EngelsZorn - Im Blutrausch
Schamröte stieg ihm ins Gesicht. In seinem Inneren begann sich nun, ein schwerer Konflikt mit sich selbst abzuspielen. Der innere Selbstkonflikt schien ihn zu zerreißen, denn einerseits wollte er sie berühren, ihre Haut spüren, ihre Lippen auf den seinigen fühlen, seinen Körper an den ihrigen pressen, in sie eindringen, sich mit ihr lieben, ihr Haar berühren, ihren Duft in sich aufsaugen, aber andererseits durfte er all diese Dinge nicht tun. Sie gehörte ihm nicht. Sie gehörte einem anderen. Er durfte diese Situation nicht zu seinem Vorteil ausnutzen, denn sie vertraute ihm und hatte ihn nur deshalb in ihre Wohnung gebeten. Selbstvorwürfe zerfleischten ihn und er schämte sich dafür, schon bei der ersten Gelegenheit dieses Vertrauen, welches sie ihm entgegengebracht hatte, schamlos ausgenutzt zu haben.
Er ekelte sich vor sich selbst, seine Beherrschung, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick, verloren zu haben. Langsam entfernte er sich einige Schritte von ihrem Bett. Fort drehte sich hastig um, trat aus dem Schlafzimmer hinaus, ging eilig zurück ins Wohnzimmer, setzte sich auf die Couch, lehnte seinen Kopf zurück an die Wand und versuchte verzweifelt, nicht an sie zu denken. Doch unbewusst rief er sich immer wieder das Bild ihrer nackten Brust in Erinnerung. Er hatte den Duft ihres Haares noch in der Nase und schmeckte noch ihre süßlichen Lippen auf den seinigen. Sein Herz schlug in seiner Brust wie ein wilder Trommelwirbel. Fort konnte sich nicht mehr daran erinnern, an welchem Tag er zu leiden begonnen hatte. Tag für Tag hatte er zusehen müssen, wie de Valence am Abend zu Isabelle
gegangen war, um dort die Nächte zu verbringen. Es nagte jeden Tag ein Stückchen mehr an ihm.
Wenn er seinen Renault unten an der Straße geparkt hatte, so wie an jedem Tag seit diesem Auftrag, um sie vom Wagen aus zu beschatten, hatte er oftmals blitzschnell die Flucht ergriffen und war überstürzt fortgefahren, wenn de Valence mit seinem Jaguar ganz unerwartet aufgekreuzt war und Fort gezwungenermaßen durchs Fenster beobachten musste, was de Valence mit Isabelle dort oben tat. Für gewöhnlich hatte Fort immer genau gewusst, wann de Valence beabsichtigte zu kommen, so dass er sich immer rechtzeitig hätte vor dieser verhängnisvollen Uhrzeit entfernen können, wenn er das auch wirklich gewollt hätte. Doch Fort war überzeugt davon, ein Fluch lastete auf ihm, der nicht zuließ, dass er sich von diesem Ort entfernte. Untertags hatte er sich zumindest schon oft vorgenommen, am Abend zu fahren, sobald de Valence unten aufgetaucht wäre, doch nur in den seltensten Fällen war es ihm auch gelungen, sich an seine guten Vorsätze zu halten. Es war wie ein verfluchter Zwang, zum Fenster hochzusehen, nachdem de Valence zu ihr raufgegangen war, und erst die Flucht zu ergreifen, wenn die Rollos herabgelassen wurden oder aber wie vor einigen Tagen, als die beiden plötzlich splitternackt am Fenster ihres Schlafzimmers aufgetaucht waren und Isabelle während eines stürmischen Kusses von de Valence leidenschaftlich an die Fensterscheibe gedrückt wurde, bevor beide dann hinter dem Fenster, genauso schnell wie sie aufgetaucht waren, wieder in der Dunkelheit verschwanden.
Es machte ihn fertig zu wissen, was de Valence des Nachts dort oben
trieb.
Für Fort waren es die größten seelischen Qualen, die er in diesen Nächten in seinem Wagen durchlebte, wahrhaftig durchleiden musste.
Das Schlimmste war jedoch, dass er das ganze Prozedere immer wieder aufs Neue durchmachen musste, wenn ein neuer Tag, nur ein grausamer Vorbote jeder neuen Nacht, angebrochen war.
Er litt wirklich fürchterlich.
An den Nachmittagen war er dann grundsätzlich nervös geworden, weil der Abend unausweichlich in langsamen Schritten immer näher rückte und es dann nie lange gedauert hatte, bis de Valence wieder vor Isabelles Wohnung stand. Der Gedanke, dass sie sich dort oben liebten, während er unten in seinem Wagen saß, hatte langsam begonnen, sein Gemüt zu zerfressen. Es machte ihn zutiefst unglücklich. Wenn er dann gegen Mitternacht nach Hause gefahren war, hatte er zuallererst immer nach seine r Johnnie Walke r Flasche gegriffen und sich den Whisky aus lauter Verzweiflung den Rachen hinuntergeschüttet. In diesen Momenten fühlte er sich zutiefst verletzt, aber das Schlimmste für ihn war, dass eine Erwiderung seiner Liebe durch diese Frau niemals erfolgen würde und diese sinnlose Liebe keine Hoffnung auf Erfüllung zuließ.
Sie
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