubu. Vielleicht müssen wir eine Untersuchung der Marine über uns ergehen lassen.«
    Er sah sie an. »Glaubst du?«
    »Ich weiß es, Ubu.«
    Er überlegte einen Moment. »Wir haben noch ein anderes Problem. Kontamination.«
    »Ja.«
    »Eine unserer Chemikalien hat sie dazu gebracht, Amok zu laufen, und zwar rein zufällig. Das zeigt, daß es in unserer Körperchemie genug Gemeinsamkeiten gibt, daß wir in Gefahr sein könnten. Wie werden unsere diversen Mikrofaunen aufeinander reagieren? Zwölf könnte schon eine Seuche bei uns auslösen, wenn er einfach bloß spuckt. Und er könnte gegen wer weiß was allergisch sein. Gegen Katzenhaare zum Beispiel.« Er grinste. »Kann sein, daß ihn Katzenhaare in ein Monster verwandeln. Wie in einem Illustreifen. Vielleicht bringt er uns alle um.«
    »Früher oder später werden wir’s rausfinden müssen.«
    »Ich hatte gehofft, daß wir in dieser Situation nicht die Versuchskaninchen abzugeben brauchten.«
    Maria holte tief Luft. »Wenn wir das Risiko eingehen wollen, bei anderen Menschen eine Seuche auszulösen, ist es nur fair, wenn wir’s zuerst an uns selbst ausprobieren.«
    Ubu runzelte die Stirn. »Zum Teufel mit den anderen. Du bist diejenige, um die ich mir Sorgen mache.«
    Einen Moment lang herrschte Stille. Maria trieb ihre Gabel stur in ein Stück Ferenc. »Ich melde mich freiwillig, Ubu.«
    Ubu antwortete nicht.
    »Hast du gehört?« Sie pustete auf das Ferenc und probierte es. Zarte, luftige Knochen knackten unter ihren Backenzähnen.
    »Ja.« Ubu gab einen langen Seufzer von sich. »Würde sicherlich alles einfacher machen, wenn wir nicht die ganze Zeit in unseren Anzügen rumlaufen müßten.«
    Maria lächelte und kratzte sich in der Kniekehle. Talkum staubte auf ihre Fingerspitzen. »Ganz meiner Meinung.«
    »Also gut. Holen wir Zwölf zu uns rüber und setzen ihn zuerst unserer Luft aus. Wenn er zusammenklappt und abkratzt, wissen wir, daß wir Probleme haben.«
    »Klingt fair.«
    Er fuhr sich mit den Fingern durch seine strubbeligen Haare. »Da haben wir uns auf was eingelassen, aber echt.«
    »Ja.«
    »Und wir geraten immer tiefer rein.«
    Sie grinste ihn an. »Merkst du das erst jetzt, Shooter?«
    Ubu seufzte. »Eigentlich nicht. Ich hab bloß nicht damit gerechnet, daß der große Treffer mit so viel Arbeit verbunden sein würde.«
    »Dir macht’s doch Spaß. Gib’s zu.«
    Er lächelte. »Ja. Glaub schon.«
    »Einmal wird aber Schluß damit sein. Irgendwann wird’s so kompliziert, daß wir nicht mehr alles verheimlichen können.«
    Er nahm das in sich auf und nickte. »Ich bin drauf vorbereitet.«
    »Das hoffe ich.«
    »Ja.« Sein Gesichtsausdruck wurde nachdenklich. »Ich auch.«

    Zwölf erschien in einem schlecht sitzenden Raumanzug, der aussah, als ob er von geisteskranken Mäusen zusammengenäht worden wäre, in der rückwärtigen Luftschleuse der Runaway . Er legte den Anzug ab und schwebte mehrere Stunden in dem Laderaum, in dem sich die KIs befanden, wobei er sich mit Maria unterhielt und ihre Worte zusammen mit der holographischen Übersetzung aufnahm. Am Ende des Gesprächs waren beide noch gleichermaßen wohlauf.
    Ubu und Maria transportierten die KI und die dazugehörige Ausrüstung in mehreren Arbeitsgängen zum Schiff der Geliebten. Diese hatte Willenlose an Bord, die darauf programmiert werden konnten, in die Wände des Schiffes einzudringen und Leitungen aus reinstem Gold abzusondern. Sie waren zwar nicht so leistungsfähig wie das supraleitende Glasfasermaterial an Bord der Runaway , reichten jedoch für die Erfordernisse des menschlichen Computers. Die Stromversorgung lief über einen anderen Anschluß; ein Abspanntransformator reduzierte die Spannung auf die menschlichen Normen.
    Während die Willenlosen der Geliebten unsichtbar ihre Verbindungen spannen, rüstete Maria – froh, endlich aus ihrem Raumanzug

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