Engelstraum: Schatten der Ewigkeit: Roman (German Edition)
Hätte sie eine Chance, würde sie …
»Was?« Er riss ihren Kopf weiter nach hinten. »Willst du mir an die Gurgel?«
Ja.
»Das wolltest du auch an dem Abend in Mexiko, nicht?«
Sie hatte Blut gebraucht. »Nicht so«, murmelte sie. »Ich kann den Durst bändigen.«
Er runzelte die Stirn. »Nein, das glaube ich nicht«, erwiderte er mit einem Achselzucken. »Du riechst noch frisch, nicht wie der verwesende Dreckhaufen, nach dem Vampire sonst stinken.«
Wie schön für sie.
»Aber ich habe mich noch gar nicht richtig vorgestellt«, murmelte er und nahm endlich seine Klaue von ihr. »Mein Name ist Carlos Guerro.«
»Mich interessiert nicht, wer du bist.«
»Nein, das hat es nie. Und genau das war Teil des Problems.« Die zarten Linien in seinen Augenwinkeln vertieften sich. »Du wolltest mich bloß aussaugen.«
Sie schluckte. Vor Schmerz war ihr übel, und das Pochen der Brandblasen wollte nicht aufhören. »Er kommt wieder«, flüsterte sie. Keenan hatte sie nicht verlassen. Er war wutentbrannt den Jägern nachgejagt, doch er würde wiederkommen.
»Gut.« Wieder lächelte er. »Darauf zähle ich auch, Querida. «
Keenan war ausschließlich auf den Jäger Mike konzentriert, als er mit seinem Motorrad die Straße entlangraste. Er fuhr immer schneller.
Zwei Männer aus der Gruppe vor ihm verloren die Kontrolle über ihre Maschinen, kollidierten und flogen von der Straße.
Mike beachtete den Unfall nicht weiter, sondern gab noch mehr Gas.
Aber er war nicht schnell genug.
Keenan hatte die Witterung des Mistkerls: Angst, Wut und Feuer. Mike würde nicht entkommen.
Im Geiste sah Keenan Nicoles Tränen vor sich.
Sein Vorderreifen stieß in Mikes Maschine. Mit einem metallischen Kreischen überschlug sich das Motorrad des Jägers, sodass er durch die Luft geschleudert wurde.
Mikes letzte beiden Männer rasten weiter. Um die würde Keenan sich später kümmern.
Er sah nur zu Mike, der wie ein Krebs über den Asphalt krabbelte und irre kicherte, während ihm Blut aus der Nase lief.
»Die Schlampe ist tot!«
Keenans Fäuste waren geballt. »Sie wollte deinen Bruder nicht töten. Ein anderer Vampir zwang sie, ihn anzugreifen.« Wenn dieser Mike tatsächlich ein Vampirjäger war, wusste er über Gedankenkontrolle und Zwänge Bescheid.
Mike hob seine Waffe, zielte und feuerte.
Die Kugel verfehlte Keenan.
»Was soll der Scheiß?«
»Sie hat dir die Chance gegeben wegzugehen.« Alles um ihn herum war rot, und vor Zorn war Keenan beinahe blind. »Aber du bist wiedergekommen und hast sie verbrannt.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist vorbei. Du tust ihr nie wieder etwas.«
Mike lachte höhnisch.
»Du hast sie allein gelassen«, rief er und spuckte Blut aus und etwas, das wie ein Zahn aussah. »Idiot. Du hast genau gemacht, was er gesagt hat.«
Der Wind schien mehrere Grad kälter zu werden. »Wer hat was gesagt?«
Noch mehr Lachen. »Sie ist allein und tot, bis du bei ihr bist.«
Nein, ihre Angreifer waren fort. Sie war bei Bewusstsein gewesen, als er losfuhr, und er hatte das Feuer gestoppt. Sie hatte gesagt, sie wäre okay.
Beim Atmen brannte es in seiner Brust.
Sie war am Leben gewesen und … er hatte sie allein gelassen. In seinem Zorn hatte ihn der Wunsch zu bestrafen vollkommen beherrscht.
Er wollte töten.
»Die Schlampe wird leiden.«
Keenan atmete aus und schritt über die Straße. »Nein wird sie nicht.«
»Tut sie schon!« Mikes wildes Gelächter wurde von einem Wind davongetragen, der eigentlich nicht da sein sollte. »Sie leidet jetzt.« Seine Lippen bogen sich zu einem breiten Grinsen, bei dem er blutige Zähne entblößte. »Gerechtigkeit.«
Keenan schüttelte den Kopf. Blödsinn. Es war keiner dort, der Nicole etwas tun konnte.
»Er hat gesagt, dass du sie allein lässt.«
»Er?« Fahr zurück zu Nicole , flüsterte eine Stimme in seinem Kopf.
»Er bringt sie um.« Mike blieb das Lachen in der Kehle stecken. »Wenn du sie wiedersiehst, ist sie aufgeschlitzt.«
Keenan packte Mike und riss ihn nach oben. »Wer? Wer ist hinter ihr her?«
Mikes Augen wurden tellergroß. Angst und Schmerz verzerrten sein Gesicht. »F-flügel«, japste er.
Und er starb.
Starb.
Keenan starrte auf seine Hände, mit denen er Mike gepackt hatte.
Eine Berührung bedeutete den Tod.
Rasch zog er sie von dem Toten zurück, und Mikes leblose Hülle fiel wie ein Stein um. Todesstarr.
Sam hatte recht gehabt: Seine Kräfte kehrten zurück, und nun hatte er die wieder, die er am meisten
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