EngelsZorn - Im Blutrausch
lächelte sie abermals verlegen an. „Sollte uns tatsächlich jemand verfolgen, wird der im ersten Moment denken, ich lasse Sie allein. Er wird dann mit Sicherheit rechts ‘ran fahren, um anzuhalten. Und zwar höchstwahrscheinlich in Ihrer unmittelbaren Nähe. Genau hinter Ihnen, vermute ich. Wahrscheinlich wird er Ihnen dann in Ihre Wohnung folgen. Sollte das der Fall sein, schnappe ich mir diesen Typ gleich. Sie dürfen sich aber nicht umsehen, Isabelle. Dieser Kerl soll sich ruhig sicher fühlen. Wenn niemand anhalten sollte, steige ich aus und komm‘ Ihnen hinterher. Anschließend gehen wir gemeinsam zu Ihrem Hauseingang. Aber lassen Sie mich zuerst hinein. Einverstanden?“
„Einverstanden , David.“, sagte sie.
Er hielt in einer Seitenstraße, nicht weit von Isabelles Wohnung entfernt. Den Motor ließ er laufen.
„Gehen Sie genau bis zu dem Zeitungsstand direkt neben dem Buchladen dort drüben...“, er wies mit seinem Kopf dorthin. „... dort warten Sie auf mich. Schmökern Sie am besten unauffällig in einigen Zeitungen.“
Isabelle stieg aus.
Fort fuhr an ihr vorbei und beobachtete im Rückspiegel, ob ein Wagen anhalten würde, doch dies war nicht der Fall. Er wendete nach einigen Metern seinen Renault und fuhr Isabelle entgegen. Sie war noch nicht am Zeitungsstand angekommen. Als er das zweite Mal an ihr vorbeigefahren war, beobachtete er sie anschließend wieder im Rückspiegel und behielt die Straße vor sich im Auge. Nach etwa hundert Metern hielt er an, parkte den Wagen, stieg aus und ging eilig auf sie zu.
„Niemand ist uns gefolgt! Kommen Sie!“, rief er ihr im Vorbeilaufen zu.
Als beide am Hauseingang angekommen waren, zog Fort unbemerkt seine Waffe aus dem Halfter heraus, ging Isabelle voraus und sicherte den Eingangsbereich des Wohngebäudes. Anschließend stiegen sie die Treppen hinauf und erst, nachdem Fort Isabelles Wohnung eingehend durchsucht hatte, durfte sie hinein.
Da er vermutete, dass bereits ein Polizeibeamter abkommandiert worden war, um vor dem Krankenzimmer von de Valence Wache zu schieben, machte er sich keine Sorgen um Isabelle, wenn sie die Nacht über bei ihm verbrachte. Es war bei der Polizei üblich, Personen zu bewachen, auf die ein Anschlag verübt worden war. Auch dann, wenn es vorerst nur eine reine Vermutung war und nicht nur der Hergang erst genau untersucht, sondern auch der Anschlag eindeutig bewiesen werden musste. Seine primäre Aufgabe sah Fort aber darin, sie außerhalb des Krankenhauses zu beschützen. Im Hospital selbst glaubte er sie in völliger Sicherheit zu wissen. Doch den wahren Grund, wieso er nachts nicht vor dem Krankenzimmer auf sie gewartet hatte, wollte er sich selbst nicht eingestehen. Er hatte panische Angst zu sehen, wie liebevoll sie mit de Valence umgehen würde. Schon am ersten Abend hatte er dies unweigerlich mit ansehen müssen, als das Zimmer immer wieder vom Arzt oder einer der Krankenschwestern betreten worden war. Die geöffnete Tür ließ fast jedesmal einen großen Einblick in den Raum zu.
Isabelles Liebe zu de Valence brachte ihn an den Rand der Verzweiflung.
„Ich mache uns ein kleines Frühstück, David. Sie können in der Zwischenzeit gerne das Bad benutzen.“, rief sie ihm zu und verschwand in der Küche.
Sie heizte den Backofen vor, legte ein paar Semmeln zum Aufbacken hinein, ließ Kaffee durch die Kaffeemaschine laufen, schaltete die Herdplatte ein, setzte einen Topf voll Wasser auf, holte zwei Teller und zwei Tassen aus dem Küchenschrank, goss Orangensaft in zwei Gläser, holte Butter, Marmelade, Honig und Käse aus dem Kühlschrank und stellte alles auf ein großes Tablett. ‚... Besteck fehlt noch!...‘, dachte sie und zog die oberste Schublade ihres Unterschrankes heraus, der sich neben der Spülmaschine befand, entnahm daraus zwei Messer sowie vier Teelöffel und legte sie ebenfalls auf das Tablett. Als das Wasser zu kochen begann, legte sie mit Hilfe eines Löffels zwei rohe Eier hinein, wartete vier Minuten lang, holte sie anschließend wieder aus dem kochenden Wasser heraus und tat sie in die Eierbecher, die bereits auf dem Tablett standen. Nachdem auch der Kaffee durchgelaufen war, goss sie ihn in die beiden Tassen und stellte das Milchkännchen sowie die Zuckerdose mit den vollen Tassen ebenfalls auf das Tablett. Sie legte noch zwei Servietten dazu, die mit roten Herzen bemalt waren. Sie hatte sie letzte Woche für Sébastian gekauft. Verstohlen betrachtete sie die Servietten.
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