Engelstraum: Schatten der Ewigkeit: Roman (German Edition)
steckt noch die Kraft eines Engels. Sie wartet nur darauf rauszukommen. Und du wirst diese Magie und Kraft zurückwollen.«
Die Macht, mit einer einzigen Berührung zu töten. Keenan atmete aus. Nein, die wollte er nicht zurück. »Du hast Nicole nicht gesehen.«
Sam rollte seine Schultern. »Einen Tipp schenke ich dir, denn, nun ja, du hast nicht viel Zeit. Oder, besser gesagt, sie hat keine.«
Es waren Menschen in der Nähe. Beinahe konnte er ihre Blicke fühlen. Und es kostete ihn alle Kraft, seinen Zorn zu bändigen und das Feuer zu beherrschen, das aus ihm herausplatzen wollte.
»Das letzte Mal, dass ich deine Süße sah, lag sie am Boden und zuckte. Noch dazu verdrehten sich ihre Augen recht Furcht einflößend.«
»Was hast du mit ihr gemacht?« Er würde Sam in Stücke reißen und auf ewig zur Hölle jagen.
»Ich gar nichts«, antwortete Sam kopfschüttelnd. »Die Guten haben sie, und weil deine Süße nicht gerade gut ist, gehe ich mal davon aus, dass sie nicht bis Sonnenuntergang überleben wird.«
Was?
Doch Sam war fort. Verschwunden. Nur noch sein Geruch lag in der Luft. Und es war nicht der leichte, blumige Duft von Engeln.
Es war Schwefel. Der Geruch der Hölle.
Sie wachte in einem Käfig auf. Nicole öffnete die Augen, sprang auf und fand sich gefangen in einer zweieinhalb mal drei Meter großen Gefängniszelle.
Na prima.
Sie rannte an die Tür und packte die Stäbe. »Hallo!«
Alles schien verlassen. Anscheinend war sie in einer Art Untersuchungshaftzelle und momentan die Einzige, die sie hier festhielten.
O-oh.
»Hey!«, rief sie. Irgendwo musste doch ein Polizist sein. »Das könnt ihr nicht machen! Ihr könnt doch nicht einfach Leute auf der Straße mit einem Taser lahmlegen und …«
Metall kreischte, als eine Tür geöffnet wurde. Nicole hielt den Atem an. Eine Polizistin kam, nicht der Cop, der sie mit dem Taser beschossen hatte. Die Frau musste Anfang dreißig sein, hatte kurzes schwarzes Haar und braune Augen.
»Sie sind nicht irgendjemand, Miss St. James«, sagte sie in schleppendem texanischen Tonfall. »Nach Ihnen wird gefahndet, weil Sie beinahe einen Polizisten umgebracht haben.«
Nicole umklammerte die Gitterstäbe fester. »Das war … ich wollte ihm nichts tun.«
Die Tür hinter der Polizistin fiel scheppernd ins Schloss. »Natürlich. Sie hatten nur Hunger, stimmt’s?«
Nun wich Nicole zurück.
»Sie waren hungrig, und Officer Greg Hatten sah wie ein leckerer Snack aus.«
»Sie wissen, was ich bin?«
Ein träges Nicken. Die Frau, die ihrem Namensschild nach Jennifer Connelly hieß, zog ihre Dienstwaffe. »Ich weiß, was Sie sind und wie man Sie tötet.«
Solange die Sonne hoch am Himmel stand, konnte Nicole die Gitterstäbe nicht durchbrechen, und die bleierne Mattigkeit, die sie empfand, verriet ihr, dass heller Tag war. »Und warum lebe ich noch, wenn Sie mich tot sehen wollen?«
»Sie sind schon tot.«
Mussten ihr das dauernd alle sagen? »Ich habe nicht darum gebeten. Ich wollte ganz sicher kein Vampir sein, und ich hatte nicht vor, diesen Cop zu verletzen.«
»Sparen Sie sich Ihre Rührgeschichte.«
Nicole blinzelte.
»Soll ich raten?«, fuhr die Polizistin hämisch fort. »Wenn Sie die Wahl hätten, würden Sie die Zeit zurückdrehen und wieder menschlich sein, richtig?«
Nicht ganz, denn menschlich zu sein würde bedeuten, dass sie tot war.
Connelly gab ihr ohnehin keine Chance, etwas zu antworten. »Wie auch immer, es läuft folgendermaßen: Ich mache den Käfig auf, und Sie versuchen zu fliehen.«
Ja, das war ein guter Plan. Eingesperrt zu bleiben, war jedenfalls keine Option.
Connelly hob ihre Waffe an. »Sie greifen mich an, und ich erschieße Sie.«
Nicole blieb die Luft weg. Doch kein so guter Plan.
»Und weil ich so eine blendende Schützin bin, werden Sie ausbluten, gleich hier, vor meinen Augen.« Connellys Waffe zielte auf Nicoles Herz. »Sie sehen, ich bin kein Fan von Vampiren. Die Toten gehören unter die Erde, nicht auf die Straße, wo sie über Unschuldige herfallen und sie aussaugen.«
»Und Sie meinen, dass keiner mitbekommt, wenn Sie mich erschießen? Ihre Kollegen werden sich fragen, was hier drinnen passiert ist.«
»Sie haben einen Cop angegriffen«, erwiderte Connelly achselzuckend. »Keinen interessiert, was mit Ihnen passiert.« Sie kam näher ans Gitter und betrachtete Nicole verächtlich. »Ich dachte, Sie wären länger ausgeknipst.«
»Und ich dachte, die Polizei soll Leuten helfen.« Das nervte gewaltig. Ihre
Weitere Kostenlose Bücher