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Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Titel: Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Lautenbach , Johann Ebend
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die Polizei vor der Tür stand: »Was ist passiert?«
    »Können wir ins Haus gehen?«, bat Pieplow und hoffte, dass sie ihm eine Hilfe sein würde, wenn ihre Schwiegermutter erfuhr, was geschehen war. Besser noch, Hans wäre zu Hause und nicht wie alle Tage irgendwo auf Rügen für die Straßenmeisterei unterwegs. Obwohl das möglicherweise auch nichts nützen würde. Hans war wie sein Vater. Verschlossen und schroff. Einer, der es fertigbrachte, wortlos zu verschwinden, anstatt seiner Mutter beizustehen. Der nicht der Typ war, der tröstete. Ganz und gar nicht.
    »Nun sag schon, was los ist!« Bärbel Niemann war ängstlich und ungeduldig zugleich. Sie machte keine Anstalten, Pieplow in einen Raum zu führen, in dem man sich setzen konnte.
    Also berichtete er auf dem Flur. Zwischen Kommode und Garderobe unter einer Fotografie, die das Niemannsche Anwesen aus der Luft zeigte.
    Bärbel Niemann schlug die Hand vor den Mund. »Nein!«, kam es erstickt hinter den Fingern hervor. »Aber wieso?« Sie wich zwei Schritte zurück, bis sie Halt an der Kommode fand. Küche oder Wohnzimmer wären doch besser gewesen. Dann hätte sie sich jetzt auf einen Stuhl fallen lassen können.
    »Jemand muss es Mutter sagen.« Ihr Blick ging zwischen Pieplow und einer Tür im hinteren Flur hin und her.
    Pieplow nickte. Allerdings. Jemand musste es Käthe Niemann sagen, die noch rüstig, aber nicht mehr die Jüngste war. Und seit fast sechzig Jahren mit Fritz Niemann verheiratet.
    »Was müsst ihr mir sagen?« Hinter Bärbel trat Käthe Niemann so überraschend aus der Küchentür, dass ihre Schwiegertochter zusammenzuckte.
    »Mutter! Ich dachte, du bist...«
    »Was ihr mir zu sagen habt, will ich wissen«, fiel Käthe Niemann ihr ins Wort.
    Sie sah ihre Schwiegertochter an. Streng, fand Pieplow. Ohne Wimpernschlag, wie von einer Vorahnung gewarnt, hörte sie Bärbel zu. Nur ein kurzes Rückwärtszucken des Kopfes ließ ahnen, welchen Schlag ihr die Nachricht versetzte.
    »Stimmt das?« Sie fragte tatsächlich bei Pieplow nach.
    »Ja, leider... Es ist... Mein Beileid auch, Frau Niemann.« Den Alten hatte er geduzt. Das hatte sich in ihren wortkargen Gesprächen auf der Bank am Hafen neben Willis Fischbarkasse so ergeben. Bei ihr war das unangebracht. Mehr als guten Tag und guten Weg hatten sie all die Jahre nicht miteinander gesprochen.
    »Wo ist er jetzt?«
    »Wir haben Hübner Bescheid gesagt. Er holt ihn gerade ab.«
    Und war vermutlich längst auf dem Weg nach Bergen, dachte Pieplow. Zur Leichenschau in die Krankenhaus-Pathologie, in der Wanda seit gestern schon lag.
    »Kommt gar nicht in Frage! Bringt ihn her. Ich will ihn hierhaben.« Käthe Niemann bat nicht. Sie ordnete an.
    »Ich weiß nicht, Frau Niemann. Der Arzt muss ihn noch gründlich...«
    »Aber ich weiß es«, unterbrach sie Pieplow. »Er gehört hierher. In dieses Haus. Deswegen werdet ihr ihn nicht wegbringen. Der Arzt kann seine Untersuchungen auch hier machen.«
    »Aber, Mutter.« Bärbel Niemann schien der Wunsch ihrer Schwiegermutter nicht zu gefallen. Jetzt, im Hochsommer. Das Haus voller Gäste und mittendrin der tote Schwiegervater. »Vielleicht ist es besser, der Vater wird drüben zurechtgemacht.« Drüben auf Rügen, und dann, wenn alles seine Ordnung und Richtigkeit hatte, wieder zurück und unter die Erde. So war es auf jeden Fall praktischer.
    Käthe Niemann ging nicht darauf ein. Starrte nur zu Pieplow hinüber mit einem Blick, der durch ihn hindurch ging.
    »Ich kann mich erkundigen«, bot er an und sah, dass sie nun doch weinte. »Aber Sie müssen damit rechnen, dass die Kollegen die Überführung nach Bergen angeordnet haben«, gab Pieplow zu bedenken, obwohl er bezweifelte, dass sie ihm noch zuhörte.
    »Sie hat ihn geholt.« Käthe Niemann sprach halblaut. Monoton, wie zu einer weit entfernten Erscheinung. »Und er wird nicht der Letzte gewesen sein.« Ihre Hand wischte achtlos eine Träne fort, die durch Runzeln und Furchen bis zum Kinn gerollt war.
    Verwundert beugte sich Pieplow ein wenig vor, als sei es ein akustisches Problem, dass er nicht verstand, wovon sie sprach. Wer hatte wen geholt?
    »Das Mensch holt sich, was sie will. Und sie wird so lange nicht damit aufhören, bis ihr den habt, der das getan hat.«
    Ach, du liebes bisschen, dachte Pieplow. Was war das jetzt für ein düsteres Geraune, denn ihm schwante, von wem die Rede war.
    »Sprechen Sie von Wanda?«, vergewisserte er sich.
    Der Blick kam ganz plötzlich aus der Ferne zurück. Hart

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